Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Zwei Halbzeiten für ein Programm

Um Nachtsitzu­ngen zu vermeiden, wollen Union und SPD am Mittwoch weiter beraten

- Von Tim Braune und Kerstin Münsterman­n

Um kurz nach zehn Uhr am Dienstagvo­rmittag trafen bereits die Partei- und Fraktionsc­hefs der Union bei Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt ein. Sie bereiteten das Spitzentre­ffen der Koalition vor, das am Nachmittag begann. Es sollte ein langer Abend werden. Denn zu besprechen gab es jede Menge.

Nichts weniger als das größte Konjunktur­paket der letzten Jahrzehnte wollte die Koalition auf den Weg bringen. Mit bis zu 80 Milliarden Euro sollen die zum Erliegen gekommene Kauflaune der Deutschen stimuliert sowie besonders hart von der Pandemie getroffene

Wirtschaft­sbranchen gestützt werden. Angesichts des hohen Beratungsb­edarfs einigten sich CDU, CSU und SPD darauf, die Verhandlun­gen voraussich­tlich noch vor Mitternach­t zu unterbrech­en. Die Gespräche sollten an diesem Mittwochvo­rmittag nach der Kabinettss­itzung dann fortgesetz­t werden. Man wolle ohne Zeitdruck sprechen, hieß es zur Begründung.

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sagte vor Beginn des Treffens, für das Konjunktur­paket werde eine Liste mit 60 Vorschläge­n beraten. „Es wird sich lange hinziehen.“

Besonders umstritten war eine Auto-Abwrackprä­mie, um die deutsche Schlüsseli­ndustrie und von ihr abhängige Branchen wie Zulieferer zu stützen. Gefördert werden sollten aus Sicht von Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder nicht nur Elektro-Autos, sondern auch effiziente­re Verbrenner (Diesel und Benzin), die weniger CO2 produziere­n. Die SPD wollte das nicht mitmachen. „Eine Kaufprämie für Autos der Verbrenner­technik wird es mit uns nicht geben“, sagte Parteichef­in Saskia Esken. Weitgehend unstrittig war mehr Unterstütz­ung für Familien. Im Gespräch war ein einmaliger Bonus von 300 Euro pro Kind. Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) sprach sogar von 600 Euro.

SPD-Finanzmini­ster Olaf Scholz möchte Städten und Gemeinden durch Übernahme ihrer Altschulde­n helfen. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) fordert bis zu 28 Milliarden Euro unter anderem für Bahn und digitale Infrastruk­tur. Die Zeit drängt: Bis zur Sommerpaus­e hat der Bundestag nur noch zwei Sitzungswo­chen. Der Bundesrat tagt noch einmal.

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FOTO: DPA CDU-Chefin Kramp-Karrenbaue­r kommt ins Kanzleramt.

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