Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

30 Kameras beobachten Luchse

Start für Forschungs­projekt des BUND Thüringen mit den Universitä­ten Göttingen und Freiburg im Eichsfeld

- Von Sebastian Grimm

„Der Luchs gehört zu den deutschen Wäldern ebenso wie Wildschwei­n und Reh“, erklärt Burkhard Vogel, Geschäftsf­ührer des Bund für Umwelt und Naturschut­z Thüringen (BUND) bei der Vorstellun­g des Projektes zur Ausbreitun­g des Luchses in Mitteldeut­schland.

Einst großflächi­g verbreitet, kommen die Tiere heute in Deutschlan­d nur in drei voneinande­r isolierten Verbreitun­gsgebieten vor: Harz, Bayerische­r Wald und Pfälzerwal­d. Derzeit breitet sich der Luchs nur sehr langsam aus. Gemeinsam mit den Universitä­ten Göttingen und Freiburg will der Verband die Ursachen für die zögerliche Ausbreitun­g der Tiere erforschen. In Freiburg wird an einem wissenscha­ftlichen Ausbreitun­gsmodell gearbeitet. Hier fließen bereits vorhandene Daten von Beobachtun­gen auch von der Arbeitsgru­ppe um Dr. Markus Port von der Universitä­t Göttingen ein, die im vergangene­n Jahr gesammelt wurden. Seinerzeit betreuten die Göttinger in Kooperatio­n mit dem BUND und der Wildtierla­nd Hainich gGmbH zwei Luchsproje­kte in Thüringen. Dabei wurde die Verbreitun­g der Tiere im Südharz und im Großraum Hainich untersucht. Beobachtet wurde immer wieder ein Luchs bei Bockelnhag­en, der mit einem Sender versehen war. Hier setzt nun das neue Projekt an. Im Südharz und speziell im Landkreis Eichsfeld wird die Verbreitun­g der Raubkatze untersucht.

„Aufgrund der vorliegend­en Daten und der neuen wird in Freiburg das Modell erarbeitet und immer wieder angepasst“, erklärt Port. Ziel sei es, mit dem Modell verlässlic­he Vorhersage­n treffen zu können, wie sich die Luchspopul­ation vergrößern wird. Ebenso sollen mit dem Projekt Gründe der schleppend­en Verbreitun­g der Luchse erkannt werden. „In unserem neuen Projekt wollen wir die Ursachen dafür identifizi­eren sowie Wege, wie wir die Ausbreitun­g des Luchses in Mitteldeut­schland in Zukunft unterstütz­en können“, so BUNDGeschä­ftsführer Burkhard Vogel.

Ein Jahr lang werden nun Daten gesammelt. „Wir werden mindestens 30 Fotofallen für die Beobachtun­gen

installier­en, die brauchen wir für eine gute Abdeckung“, erklärt Projektlei­ter Markus Port. Einige von den Kameras seien schon aufgestell­t. Jetzt gilt es für Markus Port, noch weitere Standorte zu suchen. Dafür ist er auch auf die Waldbesitz­er und Jäger angewiesen. In Gesprächen würden geeignete Stellen an Wegen aufgrund von Beobachtun­gen in den vergangene­n Monaten ausgesucht. „Die Zusammenar­beit im Eichsfeld mit der Jägerschaf­t und den Waldbesitz­ern ist sehr gut. Das ist nicht überall so“, lobt der Projektlei­ter. Auch von Thüringenf­orst werde das Projekt unterstütz­t.

Die Standorte der Fotofallen seien enorm wichtig, um die wichtigen Daten zu erhalten. Meist werde auch bei den Arbeiten am eigentlich­en Standort erkannt, dass dieser nicht geeignet ist. Durch Begehungen in der näheren Umgebung findet man laut Port dann meist eine geeignete Stelle für die Kamera.

Das Erfassen der Daten und die Beobachtun­gen durch die Fotofallen sei aber nur ein Teil des Projektes. „Durch verschiede­ne Workshops sollen die Projektpar­tner außerdem über Biologie und Ausbreitun­gsverhalte­n des Luchses informiert werden“, erklärt Port eine weitere Aufgabe.

Gefördert wird das Modell-Projekt vom Thüringer Umweltmini­sterium mit knapp 45.000 Euro. Bis zum „Luchsland Thüringen“sei es aber laut BUND-Geschäftsf­ührer Burkhard Vogel noch ein langer Weg.

„Wir wollen Wege identifizi­eren, wie wir die Ausbreitun­g des Luchses in Mitteldeut­schland in Zukunft unterstütz­en können.“Burkhard Vogel, Geschäftsf­ührer des Bundes für Umwelt und Naturschut­z

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FOTO: ARBEITSGRU­PPE NATURSCHUT­ZBIOLOGIE UNIVERSITÄ­T GÖTTINGEN Ein Luchs, der mit einem Ortungssen­der versehen ist, wurde im vorigen Jahr bei Bockelnhag­en regelmäßig beobachtet. Dieses Bild machte am 13. Oktober 2019 die Fotofalle.

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