Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Gastro-Ehepaar denkt gar nicht ans Aufhören
Günter und Martina Fromm betreiben seit 35 Jahren das Restaurant „Am Stadion“in Heiligenstadt
Günter und Martina Fromm betreiben seit 35 Jahren das Restaurant „Am Stadion“in Heiligenstadt und denken gar nicht ans Aufhören. „Wir machen das so lange, wie es die Gesundheit zulässt“, sagen die beiden. Dabei hatten sie mit ihrer Gaststätte auch schon einige Sorgen. Denn nachdem es vor der Wende richtig gut aussah, die Bücher voll waren, die beiden sogar gut ansparen konnten, kam mit der Wende auch die Treuhand. So mussten sie das DDR-Inventar mit dem Ersparten bezahlen, einen Kredit aufnehmen und die Gäste blieben aus. Das rückte sich im Laufe der Jahre aber alles wieder hin und heute bewirten sie die Heiligenstädter und andere Gäste am besten mit Ochsenbäckchen und Hirschbraten – das sind die Renner.
Ursprünglich sind die beiden ja gar keine Gastronomen. Und trotzdem stecken Günter und Martina Fromm seit 35 Jahren ihr Herzblut in das Restaurant „Am Stadion“in Heiligenstadt. Und dass es soweit gekommen ist, hat im Grunde etwas mit der Liebe der beiden zueinander zu tun.
Denn nach einer Fernbeziehung, die die beiden Heiligenstädter pflegten, stand die Frage im Raum, wie es weitergeht: Trennung und jeder geht seiner Wege oder zusammen bleiben und gemeinsam neu anfangen? Die Entscheidung ist heute ersichtlich und führte die beiden damals in die Heimatstadt zum Arbeitsamt. „Weil: Wenn der Heiligenstädter seine Kirchen nicht sieht...“, sagt Martina Fromm.
„Auf dem Rückweg lief uns auf der Wilhelmstraße ein Kollege von der Armee in die Arme“, erinnert sich Günter Fromm. Es stellte sich heraus, dass er mittlerweile der Direktor für Gaststätten bei der Handelsorganisation war. „Ihr sucht Arbeit? Kommt doch zu mir. Du Koch, sie Kellnerin“, sagte der und damit war gewissermaßen alles in Sack und Tüten.
Umschulung zum Koch
„Ich als Koch?“, fragt Günter Fromm heute und lacht. „Ich konnte noch nicht mal Kartoffeln kochen.“Also ging es zur Umschulung. Und dann übernahmen die beiden das Restaurant „Am Stadion“, damals noch unter der Regie der Handelsorganisation. Seit 1. November 1984 betreiben sie die Gaststätte privat, und seitdem hat sich einiges dort geändert. „Wir haben zum Beispiel irgendwann die Rollen getauscht. Meine Frau macht jetzt die Küche, und ich bin im Gastraum.“Das gefällt beiden mittlerweile auch besser. Martina Fromm arbeitet lieber im Hintergrund, und ihr Mann sagt: „Unter Leuten zu sein, hält einen fit, auch im Kopf.“
Ersparnisse zur Treuhand getragen
Bis zur Wende lief es rund, die Bücher waren voll, monatelang im Voraus, und man hatte Geld sparen können. Elf Mitarbeiter wuselten damals in der Gaststätte herum. „Wir waren richtig euphorisch, als die Wiedervereinigung kam“, erinnert sich der heute 66-Jährige. Aber diese Euphorie wurde schnell gedämpft.
Die Treuhand kam, und die Fromms mussten das DDR-Inventar der Gaststätte kaufen, sonst hätte ein anderer Investor übernommen. „Also haben wir unser Erspartes zur Treuhand nach Erfurt getragen“, erzählt Martina Fromm. Auch wurden die beiden zu zahlreichen Umbaumaßnahmen und Neuanschaffungen gezwungen. Und so schmolz das Ersparte dahin, musste ein Kredit aufgenommen werden, und noch dazu blieben die Gäste aus. „Da haben wir zeitweise nicht gewusst, wie und ob es weitergeht“, sagt Günter Fromm. „Aber dann hat es sich so langsam eingespielt.“
Die Leute kämen ja zum Glück immer wieder. „Wir haben Gäste, die haben erst ihre Silberne und dann ihre Goldene Hochzeit bei uns gefeiert“, sagt Günter Fromm. Sonst stehen auch viele Familienund auch Trauerfeiern an. Auch Stammtische kommen im „Stadion“zusammen. Sonntags gibt es das beliebte Mittagsbuffet, und Donnerstag ist Schnitzeltag. „Auch an den Feiertagen hatten wir Gott sei Dank das Haus voll.“
Schlachtefeste gehören dazu
Seit Anfang an gibt es außerdem jedes Jahr ein Schlachtefest, und Günter Fromm verarbeitet die Schweinehälften bis heute selbst. Zuerst hatte das noch ein Hausschlachter übernommen, aber schnell hatte sich Günter Fromm abgeschaut, worauf es ankommt. Mindestens zweimal im Jahr, im
Herbst und im Februar, wird ein Schwein verarbeitet. Auf diese Tradition weisen auch die zahlreichen Gerätschaften hin, die zum Teil den Gastraum zieren. Und dann ist da noch die gute Zusammenarbeit mit dem Sportverein. Günter Fromm kümmert sich um die Verpflegung während der Spiele und versorgt die Jugend bei Schulsportveranstaltungen. Ist er selbst ein Fußballfan? „Beim eigenen Verein auf jeden Fall“, sagt er und zeigt auf ein Bild an der Wand, welches die Stelle zeigt, an der sich heute das Spielfeld