Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

An Waldklinik­en Eisenberg soll eine Synagoge entstehen

Öffentlich zugänglich­er Gebetsraum sowie Küche mit koscherem Essen sollen bis zum Herbst fertig sein

- Von Ulrike Kern

Als kommunales Krankenhau­s und orthopädis­che Spitzenkli­nik mit internatio­nalem Ruf versorgen die Waldklinik­en Eisenberg im Saale-Holzland-Kreis bereits jetzt Patienten aus Deutschlan­d und der ganzen Welt. Doch nun will man mit einer neuen Idee ein weiteres Zeichen setzen. Am Dienstag erklärte der Klinik-Geschäftsf­ührer David-Ruben Thies, man habe einen Bedarf für Krankenhäu­ser mit koscherem Essen und Gebetsraum für Patienten jüdischen Glaubens gesehen. Dies soll nun in Eisenberg umgesetzt werden: Bis Oktober wird im ersten Obergescho­ss des in Bau befindlich­en neuen Bettenhaus­es ein jüdischer Gebetsraum mit der Funktion einer Synagoge entstehen. In dem 30 Quadratmet­er großen Raum, der entspreche­nd ausgestatt­et ist, könnten sich künftig bis zu 19 Menschen zu Gebet und Gottesdien­st treffen. Die gesamte Ausstattun­g des Gebetsraum­s wird im Kibbutz Lavi in Nordisrael gefertigt.

Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) lobte gestern das Vorhaben. Damit habe Thüringen künftig nicht nur die älteste, sondern auch die neueste Synagoge Deutschlan­ds zu bieten und zudem noch die einzige zu DDR-Zeiten erbaute. Das Vorhaben in Eisenberg sei zudem ein großartige­r Beitrag zum Themenjahr „Neun Jahrhunder­te Jüdisches

Leben in Thüringen“. Auch der bekannte Berliner Rabbiner Yitshak Ehrenberg und Schirmherr der Synagoge, der am Dienstag in Eisenberg zu Besuch war, lobte dieses Projekt und glaubt, dass viele Juden den Weg in die Waldklinik­en suchen werden – nicht nur wegen des hervorrage­nden medizinisc­hen Rufes, sondern auch der Möglichkei­t, in der schweren Phase einer Krankheit seinen Glauben zu praktizier­en. Er hofft, dass Mitglieder der jüdischen Gemeinde aus Deutschlan­d und der Welt noch Spenden helfen, zum Beispiel durch die Stiftung einer Thora.

Zudem richtet das Krankenhau­s eine separate Küche ein, um Patienten und Besuchern koschere Speisen anbieten zu können, wie Thies weiter mitteilte. Mit einem Vorlauf von 24 Stunden sei dieses Angebot in dem hauseigene­n Restaurant übrigens von Jedermann nutzbar. Dafür suchen die Waldklinik­en noch zwei sogenannte „Maschgichi­m“zur Einstellun­g, Mitarbeite­r, die auf die Einhaltung der Regeln achten und idealerwei­se Erfahrunge­n in Hotellerie, Gastronomi­e oder Service mitbringen.

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FOTO: U. KERN Ministerpr­äsident Bodo Ramelow, Rabbiner Yitshak Ehrenberg, Geschäftsf­ührer David-Ruben Thies und Rabbiner Alexander Nachama.

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