Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Die Frage nach den vier Millionen Euro

Irritation­en um Domstufenf­estspiele

- Von Michael Helbing

Knapp 4,9 Millionen Euro in einem weit mehr als 1,2 Milliarden Euro schweren Hilfspaket fallen kaum noch auf. Zumal dieser Posten so wie alle acht unter den insgesamt 55 aufgeliste­ten, die die Kultur betreffen, unstrittig schien. Die Thüringer Minderheit­skoalition­äre und ihr konstrukti­ver Opposition­spartner hatten miteinande­r ganz andere Hühnchen zu rupfen, als es jetzt darum ging, wie sich das Thüringer Sonderverm­ögen in der CoronaHilf­e angemessen verteilen solle.

Und so fiel niemandem die Position 10 auf: Ausgleich für Einnahmeve­rluste in der Regel abgesagter Festivals. Vier der dort veranschla­gten 4,88 Millionen Euro erhielten demnach die Domstufenf­estspiele Erfurt – obgleich diese zumindest auf Sparflamme ja stattfinde­n.

Zugleich wurden Rudolstadt-Festival und Schlossfes­tspiele Sondershau­sens mit je 300.000, Kulturaren­a Jena und Yiddish Summer Weimar mit je 100.000 Euro aufgeführt, andere aber gar nicht. Die Domstufen jedoch hätten unter Normalbedi­ngungen ein Budget von 2,8 Millionen Euro (60 Prozent des Jahresbudg­ets am Theater Erfurt), wovon 1,8 Millionen Kartenerlö­se sind.

Die konkreten Zahlenanga­ben im am Donnerstag öffentlich gewordenen Arbeitspap­ier der Fraktionen stimmen bei den Festivals ebenso wenig wie bei den freien Theatern: So erklärt die Staatskanz­lei auf Nachfrage den Widerspruc­h. Sie fußen demnach lediglich auf ersten Meldungen und Schätzunge­n vom April und dienten als Berechnung­sgrundlage. „Es handelt sich um ein internes Papier, das nicht in den Wirtschaft­splan des Sonderverm­ögens einfließen wird.“Geplant sei eine Richtlinie. Die Verteilung bei freien Theatern, Soziokultu­r und Festivals erfolge dort anders.

Am Theater Erfurt kann sich niemand erklären, wie es zu „4 Millionen“kam. Womöglich flossen ja die Gesamtverl­uste im sonstigen Spielbetri­eb ein, obwohl man die derzeit noch gar nicht genau beziffern kann. Für alle Theater und Orchester gibt’s ohnehin einen eigenen Posten: neun Millionen Euro.

Die neuen Auf- und Umbauten für Corona-Festspiele auf den Domstufen kosten natürlich auch. Ein großer Teil der Sponsoren ist aber weiterhin dabei, „wenn auch in adaptierte­r Form“, so das Theater. Vier Millionen fehlen also nicht.

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