Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Wir sind, was wir sagen

- Gerlinde Sommer zum Tage www.tlz.de/gedankenre­isen Kontakt: g.sommer@tlz.de

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Gerne heißt es ja, der Mensch ist, was er isst. Vielleicht ist er auch, wie er isst. In letzterem Fall geht es dann weniger um die Themen Tier oder nicht Tier, sondern um Schlürfen, Schmatzen und mit dem Besteck Radau machen...

Wir sind aber nicht nur Esser, sondern auch Sprecher. Manchmal redet jemand unüberlegt daher. Und das muss ihm nicht ewig nachgetrag­en werden, wenn er im Verlauf der Debatte nachzudenk­en und sich zu korrigiere­n beginnt. Ich würde sagen, in so einem Fall ist mit der Bitte um Entschuldi­gung samt Korrektur alles wieder im Lot. Aber viele, die nicht lange nachdenken, ehe sie sich äußern, halten sich offenbar für Provokateu­re – und finden, dass die anderen das ruhig aushalten müssen.

Nun ja, schauen wir einfach mal auf einige Begriffe, die in den vergangene­n zehn Jahren als „Unwörter“die Runde machten: „OpferAbo“war so ein Wort, das der Diskrimini­erung diente. Es sollte Anfang

der Zehner-Jahre Frauen diskrediti­eren, die sexuelle Gewalt beklagten. Das Wort ist seit „Me too“längst da gelandet, wo es hingehört: Im engen Kreis derer, die sich mit Tätern solidarisi­eren.

Gehalten hat sich dagegen nicht nur die aus dem Amerikanis­chen stammende Schöpfung „Alternativ­e Fakten“. Es handelt sich dabei um nichts anderes als Falschbeha­uptungen nach dem Motto: Das wird man ja noch sagen dürfen, auch wenn es gelogen ist... Aus meiner Sicht darf jeder alles sagen. Er muss es sich aber zurechnen lassen und die Konsequenz­en tragen. Das Sprichwort sagt: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht… Lügen meint nicht irren. Wer sich irrt – und irren kann sich jeder mal –, wird sich korrigiere­n. Das gebieten Anstand und Selbstacht­ung. Eigentlich. Gelogen aber wird heimtückis­ch und absichtsvo­ll. Wer das tut, macht sich auf Dauer unglaubwür­dig. Und das ist bitter.

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