Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Pandemie beeinflusst deutlich das Verkehrsunfallgeschehen Statistik 2020 liegt vor. Spürbarer Rückgang in fast allen Bereichen. Mehr Drogenfahrten
Es gibt eine Bevölkerungsgruppe, bei der ich mir nicht sicher bin, ob sie sich eher über einen liebevollen Strauß Rosen oder ein Buch freut. Das sind die Leseratten, Bücherwürmer oder wie auch immer sie genannt werden. Wenn auch Sie ein Exemplar dieser Sorte zu Hause haben, dann überraschen Sie es doch am heutigen Freitag mit beidem: ein lang gewünschtes Buch und dazu ein paar Rosen. Glücklicherweise dürfen beide Arten von Geschäften ja öffnen.
Warum ausgerechnet am 23. April? Ganz einfach: Er ist seit dem Jahr 1995 der Unesco-Welttag des Buches. Das Datum wurde gewählt, weil es der Todestag zwei legendärer und die Zeiten überdauernder Schriftsteller ist: Miguel de Cervantes, dem wir den Don Quijote verdanken, und der alles überragende William Shakespeare. Dieser Tag soll ein Feiertag für das Lesen, für Bücher, aber auch die Rechte der Autoren sein, die Kultur und die Verdienste würdigen.
Das Buch wäre also klar. Aber warum die Rosen? Auch ganz einfach: Es ist der Namenstag des heiligen Georg. Und in Katalonien gibt es an diesem Tag den Brauch, Rosen zu verschenken.
Das wäre auch für mich ein Fest: Ein Strauß duftender Rosen auf dem Wohnzimmertisch und dazu ein druckfrisches neues Buch mit knisternden Seiten aufschlagen. Leseratten mögen nämlich beides.
Eichsfeld.
Ein Rückgang bei fast allen Bereichen in Sachen Verkehrsunfall von zehn bis 20 Prozent für das Jahr 2020 lässt Detlev Schum, Leiter der Landespolizeiinspektion Nordhausen, den Kopf wiegen. Sicher, die Zahlen, die unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre liegen, seien erfreulich. „Aber eine seriöse Wertung des Verkehrsunfallgeschehens 2020 im Vergleich zu den Vorjahren ist nicht möglich“, sagt er.
Das Verkehrsaufkommen und damit auch das Unfallgeschehen seien ganzjährig von pandemiebedingten Einflüssen geprägt gewesen. „Einzig in der Rubrik der Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss haben wir einen Anstieg.“
Im Landkreis Eichsfeld sei die Anzahl der Verkehrsunfälle um immerhin 13,4 Prozent zurückgegangen. Aufgenommen hat die Polizei 1876 Unfälle. Bei 224 davon habe es Personenschaden gegeben, ebenfalls ein Rückgang um 12,2 Prozent.
Drei Menschen verloren 2020 bei einem Verkehrsunfall im Landkreis Eichsfeld ihr Leben.
Damit liegt das Eichsfeld aber im Vergleich der vier Nordthüringer Landkreise noch immer auf dem zweiten Platz. Nur der Unstrut-Hainich-Kreis muss mehr Unfälle verzeichnen, sogar deutlich mit etwa
400 Unfällen mehr als das Eichsfeld. Am wenigsten passiert laut Statistik im Kyffhäuserkreis.
Auch bei den Ordnungswidrigkeiten gab es im gesamten Nordthüringen einen Rückgang gegenüber
2019. Waren es damals noch 30.147 Ordnungswidrigkeits-Anzeigen oder Verwarnungen, so sank deren Zahl 2020 auf 28.052.
Unverändert aber blieb auch
2020 die Tatsache, dass zwar weiterhin innerorts die meisten Unfälle passieren, außerorts aber die mit den schwereren Folgen. In Nordthüringen habe es vergangenes Jahr zwölf Todesopfer bei Verkehrsunfällen gegeben, davon zwei innerhalb geschlossener Ortschaften –
„60 Prozent weniger als 2019“, so
Schum – und zehn außerorts. „Diese Zahl blieb gegenüber 2019 gleich.“Der Freitag bleibt der Tag mit den meisten Unfällen.
Noch immer eine Flucht bei nahezu jedem fünften Unfall Weniger Verkehrsaufkommen bedeutet auch, dass es die Polizei mit weniger Unfallfluchten zu tun bekam, die einer Aufklärung bedurften. Die Zahl sank für Nordthüringen um 9,7 Prozent. Nichtsdestotrotz aber bleibe ein Wert von 1708 Unfallfluchten stehen. „Bei nahezu jedem fünften Unfall verließ ein Beteiligter unerlaubt den Unfallort“, sagt Schum. „Das ist und bleibt eine Straftat nach Paragraf 142 Strafgesetzbuch.“
Sorgen bereitet ihm und seinen Kollegen außerdem die einzige Zahl, die sich 2020 in die andere Richtung entwickelt hat: Fahrten unter Drogeneinfluss. 605 Mal mussten die Nordthüringer Polizisten feststellen, dass ein Fahrzeugführer unter dem Einfluss illegaler berauschender Mittel am Steuer saß. 142 Fälle mehr als 2019. Und 34 Mal passierte auch ein Unfall unter Drogeneinfluss.
„Die Arbeit der Polizei wird auch zukünftig darauf ausgerichtet sein, das Unfallgeschehen weiterhin positiv zu beeinflussen“, sagt Schum. So leiste die Thüringer Landespolizei im Bereich der Verkehrssicherheitsarbeit einen großen Beitrag. „Hervorgehoben sei an dieser Stelle die Verkehrserziehung in den Kindergärten und Grundschulen, die Aufklärungsaktionen für die Gruppe der jungen Fahrer und immer mehr auch Aktionen für die Senioren.“Auch in diesen beiden letzteren Bereichen gingen die Unfallzahlen spürbar zurück.
Aber: Die vier Jugendverkehrsschulen mussten auch pandemiebedingt die Ausbildung in der Verkehrssicherheitsberatung einschränken. „Dies gilt auch für die Aktionstage ,Junge Fahrer’ sowie die Verkehrsüberwachung im Bereich der Geschwindigkeitskontrollen bei dieser Risikogruppe“, bedauert der Nordthüringer Polizeichef.