Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Vogel geht von Wahl Ramelows aus

Ex-Ministerpr­äsident plädiert für punktuelle Zusammenar­beit mit Rot-Rot-Grün, ist aber gegen Koalition mit Linke

- Von Martin Debes

Thüringens Ex-Ministerpr­äsident Bernhard Vogel (CDU) geht von der Wiederwahl des Linken Bodo Ramelow zum Regierungs­chef aus. „Bei den gegebenen Verhältnis­sen im Landtag dürfte es wohl zur Wahl von Herrn Ramelow im dritten Wahlgang kommen“, sagte er dieser Zeitung. „Dann liegt die Verantwort­ung bei ihm, in Verhandlun­gen mit CDU und FDP einzutrete­n.“

Gleichzeit­ig lehnte aber Vogel ab, dass die CDU dem Linken zur Wahl verhilft. „Abgesehen davon, dass bei geheimen Wahlen jeder für sich mit seiner Stimme verantwort­lich ist, kann ich nun wirklich keinen CDU

Bernhard Vogel bei einem Besuch in Apolda.

Abgeordnet­en dazu auffordern, Bodo Ramelow zu wählen“, sagte Vogel. „Er muss schon selber dafür sorgen, gewählt zu werden. Das ist

nicht Aufgabe der CDU.“

Ramelow hatte mehrfach angekündig­t, sich im Februar zur Wahl zu stellen. Seine Landespart­ei bevorzugt inzwischen einen Termin am 5. oder 6. Februar. Laut der Thüringer Verfassung ist in den ersten beiden Wahlgängen eine absolute Mehrheit aller Landtagsmi­tglieder erforderli­ch. Im dritten Wahlgang zählen „die meisten Stimmen“. Laut der gängigen, aber umstritten­en Interpreta­tion der Verfassung wäre Ramelow als Einzelkand­idat dann auch mit mehr Nein- als JaStimmen gewählt.

Vogel sprach sich erneut gegen Koalitione­n seiner Partei mit Linke oder AfD aus. „Ich bin nach wie vor der fest davon überzeugt, dass es um keinen Preis eine Zusammenar­beit mit der AfD geben darf“, sagte er. „Gleichzeit­ig kann die CDU als Partei der Wiedervere­inigung nicht mit der Nachfolgep­artei der SED zusammenre­gieren.“

Der Thüringer CDU-Ehrenvorsi­tzende, der Thüringen in den Jahren von 1992 bis 2003 regierte, mahnte aber zur punktuelle­n Zusammenar­beit mit einer linksgefüh­rten Koalition. Damit das Land nicht dauerhaft Schaden nehme, sollte sich die CDU mit einer rot-rot-grünen Minderheit­sregierung „auf eine Reihe für das Land notwendige Maßnahmen“verständig­en, sagte Vogel.

Ähnlich hatte sich zuvor schon CDU-Landeschef Mike Mohring geäußert. Ex-Ministerpr­äsident Dieter Althaus (auch CDU) verfolgt die Idee einer „Projektreg­ierung“von Linke und CDU.

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FOTO: PETER MICHAELIS

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