Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
„Mein geliebter Jan, schlaf gut“
Tausende Menschen nehmen im Hamburger Michel Abschied vom beliebten TV-Schauspieler Jan Fedder. Die Trauerfeier gerät zu einer großen Verneigung
Wie beliebt Jan Fedder nicht nur in Hamburg war, sondern im ganzen Fernsehland, zeigt sich um kurz nach 15 Uhr: Polizisten bringen den mit Rosen geschmückten Sarg des Schauspielers aus der Kirche, als sich 2000 Trauergäste erheben und den Sargträgern nach draußen folgen. Dort, vor dem Michel, warten weitere 1500 Fans. Sie sind teils von weither gekommen, um Abschied zu nehmen von der norddeutschen Ikone, und haben die Trauerfeier auf einer Großbildleinwand angesehen. Was folgt, ist ein denkwürdiger, bewegender Konvoi über die Reeperbahn.
Der Zug verbindet die wichtigsten Orte im Leben des am 30. Dezember nach langer Krankheit verstorbenen Fedder. Von der Michel genannten Hauptkirche, in der er getauft und konfirmiert wurde und in der er vor 20 Jahren seine Ehefrau Marion geheiratet hatte, chauffiert eine schwarze Limousine die sterblichen Überreste quer durch Fedders geliebten Stadtteil St. Pauli, wo er geboren wurde und gestorben ist. Fedder, der Ur-Hamburger mit der unverwechselbaren, von vielen Zigaretten geschliffenen Bassstimme:
Er sei nicht zu ersetzen in Hamburg, sagt Kollege Claude-Oliver Rudolph (63), mit dem zusammen Fedder 1981 im Film „Das Boot“seinen Durchbruch feierte. „Da wird immer eine Lücke bleiben.“
Fedders Witwe kämpft um ihre Stimme
Viele prominente Weggefährten sind gekommen: die Sänger Klaus Meine (71), Sasha (48) und H.P. Baxxter (55), die Schauspielgrößen Uschi Glas (75), Michaela May (67), Heinz Hoenig (68) und Axel Milberg (63), TV-Koch Tim Mälzer (48), die Moderatoren Judith Rakers (44) und Hugo Egon Balder (69). Auch die Kollegen aus der ARD-Vorabendserie „Großstadtrevier“, in der Fedder 28 Jahre lang den KiezPilawa
bullen Dirk Matthies verkörperte. Und Peter Heinrich Brix (64), mit dem er in der NDR-Serie „Neues aus Büttenwarder“spielte. „Er ist ein Riesen-Herzensmensch gewesen“, sagt etwa der Moderator Jörg
(54). „Er war der letzte Volksschauspieler.“
Ergreifend, wie Fedders Witwe im Michel Abschied nimmt. „Mein geliebter Jan, das ist der schwerste Gang, den ich je machen musste. Du warst meine Familie, mein Mann, mein Fels, mein engster Vertrauter, mein alles“, sagt Marion Fedder (55) und kämpft um ihre Stimme. „Nun muss ich dich auf deine letzte Reise schicken, einmal noch über die Reeperbahn – das hast du dir gewünscht –, und dann heißt es schlafen eine lange, lange Zeit. Endlich Ruhe haben und träumen von all den schönen Dingen, die du erlebt hast. Mein geliebter Jan, schlaf gut.“Die Trauergäste sind gerührt, sie applaudieren der Witwe.
Jan Fedder war ein raues Original, sagt Pastor Alexander Röder würdigend. Ein Mensch „mit Ecken und Kanten“, der gerade deshalb das Gefühl vermittelt habe, „ein guter Kumpel zu sein“. Schließlich erweist der Hamburger Hafen Fedder eine letzte Ehre. Nach dem Gottesdienst machen alle Fähren gemeinsame Sache – und hupen besonders laut. Ein Tag voller Symbolik geht zu Ende: Am Tag seiner Beerdigung wäre Fedder 65 Jahre alt geworden.