Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Schrei vor Glück? Was SPD und Zalando gemeinsam haben
Berlin.
Vier Wochen vor der Bundestagswahl überrollen die Werbekampagnen das Land. Traditionell sind sie Sache der Generalsekretäre. In Wahrheit reden viele mit. Die engere SPD-Führung stimmt sich mit ihrer Werbeagentur im Wochenrhythmus ab. Für Raphael Brinkert stand vor einem Jahr fest: „Wer die Merkel-Wähler gewinnt, gewinnt die Wahl.“Brinkert ist der Werber der SPD (bis Anfang 2020 CDUMitglied), der die legendäre Zalando-Kampagne („Schrei vor Glück“) entworfen hat. Die Sozialdemokraten gingen davon aus, dass die Bürger im Spätsommer realisieren würden, dass Angela Merkel als Kanzlerin nach 16 Jahren aufhört: Wem trauen wir zu, das Land durch schwierige Zeiten zu führen? Die Antwort lautete im August 2020: Vizekanzler Olaf Scholz. Die zentrale
Botschaft: „Scholz packt das an“.
Auch die FDP fokussiert sich auf ihren Spitzenkandidaten Christian Lindner. „Er hat eine sehr starke Reichweite, eine sehr starke Wahrnehmung. Und es ist für die FDP ein Glücksfall, ihn an der Spitze zu haben“, meint Generalsekretär Volker Wissing. Konzipiert wurde die Kampagne von der Agentur „Heimat“. Das zentrale Motto lautet: „Nie gab es mehr zu tun“. Anders gesagt: Das Land braucht einen Neustart. Eine andere große Oppositionspartei, die Grünen, kommt selbstredend zum gleichen Schluss. Eigentlich hatte man auch von den Grünen eine starke Personalisierung erwartet. Aber letztlich sticht Kandidatin Annalena Baerbock auf Plakaten nicht so heraus wie Lindner oder Scholz. Im aktuellen Werbespot ist sie mit ihrem Co-Vorsitzenden Robert Habeck zu sehen. Die Agentur Neues Tor 1 wurde eistilisiert
Nie gab es bei der FDP mehr Christian Lindner.
gens für die Kampagne gegründet.
Mehr auf Themenbilder setzt die Linke, sie wirbt etwa für höhere
Schwarz-rot-golden umkreist: Spitzenkandidat Laschet.
Löhne und Renten. Die Spitzenkandidaten Janine Wissler und Dietmar Bartsch werden nicht so wie Lindner oder Scholz. Kernslogan der Linken: „Jetzt“.
„Deutschland. Aber normal“lautet die Devise der AfD. Auch sie setzt auf Themen: „Für deutsche Leitkultur“. Hochaktuell: „Den Afghanen helfen. Aber in ihrer Heimat“. Wenn, dann treten die Spitzenkandidaten Alice Weidel und Tino Chrupalla immer als Duo auf.
Das Motto der CDU-Kampagne lautet „Deutschland gemeinsam machen“, entwickelt wurde sie von der Agentur Serviceplan. Natürlich stellen auch die Christdemokraten ihren Kandidaten Armin Laschet in den Mittelpunkt. Aber eigentlich wollten sie neue Wege gehen. „Wir zeigen Gesichter und wir nehmen Themen in den Fokus“, erläutert Generalsekretär Paul Ziemiak. Der rote Faden der Kampagne ist der schwarz-rot-goldene Unionskreis, der alle Plakatmotive umrahmt. Er soll Zusammenhalt demonstrieren.