Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Das „Traumschiff“war ihr Leben Als Chefhostess Beatrice war Heide Keller die Seele der ZDF-Erfolgsreihe. Jetzt starb die Schauspielerin mit 81 Jahren
Berlin.
Da stand sie in ihrer schicken weißen Uniform. Stilecht begrüßte Heide Keller als Chefhostess Beatrice die illustre Gesellschaft der Kreuzfahrtgäste mit einem Gläschen Schampus. Dass sie jeden mit Namen ansprach, war für sie Ehrensache. 37 Jahre lang war Heide Keller alias Beatrice die gute Seele des ZDF-Dampfers. Jetzt ist die Schauspielerin im Alter von 81 Jahren gestorben.
Vor drei Jahren, nach der 80. Folge, hatte sie ihren Job, der sie durch die Paradiese der Welt geführt hat, an den Nagel gehängt. Doch gefühlt ist sie immer noch der gute Geist an Bord, was auch an den vielen Wiederholungen liegt. Ihre Nachfolgerin, gespielt von Barbara Wussow, ist eher eine moderne Chef-Organisatorin. Aber mit der Rolle hätte Heide Keller sich nicht zufriedengegeben.
Ihr Lieblingskapitän war Heinz Weiss
Keller war eine Frau, die zwar mit den Urlaubern aus besserer Gesellschaft Champagner schlürfen konnte, die man sich aber genauso gut beim Ölwechsel im Maschinenraum vorstellen konnte. In der Welt der Dinner mit Garnelen, Kaviar und edlem Wein übernahm sie herzerfrischend den Part der Bodenständigen.
Sie hatte immer ein offenes Ohr für die Nöte der Gäste. Und die Not war ja immer groß. Wie viele Ehen hat sie wohl wieder gekittet? Und wie viele gestiftet? Gemeinsam mit Kapitan Victor Burger (Sascha Hehn) hat sie das Flaggschiff des ZDF (zuletzt noch um die sechs Millionen Zuschauer) über Jahrzehnte zu den Paradiesen dieser
Sie war die gute Seele des „Traumschiffs“: Heide Keller alias Chefhostess Beatrice. Das Foto zeigt sie 2011 bei der Feier zum 30-jährigen Jubiläum der beliebten ZDF-Reihe.
Welt gebracht: Malediven, Seychellen – Zuschauer, die nicht sofort Pickel kriegen, wenn es kitschig wird, konnten sich auf ein seichtes Abenteuer im Wohnzimmer freuen.
Als sie aufhörte, waren die Zuschauer mindestens genauso entsetzt wie über den Rückzug von Sascha Hehn im selben Jahr. Dass sein Nachfolger Volksmusiker Florian Silbereisen wurde, sollte ein Coup sein. Auf der Brücke allerdings wirkt er immer noch wie ein bemühter Praktikant.
Woran sie sich erinnert, wurde Keller gefragt, als sie in Rente ging. „Das ist ein ganzer Klumpatsch“, sagte sie. „Das ist wirklich ein Teil meines Lebens.“
Dass sie trotz ihres großen Erfolgs aufhören wollte, hat manche vor Rätsel gestellt. „Beatrice sagt zu ihrem Abschied, dass sie gehen will, solange sie noch auf Stöckelschuhen die Gangway runterkommt.
Das Gleiche gilt auch für Heide Keller“, das war in etwa das offizielle Statement zu ihrem Aus.
In der letzten Zeit ist es Heide Keller nicht gut gegangen. Im Gespräch mit „Bunte“sagte sie, dass es „keine einfache Krankheit“sei, unter der sie leidet, und diese sie auch schon seit zehn Jahren begleite. Aber ihren Job habe sie immer noch gemacht. Sei quer durch die Welt gefahren, um an Bord zu gehen. Keine einfache Zeit. „Diese langen Flüge, diese Hitze. Das steckt man im Alter nicht mehr so gut weg“, sagte Keller. Worunter sie genau litt, verschwieg sie. Es sei aber kein Krebs gewesen.
Heide Keller, die in Düsseldorf geboren wurde und in Bonn lebte, hinterlässt keine Kinder. Ihre Ehen zu den Schauspielern Thomas Härtner und Hans von Borsody, mit dem sie zehn Jahre verheiratet war, scheiterten. Schwärmen konnte sie immer für Traumschiff-Kapitän Heinz Weiss. „Er war für mich der liebste aller Kapitäne, vor allem wegen der Mütze“, heißt es in ihrem Buch. Weiss habe als Einziger gewusst, „wie man die Kopfbedeckung am besten trägt“.