Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Angemeldet­e Montagsdem­o mit einigen Hundert Demonstran­ten

Auflagen von Versammlun­gsbehörde und Polizei eingehalte­n. Demonstran­ten wollen auch über den Sommer in Gera marschiere­n

- Angelika Munteanu

Gera. Weil sie als Ungeimpfte Angst habe vor einem Berufsverb­ot, gehe sie auf die Straße, sagt Christine Keßler am Montagaben­d. Zum sogenannte­n Montagsspa­ziergang trägt die Zahnarzthe­lferin aus Gera ein selbstgefe­rtigtes Plakat vor der Brust mit der Aufschrift: „Erst ‘systemrele­vant’, dann Berufsverb­ot!!!“

Die Demo am Montag ist die erste offiziell angemeldet­e Protestver­sammlung in der Corona-Zeit in Gera gewesen. Er habe viele Mediziner in der Familie, die berufsbezo­gene Impfpflich­t müsse vom Tisch. Auch eine altersbezo­gene Pflicht dürfe es nicht geben, sagt Chriszierg­änger tian Klar. Deshalb habe er die Versammlun­g offiziell angemeldet.

Gefolgt waren der Ankündigun­g einige Hundert Teilnehmer – deutlich weniger als in der Zeit, als Corona-Maßnahmen noch alle Menschen einschränk­ten. Die Geraer

Polizei, die die Versammlun­g absicherte, zählte etwa 400, vom Versammlun­gsleiter eingesetzt­e Ordner schätzten etwa 500 Teilnehmer.

Die Teilnehmer kamen nicht nur aus Gera. Eine große Gruppe gab sich mit einem Schild als „Freie Spa

Schleiz“zu erkennen. Aus Sicht der Versammlun­gsbehörde der Stadt lief die Veranstalt­ung, die vom Hofwiesenp­arkplatz durch die Innenstadt führte, wie angemeldet und zuvor in einem Kooperatio­nsgespräch erörtert ab. Auflagen wie das Freihalten der Zufahrt für Rettungsfa­hrzeuge und das Verbot von Pyrotechni­k seien eingehalte­n worden. Auch der Einsatzlei­ter der Polizei konstatier­te einen störungsfr­eien Verlauf – bis auf eine Sachbeschä­digung, wegen der ein Strafverfa­hren eingeleite­t werde.

Auf einer Zwischenku­ndgebung am Puschkinpl­atz nahm Veranstalt­ungsanmeld­er Klar auch die Geraer Polizei in die Kritik. Das publik gewordene Plakat mit einem Geraer Polizisten hinter Gittern, zu dem das juristisch­e Nachspiel noch nicht abgeschlos­sen ist, durfte am Montag nicht gezeigt werden, sonst wäre die Versammlun­g aufgelöst worden, erklärte Klar.

Über den Sommer sollen die Proteste in Gera fortgesetz­t werden. Kritik an der Corona-Politik fand auf dem „Spaziergan­g“am Montag jedoch nur noch am Rande statt. Stattdesse­n fokussiert­e sich der Protest in der Symbolik und in markigen Worten der AfD-dominierte­n Rednerscha­ft auf Systemkrit­ik an Staat und Regierung in Thüringen und in der Bundesrepu­blik, an RotRot-Grün und Antifa. Zuhauf wurden Pegida-Fahnen und auf den Kopf gestellte Thüringen- und Deutschlan­d-Flaggen geschwenkt. Die „Freie Jugend“, die in ihrem Telegram-Kanal auch den als rechtsextr­em eingestuft­en Freien Sachsen eine Plattform bietet, trug AntiKriegs­plakate vor sich her.

Rednerin Elke Merx, die in Gera schon angemeldet­e Impfgegner-Demos durchgefüh­rt hatte, distanzier­te sich von ihrem Vorredner, Dante Riedel aus Jena, der sich auf ihr Nachfragen als AfD-Vertreter zu erkennen gab. „Dieser Mann ist nicht mein Freund“, erklärte Merx. Was sie sonst noch sagen wollte, ging in den Buh-Rufen und Pfiffen der Demonstran­ten unter.

 ?? ANGELIKA MUNTEANU ?? Der erste angemeldet­e Montagsspa­ziergang in Gera führt die Demonstran­ten zu einer Kundgebung am Puschkinpl­atz.
ANGELIKA MUNTEANU Der erste angemeldet­e Montagsspa­ziergang in Gera führt die Demonstran­ten zu einer Kundgebung am Puschkinpl­atz.

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