Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
30 Kameras beobachten Luchse
Start für Forschungsprojekt des BUND Thüringen mit den Universitäten Göttingen und Freiburg im Eichsfeld
„Der Luchs gehört zu den deutschen Wäldern ebenso wie Wildschwein und Reh“, erklärt Burkhard Vogel, Geschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Thüringen (BUND) bei der Vorstellung des Projektes zur Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland.
Einst großflächig verbreitet, kommen die Tiere heute in Deutschland nur in drei voneinander isolierten Verbreitungsgebieten vor: Harz, Bayerischer Wald und Pfälzerwald. Derzeit breitet sich der Luchs nur sehr langsam aus. Gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Freiburg will der Verband die Ursachen für die zögerliche Ausbreitung der Tiere erforschen. In Freiburg wird an einem wissenschaftlichen Ausbreitungsmodell gearbeitet. Hier fließen bereits vorhandene Daten von Beobachtungen auch von der Arbeitsgruppe um Dr. Markus Port von der Universität Göttingen ein, die im vergangenen Jahr gesammelt wurden. Seinerzeit betreuten die Göttinger in Kooperation mit dem BUND und der Wildtierland Hainich gGmbH zwei Luchsprojekte in Thüringen. Dabei wurde die Verbreitung der Tiere im Südharz und im Großraum Hainich untersucht. Beobachtet wurde immer wieder ein Luchs bei Bockelnhagen, der mit einem Sender versehen war. Hier setzt nun das neue Projekt an. Im Südharz und speziell im Landkreis Eichsfeld wird die Verbreitung der Raubkatze untersucht.
„Aufgrund der vorliegenden Daten und der neuen wird in Freiburg das Modell erarbeitet und immer wieder angepasst“, erklärt Port. Ziel sei es, mit dem Modell verlässliche Vorhersagen treffen zu können, wie sich die Luchspopulation vergrößern wird. Ebenso sollen mit dem Projekt Gründe der schleppenden Verbreitung der Luchse erkannt werden. „In unserem neuen Projekt wollen wir die Ursachen dafür identifizieren sowie Wege, wie wir die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland in Zukunft unterstützen können“, so BUNDGeschäftsführer Burkhard Vogel.
Ein Jahr lang werden nun Daten gesammelt. „Wir werden mindestens 30 Fotofallen für die Beobachtungen
installieren, die brauchen wir für eine gute Abdeckung“, erklärt Projektleiter Markus Port. Einige von den Kameras seien schon aufgestellt. Jetzt gilt es für Markus Port, noch weitere Standorte zu suchen. Dafür ist er auch auf die Waldbesitzer und Jäger angewiesen. In Gesprächen würden geeignete Stellen an Wegen aufgrund von Beobachtungen in den vergangenen Monaten ausgesucht. „Die Zusammenarbeit im Eichsfeld mit der Jägerschaft und den Waldbesitzern ist sehr gut. Das ist nicht überall so“, lobt der Projektleiter. Auch von Thüringenforst werde das Projekt unterstützt.
Die Standorte der Fotofallen seien enorm wichtig, um die wichtigen Daten zu erhalten. Meist werde auch bei den Arbeiten am eigentlichen Standort erkannt, dass dieser nicht geeignet ist. Durch Begehungen in der näheren Umgebung findet man laut Port dann meist eine geeignete Stelle für die Kamera.
Das Erfassen der Daten und die Beobachtungen durch die Fotofallen sei aber nur ein Teil des Projektes. „Durch verschiedene Workshops sollen die Projektpartner außerdem über Biologie und Ausbreitungsverhalten des Luchses informiert werden“, erklärt Port eine weitere Aufgabe.
Gefördert wird das Modell-Projekt vom Thüringer Umweltministerium mit knapp 45.000 Euro. Bis zum „Luchsland Thüringen“sei es aber laut BUND-Geschäftsführer Burkhard Vogel noch ein langer Weg.
„Wir wollen Wege identifizieren, wie wir die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland in Zukunft unterstützen können.“Burkhard Vogel, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz