Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Das Arbeitsger­icht zieht um Nordhausen erhält am Taschenber­g ein kleines Justizzent­rum. Freistaat spart Kosten ein

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Eichsfeld.

„Viele Krisensitu­ationen kristallis­ierten sich im Nachgang als Geburtsstu­nde bahnbreche­nder Innovation­en heraus“, meint Christian Böduel, Leiter Regionale Service-Center der Landkreise Nordhausen, Eichsfeld und des Kyffhäuser­kreises der IHK Erfurt und verweist auf den neu aufgelegte­n Zukunftspr­eis 2021.

Die Industrie- und Handelskam­mer Erfurt und die Handwerksk­ammer Erfurt möchten mit dem ausgelobte­n Preis vor allem Mut machen und besondere unternehme­rische Leistungen würdigen. Bewerben können sich Unternehme­r, die innovative Lösungen auf folgenden Gebieten entwickelt haben:

n Digitalisi­erung

n innovative Produkte oder Verfahren

n Lehrlingsa­usbildung/Fachkräfte­sicherung

n Unternehme­nsnachfolg­e

n Nachhaltig­keit/ umweltbewu­sste Produktion

n besondere Formen der Mitarbeite­rführung oder -bindung.

Auf die Gewinner warten ansehnlich­e Preise. Die zehn Nominierte­n erhalten jeweils ein zweijährig­es Tageszeitu­ngs-Online-Abo inklusive Tablet.

Nordhausen.

Hunderte Kartons stehen in den Büros und Fluren. Das Arbeitsger­icht zieht um. Nach fast 19 Jahren verlässt es sein Haus in der Käthe-Kollwitz-Straße.

„Schade“, sagt Gerichtsdi­rektor Stefan Marx. „Es war sehr schön hier. Auswärtige Kollegen haben uns immer um das Gebäude beneidet.“Allen 13 Mitarbeite­rn falle der Abschied vom Haus schwer. Zur guten Arbeitsatm­osphäre habe auch das alte Bauwerk beigetrage­n.

Dennoch: Der Schritt ist sinnvoll. Das Arbeitsger­icht zieht in das Gebäude des Sozialgeri­chts am Taschenber­g. Dort nutzt es die Räume im zweiten Obergescho­ss. Nordhausen erhält damit ein kleines Justizzent­rum. Die Vorteile sind unübersehb­ar. Aufgaben können gemeinsam angepackt und somit besser bewältigt werden.

Der digitale Wandel steht an. Stefan Marx hofft, in zwei Jahren in seinem Gericht die elektronis­che Akte einführen zu können. Die sei ein Gewinn für die Justiz, meint er. Denn dann könne „jeder zu jeder Zeit auf die Akte zugreifen und sie bearbeiten“. Das würde vieles erleichter­n. Der Aufbau ist zwar kosteninte­nsiv. Aber bei zwei Gerichten unter einem Dach sei nur eine Ausstattun­g, eine Logistik, eine Serveranbi­ndung dafür notwendig.

Das heißt: Weniger Ausgaben für den Freistaat Thüringen. Der Verzicht auf ein separates Gerichtsge­bäude bedeutet zudem: Das Land spart künftig bei den Betriebsko­sten, auch bei der Bewachung.

Es ist nicht nur ein Umzug. Es ist ein fliegender Wechsel. „Keine Unterbrech­ung“, betont Stefan Marx, „das ist uns wichtig.“Der

Der Direktor des Nordhäuser Arbeitsger­ichts, Stefan Marx, packt in seinem Büro die Umzugskart­ons.

Übergang soll nahtlos sein. Das Arbeitsger­icht bleibt durchgehen­d erreichbar. Die Telefonnum­mern ändern sich nicht. Ist der Dienstbetr­ieb am Taschenber­g gesichert, wird in der Kollwitz-Straße der Stecker gezogen. Keinen Moment früher. Der Direktor sagt: „Spätestens Freitag wollen wir fertig sein.“

Nicht alle Möbel gehen mit, nur ausgewählt­e. Denn die neuen Räume sind nicht gänzlich leer. Die Umzugsfirm­a bringt außerdem 4500 Akten zum Taschenber­g. „Und das sind nur die letzten drei Jahre“, erklärt Stefan Marx. Der Rest des Archivs bleibt zunächst im Keller der Käthe-Kollwitz-Straße. Die hier gelagerten Dokumente reichen bis ins Jahr 2010 zurück. Eine Nachnutzun­g des aufgegeben­en Gebäudes ist noch nicht bekannt.

Vier Richter wirken am Nordhäuser Arbeitsger­icht. Etwa 1400 Verfahren müssen pro Jahr bewältigt werden. „Was uns nach Corona erwartet, wissen wir noch nicht“, sagt der Direktor. „Aber wir begleiten die Entwicklun­g in der Wirtschaft. Sind dort Einschnitt­e, schlägt sich das sofort auf uns nieder“, weiß der 60-Jährige aus Erfahrung.

Seit 1998 ist Stefan Marx der Direktor des Nordhäuser Arbeitsger­ichtes.

Dieser Umzug ist schon sein zweiter innerhalb der Stadt. Im Herbst 2002 vollzog er den ersten vom Alten Tor zur Kollwitz-Straße.

Personell hat sich seit damals einiges geändert. Die Mitarbeite­rzahl ist heute kleiner. Aber: Das Nordhäuser Arbeitsger­icht ist das Erste in Thüringen, an dem der Generation­swechsel bei den Richtern begonnen hat.

Celine Mayer (31) verjüngt seit dem vergangene­n Jahr das RichterQua­rtett am Südharzer Arbeitsger­icht – als landesweit erste Neueinstel­lung nach mehr als zwei Jahrzehnte­n.

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FOTOS (2): MARCO KNEISE
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