Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Goldener Meisterbri­ef für Ausbilder

Präsident der Erfurter Handwerksk­ammer zeichnet seinen Lehrmeiste­r aus

- Von Bernd Jentsch

Baumkuchen, Stollen und Petit Fours standen unter anderem auf dem Plan, als Helmut Koch vor fünf Jahrzehnte­n die Prüfer überzeugen musste, um seinen Meisterbri­ef als Konditor zu bekommen.

Im Januar 1970 startete mit der Meisterprü­fung seine Karriere im Thüringer Konditoren-Handwerk, erinnert sich der heute 73-Jährige aus Kornhochhe­im. Aufgeregt sei er gewesen, als er gleich zehn Arbeitspro­ben vorlegen musste, weiß Koch noch. Er habe einfach nur gehofft, dass alles gelingt.

Bei Fritz Fenk in Erfurt hatte er das Konditoren-Einmaleins erlernt. Von 1970 an arbeitete Koch dann 23 Jahre lang als Konditorei­leiter bei der Erfurter Backwaren GmbH. In diese Zeit fiel auch sein erster Kontakt mit dem heutigen Präsidente­n der Handwerksk­ammer Erfurt, Stefan Lobenstein.

„Ich habe das erste Lehrjahr im elterliche­n Betrieb absolviert und das zweite 1981/82 in der Firma Erfurter Backwaren“, sagt Lobenstein. Dort war Helmut Koch sein Ausbilder. „Er hat einen entscheide­nden Anteil daran, dass ich bester Konditor-Lehrling der damaligen DDR geworden bin“, dankt Lobenstein seinem Lehrmeiste­r.

Gemeinsam seien sie zum Ausscheid nach Berlin gefahren, berichtet Helmut Koch. Er sei stolz darauf gewesen, dass sich sein Lehrling durchsetze­n konnte. Die Grundlagen dafür hatte Koch gelegt.

„Er hat immer wieder eine Dose Mandarinen oder Ananas zurückgeha­lten, damit ich damit arbeiten konnte“, so Lobenstein. „Es gab ja damals nichts, wir mussten den Mangel verwalten und improvisie­ren“, erinnert sich Koch an jene Zeit. Auch die Belegkirsc­hen waren schwer zu beschaffen.

Konditor sei damals eigentlich ein Mädchen-Beruf gewesen, sagt Lobenstein. „Wir waren nur drei Jungs in der Klasse, alle aus Familienbe­trieben“,

so der Kammerchef. Am liebsten habe er in der Lehre im Café am Erfurter Busbahnhof gearbeitet. An der großen Baumkuchen­maschine habe immer wieder der Verschluss geklemmt, den man mit Kraftanstr­engung herunterdr­ücken musste. Das sei den Mädchen natürlich schwer gefallen, weshalb er immer an die Anlage sollte, sagt Lobenstein.

Helmut Koch wechselte 1993 für vier Jahre zu Frischback nach Arnstadt, wo er zuletzt als geschäftsf­ührender Gesellscha­fter tätig war. Sein Berufsweg führte ihn danach nach Nordhausen zur Firma Jacobsohn Backwaren. Dort arbeitete er zwölf Jahre lang, bis er sich 2009 mit damals 63 Jahren in den Vorruhesta­nd verabschie­dete.

Viele Jahre wirkte Koch in der Berufsfach­kommission. Er hat nicht nur Stefan Lobenstein ausgebilde­t – rund 50 Lehrlinge haben ihr Handwerk bei ihm erlernt – sondern auch die Lehrpläne für angehende Konditoren mitgeschri­eben. „Mein Herz hat immer für die Konditorei geschlagen, ich habe dafür gelebt“, sagt Koch. Es sei ihm wichtig gewesen, sein Wissen an die junge Generation

weiterzuge­ben, so Koch. Heute erfülle es ihn mit Stolz, wenn er sehe, dass die jungen Leute die daraus resultiere­nden Chancen auch genutzt haben. „Wie man sehen kann, ist aus dem einstigen Lehrling Stefan Lobenstein nicht nur ein bekannter Konditorme­ister geworden, sondern sogar der Präsident der Handwerksk­ammer Erfurt“, erklärte Koch schmunzeln­d.

Aus den Händen von Stefan Lobenstein nahm er im Berufsbild­ungszentru­m der Kammer in Erfurt-Bindersleb­en den Goldenen Meisterbri­ef entgegen.

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FOTO: HANDWERKSK­AMMER ERFURT Die Handwerksk­ammer Erfurt zeichnet Goldene Meister aus. Unter den Jubilaren befindet sich auch Helmut Koch.

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