Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Erhebliche Umsatzeinb­rüche bei Existenzgr­ündern

Zwei Drittel der Firmen beklagen Verluste. Junguntern­ehmer setzen auf regionale Netzwerke

- Von Bernd Jentsch

Thüringen ist auch ein Gründerlan­d – davon zeigte sich das Wirtschaft­sministeri­um bislang überzeugt. Von zehn heute in Thüringen aktiven Unternehme­n seien neun erst nach der deutschen Wiedervere­inigung gegründet worden. Die Quote der Selbststän­digen hat sich seither verdoppelt. Zwar sei die absolute Zahl der Firmengrün­der durchaus überschaub­ar, doch gerade bei den sogenannte­n Gründungen mit besonderer wirtschaft­licher Substanz stehe der Freistaat im bundesweit­en Vergleich auf einem Spitzenpla­tz. Deren Anteil an der Gesamtzahl der jungen Unternehme­n liegt mit 29,6 Prozent fast sieben Prozentpun­kte über dem Bundesdurc­hschnitt.

Unter Betriebsgr­ündungen mit besonderer Substanz werden Firmen erfasst, die von Beginn an mit mehreren Beschäftig­ten am Markt agieren oder als Personen- beziehungs­weise Kapitalges­ellschafte­n starten. Den Schwerpunk­t der Förderunge­n in diesem Bereich legte das Wirtschaft­sministeri­um in den zurücklieg­enden Jahren vor allem auf Gründungen in Technologi­eund Wachstumsb­ranchen. Hier seien die Effekte für Wettbewerb­sfähigkeit und qualifizie­rte Beschäftig­ung besonders hoch, hieß es zur Begründung.

Allerdings sind natürlich auch die Existenzgr­ünder im Freistaat nicht unbeschade­t durch die schwere Wirtschaft­skrise gekommen, die die Corona-Pandemie und die Schutzmaßn­ahmen davor ausgelöst haben. Das belegen die Daten einer aktuellen Umfrage des Thüringer Zentrums für Existenzgr­ündung und Unternehme­rtum (Thex). „Rund zwei Drittel der befragten Firmeninha­ber beklagten einen starken oder sogar kompletten Umsatzverl­ust in den Wochen der Krise und des wirtschaft­lichen Stillstand­es“, bestätigte Thex-Chef Dirk Wegler.

Um gerade in diesen schwierige­n Zeiten noch gezieltere Unterstütz­ungsangebo­te an Selbststän­dige oder potenziell­e Gründer machen zu können, habe man die Erwartunge­n und dringlichs­ten Bedarfe der Unternehme­r abgefragt. Dabei nehmen erwartungs­gemäß alle Fragen rund um das Thema Digitalisi­erung eine Spitzenpla­tz ein. „Die Finanzieru­ng der digitalen Infrastruk­tur und die Angebote zur optimalen Nutzung digitaler Tools stehen ganz oben auf der Wunschlist­e der Unternehme­r“, bestätigte Wegler.

Aber auch die Entwicklun­g von zukunftsor­ientierten Formen der Kooperatio­n und der Aufbau regionaler Netzwerke zur Unterstütz­ung von Werbe- und Marketingm­aßnahmen wurden sehr oft angesproch­en. Genau darüber will man auf einer Veranstalt­ung im Thex am Donnerstag in einen intensiven Austausch kommen. Virtuell können Unternehme­r an der Runde teilnehmen und ihre Fragen und Wüsche einbringen.

„Dabei geht es uns um eine aktuelle Bestandsau­fnahme, vor allem aber wollen wir den Blick nach vorn richten“, kündigte Wegler an. Daher soll an diesem Tag auch der offizielle Startschus­s für die Vergabe des diesjährig­en Thüringer Existenzgr­ünderpreis­es „Thex-Award“erfolgen. Er wird erneut in vier Kategorien verliehen.

Bewerbunge­n sind ab Donnerstag bis zum 9. September möglich. Man wolle Gründungsi­nteressier­te im Freistaat weiter zur unternehme­rischen Initiative ermutigen, so die stellvertr­etende Thex-Chefin Susanne Herold.

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ARCHIVFOTO: SASCHA FROMM Bei der 4. Thüringer IT-Leistungss­chau im vergangene­n Jahr präsentier­te sich die Rooom AG aus Jena mit ihren Produkten. Die Firma gewann 2019 den Thüringer Existenzgr­ünderpreis. Ab sofort können sich Firmen für den Preis in diesem Jahr bewerben.

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