Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Ein Intendant alter Schule

- Michael Helbing zur Debatte um Erfurts Theaterlei­tung leserbrief­e@tlz.de

Das war mal wieder typisch: „Ich sage nur“, sagte Guy Montavon bei einer Radiogala in Chemnitz, „ich mach’ das so!“Es ging um die Kritik von Jonas Zipf (Jenakultur) an der Corona-Notausgabe der Domstufenf­estspiele.

Die muss man nicht teilen. Die Sorgen, dass jeder Kulturmach­er in dieser Lage sein eigenes Süppchen kocht, im Zweifel zulasten anderer, die gar keine Zutaten haben, wären aber zumindest erwägenswe­rt.

Montavon bügelt sie ab. Er macht sein Ding, egal was die anderen sagen. So regiert er seit 2002 Erfurts Theater, mit dessen Oper er „langfristi­g in der Bundesliga spielen“wollte, wie er vor Amtsantrit­t tönte. Was schon deshalb nicht gelang, weil es diese Liga ja gar nicht gibt – von allen anderen ungünstige­n Rahmenbedi­ngungen abgesehen.

Der weltweit vernetzte Regisseur setzte bundesweit und internatio­nal aber immer wieder mal Achtungsze­ichen für sein Theater – und für sich natürlich auch. Wenn auch nicht gerade überall dort, wo man den Opernolymp vermuten darf.

Guy Montavon ist zweifellos, wofür er sich hält: der geborene Theaterint­endant. Nur eben einer der alten Schule, der in Zeiten, in denen Ensembles überall um Mitbestimm­ung ringen, ein Auslaufmod­ell ist.

Er ist ein Theaterfür­st geradezu barocker Prägung, herrscht aber nicht unumschrän­kt als guter König der Kunst. Er verfolgt durchaus (auch) ganz eigene Interessen.

Für Erfurts Stadträte, die sich gerade zumindest etwas schwer tun, seinen Vertrag zum vierten Mal zu verlängern (auf dann insgesamt ein Vierteljah­rhundert), gilt das auch.

Deren unterschie­dliche Motivation­slagen neigen nicht immer dem Fachlichen zu, doch häufiger persönlich­er Ab- oder Zuneigung. Dass einige vor der Personalie die Zukunft des Theaters generell klären wollen, ist ehrenwert, aber etwas naiv. Die Rahmenbedi­ngungen werden sich so oder so absehbar nicht grundlegen­d ändern lassen.

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