Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Warten aufs Wunschkind
Jeder zehnte Deutsche zwischen 20 und 50 ist ungewollt kinderlos. Dafür gibt es natürlich nicht nur medizinische Gründe: nie den passenden Partner getroffen oder dieser hat bereits Kinder und will keine weiteren oder, oder. Aber vielen Betroffenen ist gar nicht bewusst, dass es eben auch gesundheitliche Gründe haben könnte, wenn sie schon lange vergeblich auf ein Kind warten. Vor allem Männer haben das Selbstbild uneingeschränkter Fertilität und kaum Zweifel an der eigenen Fruchtbarkeit. Ein Trugschluss: Die Zeugungsfähigkeit der Männer nimmt ab – inzwischen, so eine seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet führende Jenaer Expertin, liegt bei heterosexuellen Paaren die Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit zur Hälfte beim Mann.
Doch ob es nun an der Fruchtbarkeit bei der Frau oder beim Mann hapert, Tatsache ist: Die Reproduktionsmedizin hat in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht. Sie kann zwar längst nicht allen, aber doch sehr vielen Menschen zum Wunschkind verhelfen. Wer sich dafür entscheidet, diesen – keineswegs leichten – Weg zu gehen, darf aber nicht noch riskieren, dabei arm zu werden. Deshalb ist es ein Zeichen guter Familienpolitik, wenn ein Bundesland auch die Menschen unterstützt, die eine Familie gründen wollen, es auf natürlichem Weg aber nicht können. Thüringen war 2013 eines der ersten Bundesländer, die sich an einer entsprechenden Bundesinitiative beteiligten, weil nur dadurch auch Bundesmittel zur Auszahlung gelangen. Wenn sich Staat und Krankenkassen nun auch noch dazu durchringen würden, Single-Mütter nicht finanziell im Regen stehen zu lassen, wäre das nur konsequent.