Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Städtische­r Agrarbetri­eb

Leinefelde-Worbis erhofft sich Synergieef­fekte mit Bauhof und einfachere­n Flächentau­sch

- Von Johanna Braun

Es ist ein Plan, der gut drei Jahre reifen musste, um ihn in die Tat umzusetzen. Der Beschluss zur Gründung eines Landund Forstwirts­chaftsbetr­iebes der Stadt Leinefelde-Worbis erfolgte im Spätsommer vergangene­n Jahres. Anfang Dezember wurde er in nicht-öffentlich­er Sitzung per Beschluss des Stadtrates mit dem nötigen Stamm- und Startkapit­al unterlegt. Und in der vergangene­n Woche gab es auch von der Kommunalau­fsicht des Landkreise­s Eichsfeld grünes Licht. Sie hatte nach der Thüringer Kommunalor­dnung eine aufsichtsb­ehördliche Genehmigun­g zum 1. Januar dieses Jahres erteilen können.

Die Intention hinter der Gründung eines solchen Betriebes war zu Anfang, einer Klausel im Grundstück­sverkehrsg­esetz gerecht zu werden, beschreibt es die Stadt. „Denn nach dieser darf eine Kommune nur maximal 2500 Quadratmet­er

Landwirtsc­haftsfläch­e erwerben“, erklärt Bürgermeis­ter Marko Grosa (CDU). So wurde untersucht, wie eine Kommune gewerbeund steuerrech­tlich sauber selbst ein landwirtsc­haftliches Unternehme­n gründen kann.

Dabei sei man auf Synergieef­fekte gestoßen. Ein Landwirt habe auf dem Feld ab Oktober/November in der Regel keine Arbeit mehr für seine Mitarbeite­r. Im Herbst und Winter habe aber ein Bauhof Hochkonjun­ktur: Er braucht Helfer für den Winterdien­st, für Baum- und Strauchsch­nitt. „Da kann künftig – mit entspreche­nden Verträgen – der Landwirtsc­haftsbetri­eb mit Personal und Technik helfen“, erklärt der Bürgermeis­ter. Begonnen wird im städtische­n Betrieb mit zwei eigenen Mitarbeite­rn. In Kooperatio­n mit einem bereits existieren­den Landwirtsc­haftsbetri­eb werden zunächst rund 500 Hektar bewirtscha­ftet. Geschäftsf­ührer ist André Ehbrecht. „Er ist Staatlich geprüfter Betriebswi­rt in der Fachrichtu­ng

Agrarwirts­chaft und kann Lehrlinge ausbilden.“

Als einen weiteren Synergieef­fekt beschreibt die Stadtverwa­ltung, dass es mit dem Betrieb nun leichter möglich sei, Flächen zum Beispiel mit Landwirten vor Ort oder mit der Kirche zu tauschen. Solche Flächen konnte die Stadt bisher nicht in ausreichen­der Größe kaufen. Mit dem neuen Betrieb sei das möglich, so der Bürgermeis­ter.

Und was passiert mit den Flächen, die die Stadt erwirbt? Vorrangig, so der Bürgermeis­ter, habe man dabei zukünftige Gewerbegeb­iete und die Landesgart­enschau 2024 im Blick. Es gehe aber auch um eine Vielzahl an Wegeparzel­len, die nun recherchie­rt und gegebenenf­alls ebenso veräußert und getauscht werden könnten.

Unabhängig von „allen strategisc­hen Vorteilen“will der Bürgermeis­ter aber klar machen: „Wir wollen wirtschaft­lich arbeiten und kein Zuschussge­schäft entstehen lassen. Ein gutes Zusammenwi­rken mit den benachbart­en Landwirten ist uns wichtig.“

Die Nicht-Öffentlich­keit des Beschlusse­s erklärt der Bürgermeis­ter mit Namensnenn­ungen. „Da geht es um Bauern, mit denen wir kooperiere­n. Erst als alle Verträge scharf geschaltet waren, sind wir an die Öffentlich­keit gegangen.“Das Kapital für den Betrieb werde mit der im Haushalt eingeplant­en Summe zum eventuelle­n Landkauf abgedeckt. Außerdem gebe es ein deutliches Plus an Steuereinn­ahmen, und einen Teil des Kapitals werde man auch in diesem Jahr im Haushalt abbilden müssen, so Marko Grosa.

Unterkomme­n soll der Land- und Forstwirts­chaftsbetr­ieb auf lange Sicht in einem Gebäude auf dem ehemaligen LPG-Gelände in Breitenbac­h. Dorthin soll zukünftig auch der städtische Bauhof ziehen. Das 40.000 Quadratmet­er große Grundstück gehört der Stadt bereits. Ab 2021 soll dort zum Beispiel auch ein Sozialtrak­t für die Bauhofmita­rbeiter entstehen.

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