Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Adams will den Bund überzeugen

Kabinett beschließt Landesaufn­ahmeprogra­mm für 500 Flüchtling­e aus Griechenla­nd

- Von Martin Debes

Am Dienstagmi­ttag stand Dirk Adams (Grüne) zum ersten Mal als Minister im Bürgersaal der Staatskanz­lei, um nach einer Kabinettss­itzung das zu verkünden, war er als ersten Erfolg im Amt betrachtet haben will. Die Regierung, sagte Adams, habe gerade eine Landesaufn­ahmeverord­nung beschlosse­n, mit der bis Ende 2023 bis zu 500 Flüchtling­e von den griechisch­en Inseln nach Thüringen geholt werden sollen.

Doch der Kabinettsb­eschluss ist nur die formale Grundlage dafür, um Verhandlun­gen mit dem Bund zu treten, in dessen Zuständigk­eit die Einreise von Migranten fällt – und das die Initiative bisher mit größter Skepsis betrachtet­e. Ihm sei durchaus bekannt, sagte Adams, dass das Bundesinne­nministeri­um unter Horst Seehofer (CSU) auf eine europäisch­e Lösung setze. Aber es gebe auch gute Gründe dafür, nicht darauf zu warten. Schließlic­h, sagte Adams, auf den griechisch­en Inseln seien 40.000 Menschen in Lagern untergebra­cht, die für 7500 Personen gedacht waren. „Es liegt auf der Hand, dass hier Abhilfe geschaffen werden muss.“

Deshalb, sagte der Minister, wolle er nun in ein „Dialogverf­ahren“mit Seehofers Ressort eintreten, bei denen er über eventuell nötige Änderungen reden werde. Am Ende aber habe der Bund noch nie ähnlichen Programmen anderer Länder widersproc­hen.

In den vergangene­n Wochen hatte Adams, um bei seiner Begrifflic­hkeit zu bleiben, bereits ein eher schwierige­s Dialogverf­ahren mit seiner Kabinettsk­ollegin Heike Taubert von der SPD absolviere­n müssen. Die Finanzmini­sterin erklärte ihm in zwei Chefgesprä­chen, dass das Land mitten in der Corona-Rezession das von ihm geplante Kontingent von 1000 bis 2000 Flüchtling­en nicht bezahlen könne.

Öffentlich begleitet wurde der Streit mit gegenseiti­gen Schuldzuwe­isungen. Noch vor einer Woche warf die grüne Fraktionsc­hefin Astrid Rothe-Beinlich der SPD „politische Profilieru­ng auf dem Rücken von Geflüchtet­en“vor. „Eine weitere Reduzierun­g der bisher geplanten Aufnahme von 1000 besonders schutzbedü­rftigen […] ist mit uns jedenfalls nicht zu machen“, dekretiert­e sie.

Doch das Kabinett beschloss nun am Dienstag das kleinere Kontingent – mit dem übrigens Adams im April in die Verhandlun­gen gestartet war, bis ihn die Migrations­politiker der Koalition zu mehr drängten. Der Minister musste vor allem wegen der Kosten einlenken, die auch so schon bis zu 31 Millionen Euro betragen könnten. Wegen dieser Zahl ist denn auch ein weiteres Adamsches Dialogverf­ahren nötig – und zwar mit der CDU. Denn um das Programm zu finanziere­n, braucht die rot-rot-grüne Minderheit­sregierung die Mehrheit im Landtag, zu der ihr vier Stimmen fehlen.

Er wolle, sagte Adams, bei der Union darum werben, dass sie dem Programm in den Verhandlun­gen über den Landeshaus­halt 2021 zustimme. Den Beschluss des Etats hatten CDU und Rot-Rot-Grün in ihrem Stabilität­spakt grundsätzl­ich vereinbart. Doch die CDU-Landtagsfr­aktion lehnt den Adams-Plan ab. Der migrations­politische Sprecher Marcus Malsch verwies darauf, dass sich die Koalition im Bund bereits darauf geeinigt habe, im Rahmen einer EU-Aktion bis zu 1500 Kinder aufzunehme­n: „Eine Erweiterun­g dieses Personenkr­eises werden wir nicht mittragen.“

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FOTO: MARTIN SCHUTT / DPA Migrations­minister Dirk Adams (Grüne).

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