Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Der ganz andere Schulalltag Eltern aus dem Eichsfeld sorgen sich um die Psyche ihrer Kinder und werfen viele Fragen auf
Eichsfeld.
Die Kommunikation mit mehreren Menschen ist aufgrund der Coronabeschränkungen schwierig. „Doch man muss diskutieren und Meinungen austauschen“, sagt Benjamin Ramisch, ein Vater, der sich wie andere Eltern im Landkreis Sorgen um die Zukunft der eigenen Kinder macht.
Er gründete eine WhatsAppGruppe, lud Bekannte ein und schrieb sie mit den Worten an: „Gern könnt Ihr Bekannte oder Freunde zur Gruppe einladen“. Nach einer Wochen zählt die Gruppe rund 100 Mitglieder, darunter laut Ramisch auch Krankenschwestern, Selbstständige, Buchhalter und Kindergärtnerinnen. Man diskutiere und tausche Erfahrungen aus, so Ramisch. „Wir sind keine Coronaleugner. Aber die Maßnahmen müssen wir erörtern und nach anderen Lösungen suchen“, betont der Familienvater.
„Die Kinder sind die Schwächsten und leiden sehr. Es ist doch traurig, wenn mein vierjähriger Sohn sagt: Ich will nicht zu Oma, damit ich nicht Schuld daran bin, wenn sie stirbt. Da musste ich mir das Weinen verkneifen“, sagt eine Mutter, die namentlich nicht genannt werden möchte.
Themen in der Gruppe sind auch die Schulbildung, die Ungewissheit, wann ist die Schule auf, wann zu. Es kristallisiere sich heraus, dass viele Arbeitgeber dem Homeoffice gar nicht mehr so offen gegenüber stehen, heißt es. „Mir kann keiner erzählen, dass man zuhause, wenn man Kinder betreut volle acht Stunden konzentriert arbeitet“, meint ein anderer Vater. In den vergangenen Tagen gab es fast nur ein Thema:
nämlich das die Schüler Masken tragen und sich Testen lassen sollen. Von Ausgrenzung und Mobbing wird in der Gruppe berichtet, Beispiele werden genannt. So hätte ein Kind, weil die Eltern keinen Test wollten, nicht mit anderen Kindern spielen dürfen, sollte sogar anderes Spielzeug benutzen.
Umgang mit der Maskenpflicht ist an den Schulen verschieden
„Es geht mir nicht darum, dass meinem Kind beim Test ein Stäbchen in Nase oder Mund geschoben wird, vielmehr ist es das Spießrutenlaufen, wenn der Schnelltest positiv ausfällt“, sagt eine Mutter. Die Kinder würden in der Schule separiert, keiner wolle mehr etwas mit ihnen zu tun haben. „Können Sie sich vorstellen, was das mit der Psyche der Kinder macht“, fragt sie. Im Austausch der Erfahrungen und Erlebnisse
der vergangenen Wochen wurde den Eltern klar, dass in den Schulen im Kreis vieles unterschiedlich gehandhabt wird.
So müssten die Kinder in einigen den ganzen Tag Masken auch auf dem Schulhof tragen, in anderen wiederum dürften sie die Masken, während gelüftet wird, und während der Pause auf dem Schulhof abziehen, heißt es. Auch nach einer positiven Testung gebe es Unterschiede. So sei in manchen Schulen eigens dafür ein Raum eingerichtet worden. „Dort sollen die Kinder alleine warten, bis sie abgeholt werden“, berichtet eine Mutter.
Ein Vater sagt: „Bei uns an der Schule ist es anders. Dort werden die Kinder nicht aus dem Klassenverband genommen, aber abseits gesetzt. Das ist auch nicht schön, aber ein wenig besser für die Psyche des betroffenen Kindes.“
Eine weitere Mutter berichtet, dass den Kindern an einer Grundschule Angst gemacht würde, wenn sie sich nicht testen lassen wollten: „Du bist schuld, wenn sich das Virus weiter verbreitet.“Diese und ähnliche Aussagen sollen gefallen sein. Es gebe aber auch Lehrer, die sehr sensibel mit dem Thema umgingen.
Für die Eltern der WhatsAppGruppe sind viele Regeln nicht richtig durchdacht. „Kinder kann man nicht mit Erwachsenen vergleichen. Sie atmen viel weniger ein, haben ein geringeres Lungenvolumen. Meine Tochter klagt ständig über Kopfschmerzen, wenn sie die Maske trägt“, erzählt eine Mutter und hofft, dass die Politik ein Einsehen hat und mehr auf andere Experten hört. „Wir werden wohl lernen müssen, mit dem Virus zu leben. Daher braucht es andere Lösungen als die jetzigen“, meint Benjamin Ramisch.