Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
„Immer am Ball bleiben“
Heiligenstadts Jugendfußball-Leiter Stefan Rohner hat ehrgeizige Ziele
Stefan Rohner ist seit zwölf Jahren Jugendfußball-Leiter beim SC Heiligenstadt (SCH), aber eine Situation wie diese ist auch für den 50-Jährigen neu. Aufgrund der Corona-Krise musste die Saison sowohl im Erwachsenen- wie auch im Nachwuchsbereich unterbrochen werden. Inzwischen hat der Thüringer Fußball-Verband sich nach heftigen Interventionen entschieden, seine ursprüngliche Entscheidung zu revidieren und die Spielzeit im Nachwuchsbereich vorzeitig zu beenden. Im Interview der Woche spricht Rohner, der früher im Nachwuchs des FC Rot-Weiß Erfurt kickte, über den Abbruch im Jugendsektor, den Stellenwert der Nachwuchsarbeit beim SCH, die mittelfristige Ausrichtung des Vereins sowie über seine persönliche Zukunft.
Was sagen Sie zur Entscheidung des Thüringer Fußball-Verbands, die Saison im Nachwuchsbereich nun doch abzubrechen?
In dieser Hinsicht war ich ein wenig zwiegespalten. Letztlich muss ich aber sagen, dass ich die Entscheidung für richtig halte und durchaus nachvollziehen kann. Vor allem im Bereich der A-Jugend hat es einige Probleme gegeben.
Wie wäre es dort nach der Saison 2020/21 weitergegangen?
Dies war noch gar nicht abschließend geklärt, der Abbruch ist aus meiner Sicht deshalb auch richtig.
Haben Sie noch mit dieser Kehrtwende gerechnet?
An dem Tag, als vom TFV die Nachricht kam, dass die Saison im Nachwuchsbereich bis Herbst unterbrochen und dann fortgesetzt werden soll, haben uns beraten und gemeinsam alles durchgesprochen, weil wir ja die neue Saison im Jugendbereich planen mussten. Am nächsten Tag kam dann auf einmal die Entscheidung, doch abzubrechen. Da mussten wir uns dann auf einmal wieder neu orientieren und noch Entscheidungen verändern. Diese Kehrtwende hat uns schon überrascht. Ich frage mich: Was hat den Ausschlag für diesen Sinneswandel gegeben?
Wie ist der SC Heiligenstadt im Nachwuchsbereich quantitativ und qualitativ aufgestellt?
Momentan sind wir sehr gut aufgestellt, haben aktuell zwölf Jugendmannschaften in allen Altersstufen. Die weiteren Planungen sind fast abgeschlossen. Wir wissen aber nicht genau, ob nach der Zwangspause auch alle Nachwuchsspieler zurückkehren werden. Ich hoffe natürlich, dass die Lust am Fußball noch vorhanden ist.
Welchen Stellenwert besitzt die Jugendförderung beim SCH?
Der Stellenwert des Nachwuchses ist für uns sehr hoch. Man sieht das allein an der ersten Mannschaft, die in der Thüringenliga spielt, und an der und zweiten Mannschaft, die in der Kreisoberliga aufläuft. Fast alle Spieler, die in diesen Teams zum Einsatz kommen, haben zuvor im
Nachwuchs des SCH gespielt. Aushängeschild unseres Jugendbereiches ist die Talenteliga-Mannschaft des Jahrgangs 2008, die sich in den Punktspielen beispielsweise mit dem Nachwuchs von Carl Zeiss Jena, Rot-Weiß Erfurt und Wacker Nordhausen misst.
Zur kommenden Saison werden einige Trainerstellen im Jugendbereich beim SCH neu besetzt. Soll damit ein Signal gesetzt werden?
Der Nachwuchs steht und fällt mit der Qualität der Trainer und Übungsleiter. Deshalb freuen wir uns, einige neue Trainer dazugewonnen zu haben. Aber man muss auch in dieser Hinsicht immer am Ball bleiben.
Wohin soll der Weg in Sachen Talentförderung beim SCH mittelund langfristig führen?
Ziel ist es, einen Gegenpart zu schaffen zu den Zentren beziehungsweise Jugendinternaten in Lengenfeld/ Stein oder Schlotheim. Wir möchten uns etablieren und zu den führenden Vereinen in Thüringen gehören. Man muss in dieser Hinsicht auch mal den neuen Vorstand erwähnen, der sich sehr für die Gewinnung von Spielern und Nachwuchstrainern stark macht.
Sie haben früher selber die erste Mannschaft des SC Heiligenstadt in der Verbandsliga trainiert. Würde Sie ein neuer Job als Coach im Herrenbereich reizen?
Nein, das reizt mich zur Zeit nicht. Durch die Arbeit am Stützpunkt und die Trainerarbeit im Nachwuchs des SCH ist meine Zeit auch nur begrenzt.
Sie haben selber höherklassig gespielt – treten Sie auch heute noch ab und zu gegen den Ball?
Ich spiele noch bei den Alten Herren. Leider werden wir derzeit auch ausgebremst, freuen uns aber alle schon auf die Zeit nach Corona.