Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Die Arbeitslos­igkeit steigt deutlich an

Betriebe in Nordthürin­gen haben mehr als 3000 Anträge auf Kurzarbeit gestellt. Lehrstelle­nsituation wird schwierig

- Von Silvana Tismer

Die Zahl der Arbeitslos­en liegt in Nordthürin­gen bei mehr als

9000 Personen. Das waren rund

200 mehr als im April und 17 Prozent mehr als vor einem Jahr. „Wir haben erwartungs­gemäß steigende Arbeitslos­enzahlen“, sagte der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Nordhausen, Karsten Froböse, bei der Vorstellun­g der Arbeitsmar­ktzahlen für Mai.

Einen starken Anstieg zum Vorjahr hatte der Landkreis Eichsfeld. Hier wurden 2529 Jobsuchend­e registrier­t, 75 mehr als im April und rund ein Viertel mehr als im Mai

2019. Die Arbeitslos­enquote liegt aktuell bei 4,7 Prozent. Im Vorjahr waren es 3,8 Prozent.

„Der Anstieg zum Vormonat fiel insgesamt nicht so stark aus wie im April. Die Situation ist dennoch deutlich schlechter als vor einem Jahr“, sagt Froböse. Die Arbeitslos­enquote für Gesamtnord­thüringen liege aktuell bei 6,9 Prozent. „Kurzarbeit sichert Beschäftig­ung und hält den Anstieg der Arbeitslos­igkeit in Grenzen. Das ist nicht selbstvers­tändlich, denkt man nur an die rasant steigende Arbeitslos­igkeit in den USA. Hier kann sich jeder eine eigene Meinung bilden.“

Die Nachfrage nach Arbeitskrä­ften liege mit einem Minus von fast 38 Prozent seit Jahresbegi­nn deutlich unter dem Niveau des VorjahNach­frage res. Infolgedes­sen sei die Zahl der Vermittlun­gen um rund ein Viertel zum Jahr zuvor gesunken. „Bei Automobilz­ulieferern, der Zeitarbeit und der Gastronomi­e ist die

weiterhin gering. Hier war es schwierig, Menschen in Arbeit zu bringen.“Stellenmel­dungen kämen derzeit vor allem aus dem Handwerk, dem Baugewerbe und der Pflegebran­che.

Von März bis April haben Nordthürin­ger Betriebe mehr als 3000 Anzeigen auf Kurzarbeit eingereich­t, im Mai kamen 190 Anzeigen dazu. „Wer nach Ende des Monats per Antrag Kurzarbeit abrechnet, erhält in der Regel in wenigen Tagen Kurzarbeit­ergeld“, so der Agenturche­f. „Wichtig ist, dass das Kurzarbeit­ergeld durch Unternehme­n zuvor an die Arbeitnehm­er ausgezahlt wurde. So wie es im Antrag bestätigt wird. Alles andere ist nicht in Ordnung.“

Während die Betriebe intensiv damit beschäftig­t sind, die Folgen der Corona-Krise zu bewältigen, lernen Jugendlich­e für ihren Abschluss und planen ihre Zukunft. Bislang gab es eine große Auswahl an Ausbildung­sberufen und -betrieben. Die aktuelle Situation ist eine andere. „Unternehme­n agieren aufgrund des Konjunktur­einbruchs vorsichtig und verschiebe­n teilweise ihre Einstellun­gsentschei­dungen nach hinten“, so Froböse.

Jeder junge Mensch, der eine Ausbildung sucht, solle sich überlegen, welche Forderunge­n er an einen Betrieb realistisc­h stellen kann. „Das Wunschkonz­ert ist abgesagt. Die jungen Leute müssen jetzt flexibel sein.“

„Das Wunschkonz­ert ist abgesagt. Junge Leute müssen jetzt flexibel sein.“Karsten Froböse, Chef der Nordthürin­ger Agentur für Arbeit, zur aktuellen Ausbildung­ssituation aufgrund der Corona-Krise in den Betrieben

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