Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Warmfahren am Kyffhäuser Ex-Radprofi Marcel Kittel rechnet zur Deutschland-Tour mit vielen Stars
Kein deutscher Sportler muss ein schlechtes Gewissen haben, wenn er im Mai für Olympia geimpft wird.
70 Millionen Dosen hat allein Biontech für den Mai angekündigt. Die gefährdeten älteren Menschen, die den Schutz haben wollten, sind zum Teil schon das zweite Mal geimpft. Einige Bundesländer haben nun die Priorisierung zumindest für Astrazeneca aufgehoben.
Etwa 1400 Athleten, Trainer und Betreuer sollen ab 3. Mai den Pieks für Olympia und die Paralympics erhalten. Vor dem Hintergrund, dass täglich jetzt schon in Deutschland 240.000 Menschen geimpft werden, ist das eine verschwindend kleine Gruppe. Unter den Aktiven sind natürlich auch all die Sportler, die jetzt in den Qualifikationen noch mit Tokio-Chancen antreten. Auch die Vorbereitung der Athleten würde durch den Impfzeitplan nicht beeinträchtigt.
Die Sportler haben sich das Privileg verdient. Schließlich vertreten sie ihr Land beim wichtigsten Sportereignis der Welt, auf das sie ihr Leben ausgerichtet haben. Dafür sollen sie sicher nach Japan reisen. Für ihre und für die Gesundheit der Mitstreiter und Gastgeber.
Inzwischen haben auch die Sportler verstanden, dass nur eine Impfungen den nötigen Schutz für solch ein Massenereignis liefert. 92 Prozent der Befragten wollen sich impfen lassen. Nur acht Prozent lehnten aus verschiedenen Gründen ab und 15 Prozent der Aktiven sind bereits geimpft.
Die Impfung der Olympioniken ist ein Zeichen, dass die Kampagne endlich Fahrt aufnimmt. Olympia könnte, wenn die Zahl von Ansteckungen in Tokio gering ausfällt, allen Mut für einen normalen Herbst machen. Und vielleicht sogar ein paar Impfgegner überzeugen.
Ilmenau.
Marcel Kittel hat die komplette Etappe im zurückliegenden Sommer selbst absolviert – sozusagen als Testlauf und ohne hektischen Zielsprint. Der einstige Weltklasse-Radsportler kennt das Terrain aus seiner Jugendzeit ohnehin ganz genau. „Der Kyffhäuser ist ideal zum Warmfahren, hinter Weimar geht es hoch und runter. Da wird man abends im Bett merken, was man gemacht hat“, sagt er. Der 32-Jährige ist Botschafter für den zweiten Abschnitt der DeutschlandTour, der am 27. August in Sangerhausen gestartet wird und in Ilmenau endet.
Die Organisatoren der viertägigen Rundfahrt sind zuversichtlich, dass trotz Corona die Fahrt nach der Absage im vergangenen Jahr in vier Monaten wie geplant rollen kann. „Unsere Vorbereitungen liegen im Plan. Mit allen Genehmigungsbehörden wurde die komplette Strecke abgefahren“, sagt Projektleiter Matthias Pietsch.
Wie schon vor zwei Jahren mit dem Finale von Eisenach nach Erfurt ist Thüringen auch diesmal ein wichtiger Teil der Tour, die am 26. August mit der Etappe von Stralsund nach Schwerin gestartet wird und drei Tage später in Nürnberg endet. Auf dem Weg von Ilmenau nach Erlangen hält der Thüringer Wald mit dem höchsten Punkt der Rundfahrt das Dach der Tour bereit.
Anspruchsvoller Kurs spricht viele Radprofis an
Obwohl der Radsport-Kalender im Sommer wegen der Corona-Pandemie mit den um ein Jahr verlegten Olympischen Spielen voller denn je ist, rechnet Fabian Wegmann mit einem starken Feld. „Ich habe mit jedem deutschen Profi gesprochen. Die Priorität liegt auf der Deutschland-Tour“, sagt der Sportliche Leiter: „Die Hälfte der World-TourTeams hat sich schon angekündigt. Der Kurs spricht viele Profis an.“
Auch Marcel Kittel glaubt, dass die wichtigste Etappenfahrt des Landes vor allem bei den einheimischen Fahrern eine große Strahlkraft besitzt. „Es ist eine zusätzliche Motivation, wenn man als deutscher Profi die Chance hat, sich vor dem eigenen Publikum zu zeigen“,
Von Nord nach Süd: Die Tour führt durch fünf Bundesländer
sagt der 14-fache Etappensieger der Tour de France. Im August 2019 hat das vor allem Pascal Ackermann getan. Deutschlands Topsprinter vom Team Bora-hansgrohe gewann in Halberstadt die erste Etappe.
Zwar wird zeitgleich die SpanienRundfahrt ausgetragen. Aber allein durch ihr Profil sei, so Kittel, die Deutschland-Tour ein wichtiges Rennen für die Sprinter und auch eine willkommene Vorbereitung auf die Straßenrad-Weltmeisterschaft, die vom 18. bis 26. September in Belgien ausgefahren wird.
Der inzwischen in der Schweiz lebende Thüringer hofft, dass der wiedererstarkte Mark Cavendish am Start steht. „Die erste Etappe wäre perfekt für ihn, das wäre eine riesige Bereicherung“, sagte Kittel über den 35 Jahre alten Briten, der zuletzt bei der Türkei-Rundfahrt vier Etappensiege feierte und damit erstmals seit drei Jahren wieder ein Rennen gewinnen konnte. Kittel wünscht sich auch eine Teilnahme von Andre Greipel. „Er ist ein gestandener Rennfahrer. Es wäre toll, wenn er dabei wäre“, sagt er über den 38-Jährigen, der in der Türkei dreimal auf dem Podest landete.
Erneut hat unterdessen auch die Thüringer Mannschaft P&S Metalltechnik
die große Chance, wie schon 2019 bei der Tour mitzurollen. Zum Starterfeld gehören vier deutsche Continentalteams, die aufgrund ihrer Ergebnisse in den kommenden Wochen vom Veranstalter benannt werden.
Ex-Profi Wegmann glaubt an ein packendes Finale wie vor zwei Jahren in Erfurt, als der Belgier Jasper Stuyven mit hauchdünnem Vorsprung von drei Sekunden die Rundfahrt für sich entscheiden konnte. „Es wird wieder ein Sekundenspiel, das erst auf den letzten Kilometern in Nürnberg entschieden wird“, sagt der Sportliche Leiter.