Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Neustart unter Flick Die Führungsspieler hat der neue Bundestrainer mit seinem Feuer bereits angesteckt
Oberhof.
Fast 23 Jahre nach dem letzten Weltcup der Skispringer kehrt die höchste internationale Wettkampfserie in dieser Disziplin nach Oberhof zurück. Wie der Deutsche Ski-Verband (DSV) bestätigte, gastieren die Skispringerinnen im Rahmen des Weltcups am
12. und 13. März 2022 auf der 90Meter-Schanze im Kanzlersgrund. „Wir wollen den Standort bei seiner positiven Entwicklung weiter stärken und neue Impulse setzen. Dass Oberhof solche Wettbewerbe ausrichten kann, hat man längst bewiesen“, sagte DSV-Teammanager Horst Hüttel unserer Zeitung.
Oberhof profitiert von der Erweiterung des Weltcup-Kalenders der Frauen, die mit der Aufnahme des Mixed-Wettbewerbs ins OlympiaProgramm eine weitere Aufwertung erfahren. In der kommenden Saison, die am 4./5. Dezember mit den Springen in Lillehammer eingeläutet wird, werden die Skispringerinnen erstmals an 13 Wochenenden um Weltcup-Punkte kämpfen.
Drei Wochen nach den Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) darf Oberhof damit auf die Teilnahme der olympischen Medaillengewinnerinnen hoffen, zumal drei Wettbewerbe vor dem Saisonfinale der Kampf um den Gesamtweltcup wohl noch nicht entschieden ist.
Einen letzten Weltcup der Spezialspringer in Oberhof gab es im Dezember 1998 mit dem Sieg des Österreichers Andreas Widhölzl vor Martin Schmitt und Sven Hannawald. Nun erobern die weltbesten Frauen die Thüringer Schanzen.
Stuttgart.
Der Neustart in der Nationalmannschaft wurde Manuel Neuer bei der Ankunft noch mal schlagartig bewusst. „Es war schon irgendwie komisch, ihn hier nicht mehr anzutreffen“, sagte der Torhüter über Joachim Löw. Das wehmütige Gefühl hielt sich aber in Grenzen, denn den alten und neuen Kapitän begrüßte in Stuttgart „kein unbekanntes Gesicht“: Hansi Flick.
Der Neu-Bundestrainer und LöwNachfolger brennt auf die ersten Trainingstage („Bin heiß drauf“), er will bei seinem Einstand mit dem Dreierpack in der WM-Qualifikation eine Aufbruchstimmung erzeugen. Die Führungsspieler hat Flick mit seinem Feuer schon angesteckt. Er spüre eine „gewisse Euphorie“, verriet Thomas Müller, und Neuer formulierte ein angesichts der letzten Turnier-Pleiten überraschend ambitioniertes Ziel: „Ich möchte mit der Mannschaft möglichst Weltmeister werden.“In Katar 2022.
Davor steht aber die Qualifikation, und die ist angesichts von aktuell Platz drei in der Gruppe J keine Selbstverständlichkeit. Drei Siege in den Duellen gegen die Außenseiter Liechtenstein an diesem Donnerstag, Armenien am Sonntag und Island (8. September) sind daher fast schon Pflicht, doch Flick erwartet mehr: „Ich will Leben auf dem Platz sehen.“Die Spieler haben verstanden. Man wolle als Mannschaft „immer aktiv, sehr hungrig, immer siegeswillig“sein, versprach Neuer: „Wir wissen, dass wir ein bisschen was gutzumachen haben.“Die Lust auf den Neubeginn „soll überschwappen in die Wohnzimmer und Stadien“, meinte Neuer.
Als Vorbild gelten intern die Italiener, die mit viel Herz und Leidenschaft den Topfavoriten den EM-Titel weggeschnappt hatten. „Ganz
Bundestrainer Hansi Flick gestern mit Leroy Sane.
ehrlich: Es hat Spaß gemacht, den Italienern zuzuschauen“, gab Neuer zu: „So muss es bei uns auch werden, sie haben es uns vorgemacht.“
Dafür aber bedarf es einiger Änderungen. Flick beendet schon bei seiner Premiere in St. Gallen gegen Liechtenstein das gescheiterte Löw
Experiment mit der Dreier-Abwehrkette und stellt auf das 4-2-3-1-System um, mit dem er schon beim FC Bayern große Erfolge gefeiert hatte. Joshua Kimmich rückt von rechts wieder auf die „Sechs“und übernimmt nach dem Rücktritt von Toni Kroos noch mehr Chef-Aufgaben.
Die Neulinge Karim Adeyemi, David Raum und Nico Schlotterbeck sollen für frischen Wind sorgen. Top-Talent Jamal Musiala, bei dem Bayern-Coach Julian Nagelsmann einen „Ball-Magneten“an den Füßen ausgemacht hat, könnte sogar Sorgenkind Leroy Sane aus der Startelf verdrängen. Flick ließ Sane trotz des schwachen Saisonstarts nicht fallen, doch auch vom
25-Jährigen will der Bundestrainer eine „All-in-Mentalität“sehen.
Befeuert wird die Aufbruchstimmung auch durch das Team hinter Flick. Einzig Marcus Sorg ist von den engsten Löw-Vertrauten übrig geblieben. Flick holte seinen Bayern-Assistenten Danny Röhl ebenso dazu wie Andreas Kronenberg als Nachfolger von Bundestorwarttrainer Andreas Köpke und StandardExperte Mads Buttgereit. Röhl nannte „Tempo, Intensität und Aktivität“als Schwerpunkte für die ersten Einheiten. Das gilt auch für die ruhenden Bälle, für die Buttgereit ankündigte: „Wir werden sehen, wie wir überraschen können.“
Doch die Hoffnungen ruhen vor allem auf Flick. Als er 2019 den damals taumelnden FC Bayern übernahm, gelang ihm in München auf Anhieb die Wende. Noch in seiner Premierensaison gewann er das sagenumwobene Triple.
Flick werde die DFB-Elf aus dem „tiefen Tal führen“, ist sich Uli Hoeneß sicher, weil er „ein Menschenversteher“sei. Und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus meinte: „Wenn es der Hansi nicht schafft, dann schafft es keiner.“