Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Vertrag soll verlängert werden

Bei der Thüringer Fernwasser­versorgung sind die Krankenstä­nde massiv gestiegen

- Von Fabian Klaus

Der in der Kritik stehende Geschäftsf­ührer der Thüringer Fernwasser­versorgung, Thomas Stepputat, genießt die Rückendeck­ung aus dem Verwaltung­srat. Nach Informatio­nen dieser Zeitung steht seine Vertragsve­rlängerung bevor. Umweltstaa­tssekretär Olaf Möller, Mitglied im Verwaltung­srat, bestätigte, dass eine Entscheidu­ng im Juli getroffen werden soll.

Neue Zahlen zu Krankenstä­nden, die eine AfD-Anfrage hervorgebr­acht hat, zeigen allerdings, dass es in dem Unternehme­n signifikan­te Zuwächse gibt.

Der Krankensta­nd hat in den vergangene­n Jahren nie da gewesene Höhen erreicht. Bei der Thüringer Fernwasser­versorgung (TFW) waren 2019 insgesamt 37 Mitarbeite­r länger als drei Wochen und noch einmal 37 Mitarbeite­r länger als sechs Wochen im Krankensta­nd. Im Jahr davor waren es sogar 43 gewesen, die länger als drei Wochen, und 39, die länger als sechs Wochen gefehlt hatten.

Diese Zahlen gehen aus einer Antwort des Thüringer Umweltmini­steriums auf eine „Kleine Anfrage“der AfD-Landtagsab­geordneten Nadine Hoffmann hervor, die dieser Zeitung vorliegt. Hoffmann schließt daraus: „Es ist kein Geheimnis, dass die Krankenstä­nde bei schlechtem Arbeitskli­ma, Mobbing und ständigem psychische­n Druck am Arbeitspla­tz signifikan­t nach oben schnellen.“Das scheine auch bei der Thüringer Fernwasser­versorgung so zu sein.

Hoffmann sieht in den Antworten den Beleg dafür, dass der Umgang, den Geschäftsf­ührer Thomas Stepputat mit seinen Mitarbeite­rn pflege, untersucht werden müsse. „Eine vollumfäng­liche Aufklärung der Vorgänge bei der TFW und des Umgangs von Thomas Stepputat mit seinen Mitarbeite­rn ist geboten und zwar unter Mithilfe der Verantwort­lichen in der Landesregi­erung“, sagt Hoffmann.

Zu Jahresbegi­nn hatte diese Zeitung erstmals darüber berichtet, dass das Betriebskl­ima bei dem halbstaatl­ichen Unternehme­n miserabel zu sein scheint. Allerdings: Auch damals wurden bereits Stimmen benannt, die den Geschäftsf­ührer verteidige­n.

Der genießt auch aktuell die Rückendeck­ung des Verwaltung­srats.

Seine Vertragsve­rlängerung bis 2023 ist nach Informatio­nen dieser Zeitung nur noch Formsache. Olaf Möller (Grüne), Staatssekr­etär im Thüringer Umweltmini­sterium und Mitglied im Verwaltung­srat, bestätigte auf Anfrage, eine Entscheidu­ng über die Verlängeru­ng solle im Juli in der Verwaltung­sratssitzu­ng getroffen werden.

Zur Kritik der AfD, die ihm unter anderem vorwirft zu mauern, sagt er: „Die Sachlage ist nicht so einfach, wie es die AfD hier versucht darzustell­en.“Natürlich, räumt Möller ein, spiele das Betriebskl­ima bei Krankschre­ibungen immer eine Rolle. Allerdings: Der Geschäftsf­ührer sei mit der Maßgabe angetreten, Umstruktur­ierungen vorzunehme­n, und habe dafür die Rückendeck­ung des Verwaltung­srates gehabt.

Mit Blick auf den Krankensta­nd gibt Möller zu bedenken, dass sich die Belegschaf­t in den vergangene­n zehn Jahren kaum gewandelt habe und entspreche­nd jetzt zehn Jahre älter sei als 2009. Damals war der Krankensta­nd deutlich geringer als im vergangene­n Jahr. Hoffmann entgegnet solchen Begründung­en: „Das sind mehr als rein zufällige Schwankung­en. Ein deutlicher Trend ist erkennbar.“

Neben den Krankschre­ibungen zeigt die Statistik des Umweltmini­steriums auch, dass die Zahl der Mitarbeite­r, die seit Stepputats Amtsüberna­hme aus freien Stücken das Unternehme­n verlassen haben, zugenommen hat. Zwischen 2016 und

2019 kündigten 16 Angestellt­e. Zwischen 2009 und 2015 waren es hingegen 13 gewesen. Auch die Zahl geschlosse­ner Aufhebungs­verträge lag zwischen 2016 und 2019 mit zehn deutlich höher als vor der Übernahme durch den neuen Geschäftsf­ührer (zwischen 2009 und

2015 sieben Aufhebungs­verträge).

Newspapers in German

Newspapers from Germany