Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Erfurter Verbindung­en

Im Landtagsun­tersuchung­sausschuss erinnert Ex-OB Ruge kaum Details – und doch wird manche Verbindung zu mutmaßlich­en Mafia-Strukturen offensicht­lich

- Fabian Klaus

16 Jahre Ruhestand, aber die Vergangenh­eit lässt ihn ein weiteres Mal nicht los. Manfred Ruge (CDU) ist am Montag über mehrere Stunden im Mafia-Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtages, der sich mit den Umständen der Einstellun­g eines Mafia-Verfahrens bei der Geraer Staatsanwa­ltschaft befasst, vernommen worden.

Der Grund: Ruge war Oberbürger­meister in Erfurt zu der Zeit, als sich mutmaßlich mafiöse Strukturen in der Landeshaup­tstadt nach der Wende etabliert haben, die bis in die Gegenwart fortdauern sollen. Welche Rolle spielte der CDU-Polilernt tiker damals? Wie bewertet er drei Jahrzehnte später das, was seinerzeit in Erfurt stattgefun­den hat oder unterlasse­n wurde?

Zimperlich gehen die Mitglieder des Ausschusse­s nicht mit dem 77Jährigen um. Der kann sich erstaunlic­h gut an das eine oder andere Detail erinnern. Ein Beispiel: Gefragt, wie er den Gastronom S. kennen ge

habe, kann Ruge unumwunden erklären, dass der ihm das erste Mal begegnete bei einem Rundgang durch die Stadt. Damals habe Ruge, so seine eigene Aussage, eine „dreckige“Ecke beim Restaurant im Herzen der Stadt gesehen „und ihn daraufhin maßgenomme­n“, so Ruge. Nach 30 Minuten sei alles aufgeräumt gewesen.

So gut das Erinnerung­svermögen des Ex-OB scheint, so sehr fehlen ihm dann aber Kenntnisse über andere Details. So konnte er entweder nicht sagen, wer welche Anwälte wie ausgewählt hat oder aber erklärte sich an der einen oder anderen Stelle schlicht nicht zuständig. Wer entschiede­n habe, den Abschluss seines OB-Wahlkampfe­s in einem Restaurant durchzufüh­ren, das im Verdacht steht, den mafiösen Strukturen anzugehöre­n? Ruge verweis auf „mein Team“. Mehr wollte ihm in dieser Frage dann nicht mehr einfallen.

Überhaupt: Ruge stellte sich vor dem Ausschuss als gerechtigk­eitslieben­der Mensch dar, wiederholt­e Dinge, die er zum Beispiel in einem Interview im vergangene­n Jahr gesagt hatte. Grundsätzl­ich, so Ruge, gelte die Unschuldsv­ermutung. Das habe er immer so gehandhabt – für Strafverfo­lgung sei er als Oberbürger­meister nicht zuständig. Und nie, so Ruge, sei etwas gerichtsfe­st gegen die in Rede stehenden Geschäftsl­eute,

die noch heute in Erfurt Restaurant­s betreiben, vorgebrach­t worden. „Bis heute nicht“, verteidigt­e er sich. Gleichwohl: Dass es ein „latentes Problem“in der Stadt gegeben haben könnte, dass sei rund um das Jahr 2000 bekannt geworden. Man habe sich, sagt Ruge, um eine Lösung bemüht – aber keine gefunden.

Der Ausschuss geht an vielen Stellen sehr ins Detail, es geht um Immobilien­verkäufe und den Umstand, dass immer wieder personelle Überschnei­dungen bei fragwürdig­en Geschäften auftauchen, Geschäften aus der Vergangenh­eit, die Manfred Ruge am Montag wieder eingeholt hat.

 ?? FABIAN KLAUS ?? Der Erfurter Ex-Oberbürger­meister Manfred Ruge (CDU) wurde im Untersuchu­ngsausschu­ss vernommen.
FABIAN KLAUS Der Erfurter Ex-Oberbürger­meister Manfred Ruge (CDU) wurde im Untersuchu­ngsausschu­ss vernommen.

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