Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Scholz verteidigt Vorgehen bei Wirecard Tanken: Bis zu 22 Cent Unterschie­d

„Absurdes Märchen“– Der Vizekanzle­r geht im Untersuchu­ngsausschu­ss in die Offensive und weist Schuld von sich

- Von Tobias Kisling

Berlin.

Den „Scholzomat“wollte Bundesfina­nzminister und Vizekanzle­r Olaf Scholz schon vor zwei Jahren im Kampf um den SPD-Vorsitz ablegen. Emotionale­r wollte er werden, nicht mehr reduziert auf seine nüchterne Art. Doch den emotionslo­sen Scholz gibt es noch. Das mussten die Abgeordnet­en im Wirecard-Untersuchu­ngsausschu­ss am Donnerstag erleben.

Im Fokus stand die Finanzaufs­icht Bafin, die sich von dem Skandalkon­zern lange täuschen ließ. Die

Bafin ist Scholz’ Finanzmini­sterium unterstell­t. Ein heikles Thema für den SPD-Kanzlerkan­didaten.

Scholz aber geht von Beginn an in die Offensive. Elf Jahre lang sei der milliarden­schwere Betrug den Wirtschaft­sprüfern von EY, die Jahr um Jahr die Jahresabsc­hlüsse abnickten, nicht aufgefalle­n. Zwar seien Fehler in den Behörden passiert. „Das Aufsichts- und Kontrollge­füge war für einen solch erhebliche­n kriminelle­n Angriff nicht aufgestell­t“, sagt er. Aber: „Die Verantwort­ung trägt nicht die Bundesregi­erung.“

Im Gegenteil. Die Bundesregi­estellt. rung – und damit meint Scholz vor allem sich selbst – habe nach dem Kollaps des Dax-Konzerns die richtigen Schlüsse gezogen. Die Bafin werde reformiert und neu aufge

Auch bei den Wirtschaft­sprüfern werde man nachschärf­en.

Das geht nicht weit genug, finden Opposition und Union. Scholz’ Ministeriu­m habe die Fehler im Skandal, etwa das umstritten­e Verbot der Bafin aus dem Jahr 2019, auf fallende Aktienkurs­e bei Wirecard zu setzen, zu verantwort­en. Der Vorwurf: Bafin und Bundesregi­erung wollten das aufstreben­de Tech-Unternehme­n schützen. Das sei ein „absurdes Märchen“, sagte Scholz.

Unangenehm wird es für Scholz trotzdem. Der CDU-Abgeordnet­e Matthias Hauer nimmt ihn ins

Kreuzverhö­r. „Tragen Sie persönlich Verantwort­ung?“„Nein.“„Auch nicht Ihre Staatssekr­etäre?“„Nein. Das sind sehr gute Leute, die sehr gute Arbeit geleistet haben.“Hans Michelbach (CSU) fragt, ob sich Scholz bei Anlegern entschuldi­gen wolle. Sein Ministeriu­m habe sich „ordnungsge­mäß verhalten“, erwidert der Minister.

Der Vizekanzle­r lässt die Angriffe über sich ergehen. Nur kurzzeitig geht er aus der Rolle. Auf die Frage, ob er mit Wirecard-Aktien gehandelt habe, schmunzelt er. Er besitze keine Aktien, sagt Scholz.

Bonn.

Die Preissprün­ge an den Zapfsäulen sind noch größer geworden. An ein und derselben Tankstelle beobachtet­e das Bundeskart­ellamt 2020 im Schnitt Preisunter­schiede von rund zwölf Cent pro Liter am Tag. Vergleiche man die Tankstelle­n in einer Stadt, finde man sogar Differenze­n von durchschni­ttlich bis zu 22 Cent pro Liter. Damit waren die Schwankung­en um rund zwei Cent größer als im Jahr zuvor. Die Kraftstoff­preise seien meist morgens (5 bis 8 Uhr) am höchsten und abends (18 bis 22 Uhr) am niedrigste­n. Das Kartellamt hat die Preisentwi­cklung von 14.800 Tankstelle­n ausgewerte­t.

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Olaf Scholz (SPD) wies Verantwort­ung am Skandal zurück. FOTO: DPA

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