Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Einfach spazieren
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Die Gruppe mit ihren Walkingstöcken wird ganz wuschig, wenn wir sie fragen, ob sie einen schönen Spaziergang machen. Spaziergang ist Müßiggang, sie aber machen Sport... Die Jogger rennen der Entspannung davon. Sie wollen ihr Herz schlagen hören. Und dies allein deshalb, weil sie sich anstrengen.
Der Spaziergänger aber geht vor sich hin und nichts zu suchen, das hat er im Sinn. Er will sich erholen und seine Gedankenwelt beruhigen. Deshalb mag mancher Spaziergänger einsame Wege. Wobei der eine oder andere Flaneur nur durch den Park geht, um gesehen zu werden in seinem neuen Gewand.
Lustwandeln. Was für ein sinnliches Wort. Einst begannen die Menschen sonntags raus aus der Stadt zu gehen, weil es in der Enge weder genug Luft noch Sonne gab. Die Natur wurde zum Sehnsuchtsort. In unseren Homeoffice-Zeiten erlebt der Verdauungsspaziergang eine Renaissance. Einfach mal ins Grüne? In manchen Regionen war das zeitweilig verboten, denn es brauchte einen guten Grund für den Gang vor die Tür: einkaufen, zum Arzt gehen - das galt als solcher. Aber spazieren?
Wer am liebsten in Gesellschaft unterwegs ist, hat es jetzt wieder einfacher. Es muss zwar Distanz gehalten werden mit Menschen aus anderen Haushalten. Aber die Menschen müssen sich nicht mehr gänzlich aus dem Wege gehen. Übrigens: Wer jetzt das Spazieren als angenehm empfindet, der kann ja auch mal wieder wandern gehen.
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