Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Die Frage nach den vier Millionen Euro
Irritationen um Domstufenfestspiele
Knapp 4,9 Millionen Euro in einem weit mehr als 1,2 Milliarden Euro schweren Hilfspaket fallen kaum noch auf. Zumal dieser Posten so wie alle acht unter den insgesamt 55 aufgelisteten, die die Kultur betreffen, unstrittig schien. Die Thüringer Minderheitskoalitionäre und ihr konstruktiver Oppositionspartner hatten miteinander ganz andere Hühnchen zu rupfen, als es jetzt darum ging, wie sich das Thüringer Sondervermögen in der CoronaHilfe angemessen verteilen solle.
Und so fiel niemandem die Position 10 auf: Ausgleich für Einnahmeverluste in der Regel abgesagter Festivals. Vier der dort veranschlagten 4,88 Millionen Euro erhielten demnach die Domstufenfestspiele Erfurt – obgleich diese zumindest auf Sparflamme ja stattfinden.
Zugleich wurden Rudolstadt-Festival und Schlossfestspiele Sondershausens mit je 300.000, Kulturarena Jena und Yiddish Summer Weimar mit je 100.000 Euro aufgeführt, andere aber gar nicht. Die Domstufen jedoch hätten unter Normalbedingungen ein Budget von 2,8 Millionen Euro (60 Prozent des Jahresbudgets am Theater Erfurt), wovon 1,8 Millionen Kartenerlöse sind.
Die konkreten Zahlenangaben im am Donnerstag öffentlich gewordenen Arbeitspapier der Fraktionen stimmen bei den Festivals ebenso wenig wie bei den freien Theatern: So erklärt die Staatskanzlei auf Nachfrage den Widerspruch. Sie fußen demnach lediglich auf ersten Meldungen und Schätzungen vom April und dienten als Berechnungsgrundlage. „Es handelt sich um ein internes Papier, das nicht in den Wirtschaftsplan des Sondervermögens einfließen wird.“Geplant sei eine Richtlinie. Die Verteilung bei freien Theatern, Soziokultur und Festivals erfolge dort anders.
Am Theater Erfurt kann sich niemand erklären, wie es zu „4 Millionen“kam. Womöglich flossen ja die Gesamtverluste im sonstigen Spielbetrieb ein, obwohl man die derzeit noch gar nicht genau beziffern kann. Für alle Theater und Orchester gibt’s ohnehin einen eigenen Posten: neun Millionen Euro.
Die neuen Auf- und Umbauten für Corona-Festspiele auf den Domstufen kosten natürlich auch. Ein großer Teil der Sponsoren ist aber weiterhin dabei, „wenn auch in adaptierter Form“, so das Theater. Vier Millionen fehlen also nicht.