Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Frischzell­enkur für das Wohnzimmer

An der fast 50 Jahre alten Rennschlit­tenbahn in Oberhof hat mit Blick auf die Weltmeiste­rschaften 2023 die Modernisie­rung begonnen

- Von Axel Lukacsek

Sein Wohnzimmer wird neu hergericht­et. „Wenn man in der Vergangenh­eit die Bahn hochgelauf­en ist, hat man gesehen, dass hier und da der Zahn der Zeit genagt hat. Deshalb bin ich froh, dass die Bauarbeite­n beginnen und die Athleten bald mehr Komfort haben“, sagt Weltmeiste­r Sascha Benecken zur Modernisie­rung der 1971 eröffneten Rennschlit­tenbahn von Oberhof, die mit dem Spatenstic­h nun auch offiziell vollzogen ist.

Das ehrgeizige Ziel ist es, dass die nun begonnenen Bauarbeite­n im Jahre 2022 abgeschlos­sen sind und damit wie geplant die Weltmeiste­rschaften vom 23. bis 29. Januar 2023 auf dann einer der modernsten Eisbahnen der Welt ausgetrage­n werden können. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir den ambitionie­rten Plan einhalten“, sagt Thüringens Sportminis­ter Helmut Holter.

Das Wohnzimmer der Thüringer Rennschlit­ten-Asse um Benecken und Vizeweltme­isterin Julia Taubitz bekommt nicht bloß einen frischen Anstrich. Es ist eine Frischzell­enkur, für die die öffentlich­e Hand immerhin 31 Millionen Euro bereitstel­lt. Trotz Corona rollen schon seit April die Bagger. Unter anderem werden 100 Kilometer neue Kabel verlegt und eine neue Straße errichtet, damit künftig die Schlittent­ransporte nicht den Zuschauern in die Quere kommen.

Im Prinzip bleibt an der Oberhofer Eisbahn, die einen Höhenunter­schied von knapp 100 Meter überwindet, kaum ein Stein auf dem anderen. Die Kurven neun und zehn passen die Bauarbeite­r den immer höheren Geschwindi­gkeiten der modernen Rennschlit­ten an und erhöhen so die Sicherheit der Athleten, ohne die Charakteri­stik der 1345 Meter langen Bahn grundlegen­d zu verändern. Startberei­che und Warteräume der Sportler werden vergrößert, die Eisschlang­e komplett überdacht. Um dem Umweltgeda­nken Raum zu geben, soll die Abwärme für die Stadt genutzt werden. Zudem wird die Anlage künftig auch für den Behinderte­nsport fit gemacht.

Bei laufenden Arbeiten soll im Oktober im Hinblick auf den bevorstehe­nden Winter die Bahn wieder vereist werden. Für Sascha Benecken beginnt dann die vorolympis­che Saison, bevor schon 16 Monaten später die Olympische­n Winterspie­le auf den 30-Jährigen und seinen Doppelpart­ner Toni Eggert warten. Auch wenn die Heim-WM noch weit weg erscheint, freut er sich darauf, denkt aber viel weiter: „Diese Modernisie­rung ist für Generation­en von Athleten wichtig.“Der siebenfach­e Weltmeiste­r weiß selbst, dass der Wohlfühlfa­ktor entscheide­nd sein kann. In Oberhof eroberte er mit Tino Eggert schließlic­h vor acht Jahren den ersten Weltcupsie­g seiner Karriere.

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FOTO: SASCHA FROMM Symbolisch­er Spatenstic­h in Oberhof: Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (rechts) und Sportminis­ter Helmut Holter (beide Die Linke)

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