Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
DIW für Mindestrente gegen Armut
Forscher sehen dringenden Reformbedarf. Österreich und Niederlande als Vorbild
Um eine weiter steigende Altersarmut in Deutschland zu verhindern, fordert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Einführung einer Mindestrente. Vorbild dafür könnten die Rentenversicherungssysteme in Österreich und den Niederlanden sein. „Eine Mindestrente, die im Rentensystem verankert ist, wäre ein wichtiger Schritt, um Altersarmut zu reduzieren und zum sozialen Ausgleich beizutragen“, schreiben die DIW-Forscher Johannes Geyer und Peter Haan in einer Studie, die unserer Redaktion vorliegt.
Eine Mindestrente wäre eine wichtige Voraussetzung, um auch andere notwendige Rentenreformen umzusetzen wie die Erhöhung des Rentenzugangsalters und eine stärkere private Vorsorge. Die Einführung einer Mindestrente wäre ein großer Eingriff in das deutsche Rentensystem, heißt es in der DIWStudie. Sie wäre vor allem für besonders vulnerable Gruppen sinnvoll. Haushalte mit einer erwarteten Rente knapp oberhalb der Mindestrente würden dagegen nicht profitieren.
In Österreich wird die gesetzliche Pension bei finanzieller Bedürftigkeit über eine Zulage angehoben, wenn diese unter einem bestimmten Schwellenwert liegt. Voraussetzung ist, dass der Rentenbezieher mindestens 15 Jahre gearbeitet hat. Schon heute liegen die Renten in Österreich bei 45 Versicherungsjahren mit 80 Prozent des durchschnittlich erzielten Einkommens deutlich höher als in Deutschland mit rund 48 Prozent.
Das Rentensystem gerät in Deutschland laut DIW-Forscher aufgrund der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung finanziell immer stärker unter Druck. Zunehmend weniger jüngere Arbeitnehmer bis 65 Jahre müssten für die Renten der Älteren aufkommen. Gleichzeitig steige die Altersarmut in den nächsten Jahren durch das sinkende Rentenniveau an – derzeit liege die Altersarmutsrisikoquote bei 15,9 Prozent unter den über 65-Jährigen.
Hinzu komme eine zunehmende Zahl an Menschen, die im Niedriglohnsektor oder in nicht sozialversicherungspflichtigen Jobs – wie Minijobber oder Soloselbstständige – arbeiten. Von der geplanten Grundrente profitieren vor allem Menschen, die lange gearbeitet haben, aber nur geringe Einkommen damit erzielten.