Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Löser läuft Streckenrekord Beim Heiligenstädter Kurstadtlauf überragt der Youngster des LTV Obereichsfeld. Rund 120 Starter sind dabei
Heiligenstadt.
Die Bühne für den Sieger war von der Natur bereitet worden, und er nutzte sie: Als Noah Löser (LTV Obereichsfeld) beim vom 1. SC Heiligenstadt ausgerichteten Kurstadtlauf auf dem Gelände des Vitalparks die letzten Meter zurücklegte und unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer, aber auch der anderen Athletinnen und Athleten in Richtung Ziel stürmte, da empfing ihn Sonnenschein.
Die Sonne hatte sich kurz zuvor einen Weg durch die graue Wolkendecke gebahnt und schien auf den souveränen Sieger des Zehn-Kilometer-Wettbewerbs, der mit bärenstarken 31:56 Minuten den 20 Jahre alten Streckenrekord von Nino Dell um fast exakt eine Minute unterbot. „Ich hatte vorher gelesen, dass der Streckenrekord wackelt. Und den wollte ich mir dann auch holen“, erklärte der amtierende Berglauf-Landesmeister anschließend. Das klingt leicht, aber man muss auch können, was man will. Und Löser konnte – und wie.
Arnfried vom Hofe hat keine Chance Bereits in der ersten Kurve war der Heiligenstädter der Konkurrenz, die eigentlich keine war, enteilt. Der zweitplatzierte Arnfried vom Hofe (VfL Marburg) – in exakt dieser Reihenfolge endete der Zehn-Kilometer-Wettbewerb übrigens auch im vergangenen Jahr – hatte im Ziel mit 35:06 Minuten mehr als drei Minuten Rückstand auf Löser. „Ich hatte keine Chance. Es geht schneller, aber ich habe zuletzt in den Ferien nicht so viel gemacht“, erklärte vom Hofe.
Löser fand das Rennen trotz – oder gerade wegen – seiner Rekordzeit „ziemlich hart“, vor allem auf dem Rückweg blies ein heftiger Gegenwind. Doch das konnte den Youngster nicht aufhalten. „In letzter Zeit habe ich gar nicht so viel
Noah Löser (LTV Obereichsfeld) gewinnt beim Kurstadtlauf des SC Heiligenstadt den Zehn-Kilometer-Wettbewerb in neuer Streckenrekordzeit.
Tempotraining gemacht, weil ich mich auf einen Lauf in Mayrhofen (Österreich, Anmerk. d. Red.) mit 33 Kilometern und gut 2000 Höhenmetern vorbereite“, verriet der Gewinner, der sich nicht nur auf der Strecke sputen musste: Noch am selben Tag ging es für ihn per Zug zurück nach Berlin – Löser ist gerade im Umzugsstress.
Auch bei den Frauen blieb der Sieg über zehn Kilometer im Eichsfeld. Jasmin Nachtwey (Lauffreunde Kreuzebra) setzte sich in Abwesenheit
der urlaubenden Titelverteidigerin Anna Rhode (Lauffreunde Eichsfeld) in 41:56 Minuten vor Lösers Schwester Sarah Jakob (LTV Obereichsfeld, 43:42 Minuten) durch. „Es lief erstaunlich gut“, berichtete Nachtwey anschließend zufrieden: „Bis Kilometer waren wir ziemlich dicht zusammen, aber ich bin einfach weiter mein Tempo gelaufen.“Und dem konnte keine Konkurrentin folgen.
Knapp 120 Sportlerinnen und Sportler waren insgesamt bei den
Bambini- und Schülerläufen über 400 Meter, einen und 2,5 Kilometer sowie den beiden Hauptwettbewerben über fünf und zehn Kilometer mit dabei. Damit zeigte sich Sebastian Fromm vom Organisationsteam – dessen Zwillinge beim Bambinilauf mit dabei waren – sehr zufrieden, auch „angesichts des Wetters“. „Am Freitagabend, als es so geregnet hat, hatten wir ein bisschen Bauchschmerzen, aber zum Glück ist alles gut gegangen. Sogar die Sonne ist herausgekommen und wir haben einen Streckenrekord gesehen – was will man mehr“, konstatierte Fromm zufrieden.
Louis Hellmuth (LAC Olympia Berlin), der Gewinner über fünf Kilometer, war extra aus seinem Wohnort Wolfsburg angereist – und bereute dies nicht nur wegen des Möhren-Pokals, den er sowie die jeweils besten Drei über fünf und zehn Kilometer erhielten, nicht. „Ich bin froh, dass ich mal wieder einen Lauf mitnehmen konnte, und es hat echt Spaß gemacht“, berichtete Hellmuth, der sich in 17:27 Minuten vor Sebastian Hartmann (SC Hesserode, 17:36) und Sören Weniger (USC Magdeburg, 17:37) behauptete.
Gatzemeier fast olympiareif
Eine Lokalmatadorin gewann bei den Frauen: Yvonne Michel (SC Heiligenstadt, 21:29) war eigentlich im Helferteam aktiv, hatte sich dann aber spontan entschlossen, auch selber die Laufschuhe zu schnüren – und das stellte sich als goldrichtige Entscheidung heraus. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich recht deutlich vorne bin“, berichtete sie. Zweite wurde die junge, 2010 geborene Ida Bierwisch (1. SV Kraftverkehr Heiligenstadt, 23:51).
Frank Gatzemeier (Lauffreunde Eichsfeld, 36:02), der in persönlicher Bestzeit über zehn Kilometer Dritter wurde, hätte fast Moderator Edgar Weidemann (und die Zuschauer) hinters Licht geführt. Gatzemeier lief sich warm und war dabei auf dem Weg Richtung Ziel unterwegs, als der Fünf-KilometerWettbewerb gerade lief. Weidemann sah im heranstürmenden Gatzemeier den Fünf-KilometerGewinner, auf der Uhr standen aber erst 13 Minuten. „Das wäre ja olympiareif gewesen“, schmunzelte Weidemann, nachdem er seinen kleinen, herrlich sympathischen Fauxpaus realisiert hatte – und auch Gatzemeier musste lachen.