Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Diskussion um die siebente Dosis
Teil des Biontech-Impfstoffes bleibt unverimpft. Landesärztekammer für komplette Nutzung
Kann es sich Thüringen leisten, Impfstoff von Biontech ungenutzt wegzuwerfen? In den Ampullen bleibe etwa ein Siebentel übrig, sagen Ärzte. Während die Präsidentin der Landesärztekammer (LÄK) eindringlich für die siebente Dosis wirbt, verweisen Ministerium und KV auf Zulassungsfragen. In Nordrhein-Westfalen hatte das Gesundheitsministerium die Nutzung der siebenten Dosis im Februar zugelassen. In Thüringen verweist das Ministerium auf die Zulassung, wonach aus einer Biontech-Ampulle sechs Impfdosen gewonnen werden können. „Wir wissen, dass es in einigen Fällen möglich ist, eine weitere Impfdosis zu entnehmen. Grundsätzlich hat der oder die Impfende sicherzustellen, dass jeder Impfling die korrekte Dosis erhält“, sagt Sprecher Frank Schenker. Keinesfalls dürften Reste gemischt werden.
Bei der Kammer heißt es, man habe das Thema ausgiebig im Vorstand diskutiert. Gerade erst forderte Präsidentin Ellen Lundershausen mehr Tempo und Flexibilität beim Impfen. Wenn es den Impfteams gelänge, die Zahl der Impfdosen bei der Entnahme zu erhöhen, sollten diese auch genutzt werden. In Thüringen übe ein Teil der impfenden Ärzte bereits diese Praxis, andere hätten Bedenken. „Jeder Geimpfte zählt. Jede verworfene Dosis ist eine zu viel“, sagt Lundershausen.
Annette Rommel, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), stellt klar: Entscheidend sei der Beipackzettel, nur dafür bestehe die Herstellerhaftung.
„Entnimmt ein Arzt sieben Impfdosen aus einem Vial, ist das nicht herstellerkonform, obwohl es in vielen Fällen möglich ist. Die Verantwortung dafür liegt dann beim impfenden Arzt“, sagt die Allgemeinmedizinerin. Die siebente Impfdosis offiziell zu erlauben, sei nicht möglich.
Die Rechnung, wonach so 16 Prozent des Impfstoffes verworfen werden, hält die KV-Chefin für überzogen: „Wir verwahren uns streng dagegen. Nichts ist problemlos beim Impfen. Das Wichtigste ist, sich an Regeln zu halten.“