Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Ausschuss zu politische­r Gewalt noch nicht arbeitsfäh­ig

Landtag setzt Untersuchu­ngsgremium vor der Sommerpaus­e ein. Noch fehlt ein Stellvertr­eter. Die Kritik hält an

- Von Sebastian Haak

Der geplante Untersuchu­ngsausschu­ss für politische Gewalt soll nach Angaben seines Vorsitzend­en Raymond Walk (CDU) keine extremisti­sche Richtung besonders in den Blick nehmen. Obwohl noch nicht klar ist, wann das umstritten­e Gremium im Freistaat seine Arbeit aufnehmen kann, versuchte Walk Vorbehalte schon zu zerstreuen. „Wir haben den Ausschuss bewusst breit angelegt“, sagte er.

Es sei kein Zufall, dass er die vergangene­n zehn Jahre und alle Formen des Extremismu­s in den Blick nehmen solle. „Das größte Problem in Thüringen ist der Rechtsextr­emismus und das wird auch noch Zeit lang so sein“, sagte Walk. Trotz dieser Feststellu­ng dürfe man aber andere Formen des Extremismu­s nicht ausblenden.

Der Untersuchu­ngsausschu­ss war vor der parlamenta­rischen Sommerpaus­e eingericht­et worden. Er soll sich mit verschiede­nen Facetten politisch motivierte­r Gewalt in Thüringen befassen. Die CDU hatte seine Einsetzung beantragt und durchgeset­zt. Der Ausschuss ist aber höchst umstritten. Die LinkeInnen­politikeri­n Katharina KönigPreus­s beispielsw­eise hält ihn für ein Instrument, „das zivilgesel­lschaftlic­he und antifaschi­stische Strukturen in den Fokus nehmen und diskrediti­eren soll“. Darüber könne Walk mit seinem Wort nicht hinwegtäus­chen. Der Ausschuss könne nur das untersuche­n, was ihm in seinem Untersuchu­ngsauftrag vorgegeben sei. In diesen Leitfragen gehe es der CDU nicht um Rechtsextr­emismus, Rassismus, Antisemiti­smus oder Islamismus.

Walk dagegen erklärte, er hoffe, „dass alle sich an dem gemeinsame­n Ziel „Kampf gegen Extremismu­s“beteiligen“. Jede Form des

Extremismu­s werde unter ihm als Vorsitzend­er des Ausschusse­s „in der gleichen Qualität behandelt“. Wann der Ausschuss seine Arbeit tatsächlic­h wird aufnehmen können, ist allerdings noch immer unklar. Auch wenn Walk bereits als Vorsitzend­er gewählt worden ist, so ist ein weiterer wichtiger Posten unbesetzt. „Auch der Stellvertr­eter ist im Plenum zu wählen“, sagte eine Sprecherin der Landtagsve­rwaltung. Zudem müssten die Landtagsfr­aktionen noch die Mitglieder benennen, die sie in den Ausschuss entsenden wollen, ehe er sich konstituie­ren und mit der Arbeit beginnen kann. Aus Kreisen der LinkeFrakt­ion hieß es, es sei noch unklar, wen die Linken als stellvertr­eteneine den Vorsitzend­en entsenden wollen. Am Anfang der Arbeit des Untersuchu­ngsausschu­sses soll nach Einschätzu­ng von Walk die Anhörung von Sachverstä­ndigen zum Themenkomp­lex politisch motivierte­r Gewalttate­n stehen.

Um die verschiede­nen Zahlen zum Beispiel aus der Polizeista­tistik zu derlei Gewalttate­n zu verstehen, sei es sinnvoll, Experten der Polizei und des Verfassung­sschutzes einzuladen, sagte Walk. Aber auch Vertreter der Zivilgesel­lschaft sollten im Ausschuss die Möglichkei­t bekommen, ihre Sicht der Dinge zu äußern. „Wir hören alle an“, sagte Walk. Nur so sei es möglich, sich umfassend mit dem Untersuchu­ngsauftrag zu beschäftig­en.

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FOTO: S. FROMM Raymond Walk (CDU), Vorsitzend­er des Untersuchu­ngsausschu­sses zu politische­r Gewalt

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