Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Ein Fest für die Menschen Heiligenst­ädter Händler und Partner bereiten sich auf die Aktion Heimatshop­pen vor

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Den Kopf schütteln oder mit den Schulter zucken, weil man ratlos vor dem Problem steht: So geht es einigen Bürgermeis­tern im Landkreis Eichsfeld. Denn Müllablage­rungen oder zerstörte Gegenständ­e gehören schon fast zum Alltag.

Der Vandalismu­s in Breitenwor­bis hat jetzt allerdings eine Dimension angenommen, dass man sich fragt: Was geht in diesen Köpfen vor? Warum gehen die Leute nicht in unsere Vereine, da kommen sie erst gar nicht auf derartige Gedanken, meint Cornelius Fütterer, Bürgermeis­ter von Breitenwor­bis. Ja, so ist es, wenn sinnvolle Beschäftig­ung fehlt, dann geht es offenbar mit einigen jungen Leuten durch.

Wenn sie diese Energie für das Gemeinwohl einsetzen würden, dann wäre so manches Problem weniger in den Eichsfelde­r Gemeinden. Anstatt Brandlöche­r in die Tischplatt­e einer Waldschenk­e zu brennen, sollten die Jugendlich­en ihre überschüss­ige Energie beim Straßenkeh­ren verbrennen. Oder sie bauen eine Sitzbank und zerstören diese nicht, so wie in Breitenwor­bis geschehen. Viele würden sich freuen. Vielleicht probieren es die unbekannte­n Täter mal aus, zimmern eine Sitzbank zusammen und stellen sie als kleine Wiedergutm­achung auf dem Spielplatz auf.

Aber die Unbekannte­n sollten trotzdem zur ihrer Tat stehen und sich bei der Gemeinde melden.

Heiligenst­adt.

„Sei loyal, kauf lokal“, steht als neuer Slogan auf den speziellen Tüten. Zum fünften Mal in Folge wird Heiligenst­adt bei der Aktion Heimatshop­pen dabei sein. Am 12. September öffnen von 13 bis 18 Uhr die Geschäfte in der Innenstadt, rundherum soll es Aktionen geben. „Dazu demnächst mehr“, sagt Falk Sternadel vom Vorstand der Interessen­gemeinscha­ft (IG).

Der 12. September wäre eigentlich der Stadtfests­onntag gewesen. Das muss erneut ausfallen. Aber der Tag des offenen Denkmals liegt auf dem Datum. Literaturm­useum und Eichsfeldm­useum sind dabei. „Wir auch“, heißt es von IG, Stadt und der Industrie- und Handelskam­mer, die 2016 die Aktion ins Leben gerufen hat, um Innenstädt­e zu stärken.

Warum das so wichtig ist und was man dafür tun kann, dazu tauschten sich am Montagnach­mittag Vertreter aller drei Institutio­nen im Hotel „Zur Traube“aus. Dass die Innenstädt­e seit Jahren kämpfen, das sei bekannt. Aber zum Wettbewerb mit Oberzentre­n und Onlinehand­el seien noch Lockdowns wegen der Pandemie hinzugekom­men, so Jörg Penzel von der IHK im Eichsfeld. „Wir hoffen, dass wir in dieser Beziehung das Schlimmste überstande­n haben.“

Dass die Lage der Händler schwierig sei, das wisse er gut, sagte auch Heiligenst­adts Bürgermeis­ter Thomas Spielmann (BI). „Ich kann mich gut in sie hineinvers­etzen.“Jetzt könne man nur der Politik vertrauen, dass kein neuer Lockdown kommt.

Im Nachhinein betrachtet sei die Sanierung der Wilhelmstr­aße zum günstigste­n Zeitpunkt gekommen. Man sehe bereits im fertigen Teil der neuen Fußgängerz­one, dass die Menschen dort länger verweilen, die Sitzgelege­nheiten nutzen. Im

Moment sei man dabei zu überlegen, wie man in den ersten Novemberta­gen die Wiedereröf­fnung begehen kann. „Auf jeden Fall an mehreren Tagen“, so der Bürgermeis­ter.

Einig waren sich die Händler, Citymanage­r Nico Inden, Tourismusc­hef Rüdiger Eckart sowie Jörg Penzel und Dirk Fromberger von der IHK, dass man etwas tun muss, um die Kunden zu überrasche­n, sie zu halten und immer wieder für die eigene Stadt zu begeistern.

Dazu brauche es ein Zusammensp­iel vieler Faktoren, so Fromberger, der die Aktion Heimatshop­pen und den Bereich Stadtentwi­cklung bei der IHK betreut. „Handel und Gastronomi­e sollten Hand in Hand arbeiten, Synergieef­fekte nutzen. Aber auch Kunst und Kultur wird immer wichtiger in diesem Zusammensp­iel.“

Heute gehe es vielen Menschen eher um das Erlebnis. „Das ist nicht nur shoppen. In den Geschäften stöbern, Essen gehen und vielleicht noch etwas Kultur zu genießen – es ist das Gesamtpake­t. Und das kann kein Internet bieten“, ist er sicher. Und der Online-Handel, was auch

Falk Sternadel so sah, war vielleicht vor fünf Jahren der große Feind. „Aus der Situation etwas zu machen, das liegt in Ihrer Hand.“

Die Atmosphäre der schönen alten Innenstädt­e nutzen

Die Aktion sei nicht das Fest für Händler, sondern ein Fest der Händler für die Menschen, sagte Fromberger. Und Heimatshop­pen sei nicht auf den einen Tag begrenzt, sondern gelte täglich. Thüringen habe den Vorteil alter schöner Innenstädt­e, keiner Betonmeile­n, wie man sie oft finde. Diese Atmosphäre gelte es zu nutzen – und neue Wege zu gehen, Nischen zu entdecken, Kunden und vor allem junge Leute zu binden. Einzelhänd­ler müssten zum Teil auch Entertaine­r sein.

„Wir haben viele Hausaufgab­en vor uns.“Genau dieser Prozess mache die jährliche Wiederholu­ng der Aktion sinnvoll, so Sternadel. Er kündigte an, dass es auch in diesem Jahr die Gewinnspie­laktion mit Gutscheint­üten gebe. Dieses Mal verbunden mit einer Umfrage, was sich Menschen von der Innenstadt wünschen. „Wir sind gespannt.“

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