Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Geplanter Schulneubau im Eichsfeld bringt Wald in Gefahr
Vorhaben des Bistums Erfurt sorgt für Widerstand unter Bürgern
Geht das Bistum Erfurt zwei Hektar Wald an den Kragen? In Heiligenstadt (Landkreis Eichsfeld) läuft seit Tagen eine Unterschriftenaktion, die das verhindern will. Bürgerinnen und Bürger wehren sich gegen die Abholzung eines idyllisch gelegenen Areals am Rande der Kreisstadt in Nordthüringen. „Wer aus der Stadt hier hochkommt, der atmet auf“, sagt Inge Steineke, die der Initiative angehört. Sie und ihr Mann leben schon 45 Jahre in der Ibergstraße. Zunächst hatten sie hier ein Gartengrundstück, später bauten sie, als das möglich wurde. In der Nachbarschaft hatten sie stets das Ibergwäldchen.
Woher rührt die Angst um dieses besondere Stück Wald? Das Bistum Erfurt will seine katholische Schule in Heiligenstadt ausbauen, die bisher in der Innenstadt beheimatet ist. Geplant ist eine Verbundschule mit dreizügigem Gymnasium und zweizügiger Regelschule. Als Fläche für die Millioneninvestition hat die Stadtverwaltung den Standort „Unter dem Iberg“, wie er offiziell heißt, ins Auge gefasst.
Bürgerinitiative fordert einen anderen Standort
Die Bürgerinitiative glaubt den Beteuerungen, dass der Eingriff in den Wald so gering wie möglich erfolgen soll, bisher nicht. Hunderte Unterschriften sind bereits zusammengekommen, die sich gegen die Abholzung wenden.
Dass das gleichbedeutend sein könnte mit der Verhinderung eines katholischen Schulneubaus im katholischen Eichsfeld, nehmen die Initiatoren in Kauf. „Es muss einen anderen Standort geben, wenn der Neubau hier bedeuten würde, dass der Wald weichen muss“, sagt Volker Apel, der als Anwohner der Initiative ebenfalls angehört.
Sein Nachbar Michael Brodrecht pflichtet ihm bei und moniert: „Diese Art der Informationspolitik von Seiten der Stadt geht nicht. Wir wollen, dass man einen gesunden Wald in Ruhe lässt.“Sowohl die Stadtverwaltung als auch das Bistum Erfurt hätten bisher kaum mit den Anwohnerinnen und Anwohnern kommuniziert.
Das Waldstück sei etwas Besonderes. In dem vor 100 Jahren als Parkanlage entstandenen Stück, das später sich selbst überlassen wurde, leben nach Informationen der Initiative besonders geschützte Tiere. Beispielsweise die Haselmaus, der Siebenschläfer aber auch der Europäische Igel.
Außerdem seien hier seltene und strenggeschützte Vogelarten, wie zum Beispiel der Kleinspecht, heimisch. Ebenso gebe es in dem Wald junge Eiben, die in Thüringen unter Naturschutz stünden.
Nachgefragt bei Heiligenstadts Bürgermeister Thomas Spielmann. Er gehört der „Bürgerinitiative Menschen für Heiligenstadt“an und hat vor einigen Jahren der CDU das Rathaus in der Kreisstadt abgejagt. Damals zog er mit dem Versprechen maximaler Transparenz in den Wahlkampf.
Und heute? Spielmann verweist zunächst darauf, dass Heiligenstadt seit mehr als 200 Jahren Standort einer katholischen Schule sei. Jetzt wolle der Schulträger investieren. „Da ist man als Bürgermeister gehalten, die Leute dabei zu unterstützen“, sagt er dieser Zeitung.
Entstehe die Schule nicht an der Stelle, dann sei die Alternative, dass sie abwandert und an einem anderen Ort gebaut wird. Diese Fläche werde von den Investoren als geeignet angesehen, andere, die ebenfalls angeboten wurden, nicht. Grundsätzlich sei das Projekt aber noch in einer sehr frühen Phase.
Bistum will mehr Transparenz in den Planungsprozess bringen
Ein Blick auf die Internetseite der Heiligenstädter Bergschule verrät jedoch, dass man dort bereits fest davon ausgeht, dass die neue Schule am Iberg entsteht. Großangelegt wird dort über die Pläne des Bistums berichtet. Auf Nachfrage in Erfurt antwortet der Leiter der Abteilung Recht und Liegenschaften. „Das Neubauprojekt befindet sich in einer sehr frühen Vorplanungsphase“, sagt Jörg Eberhard gegenüber dieser Zeitung.
Dass sich jetzt Widerstand gegen die Beanspruchung des Waldes unterm Iberg für das Projekt regt, nimmt er respektvoll zur Kenntnis. „Das Bistum Erfurt begrüßt das Interesse der von dem Neubau betroffenen Bürger und versteht die sich in den Anfragen widerspiegelnde Besorgnis“, macht er deutlich.
Deshalb soll jetzt mehr Transparenz in den Prozess gebracht werden. Ende September wird es eine Bürgerversammlung geben, bei der „das Bistum Erfurt das Neubauprojekt vorstellen und zusammen mit der Stadt die Fragen der Bürger nach bestem Wissen und Gewissen beantworten“wird.
Die Bürgerinitiative wünscht sich derweil Klarheit, in welcher Form das Projekt in ihrer Nachbarschaft umgesetzt und in welchem Umfang der Wald beansprucht wird. Noch gibt es die nicht. Der Bürgermeister spekuliert jedoch mit Blick auf die Waldfläche: „Da wird sicher auch ein großer Teil überbaut werden müssen.“
Konkreter wird er nicht. Kann er auch nicht. Bisher sind noch keine Flächen verkauft. Soll das etwa durch Hintertür geschehen? Der Stadtrat werde natürlich beteiligt, sagt Spielmann. „Ich maße mir nicht an, diese Entscheidung zu treffen“, sagt er.
Am Montag gab es dennoch schon einmal einen Ortstermin mit Anwohnern. Darauf hatte die Bürgerinitiative gedrungen.