Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Angemeldete Montagsdemo mit einigen Hundert Demonstranten
Auflagen von Versammlungsbehörde und Polizei eingehalten. Demonstranten wollen auch über den Sommer in Gera marschieren
Gera. Weil sie als Ungeimpfte Angst habe vor einem Berufsverbot, gehe sie auf die Straße, sagt Christine Keßler am Montagabend. Zum sogenannten Montagsspaziergang trägt die Zahnarzthelferin aus Gera ein selbstgefertigtes Plakat vor der Brust mit der Aufschrift: „Erst ‘systemrelevant’, dann Berufsverbot!!!“
Die Demo am Montag ist die erste offiziell angemeldete Protestversammlung in der Corona-Zeit in Gera gewesen. Er habe viele Mediziner in der Familie, die berufsbezogene Impfpflicht müsse vom Tisch. Auch eine altersbezogene Pflicht dürfe es nicht geben, sagt Chrisziergänger tian Klar. Deshalb habe er die Versammlung offiziell angemeldet.
Gefolgt waren der Ankündigung einige Hundert Teilnehmer – deutlich weniger als in der Zeit, als Corona-Maßnahmen noch alle Menschen einschränkten. Die Geraer
Polizei, die die Versammlung absicherte, zählte etwa 400, vom Versammlungsleiter eingesetzte Ordner schätzten etwa 500 Teilnehmer.
Die Teilnehmer kamen nicht nur aus Gera. Eine große Gruppe gab sich mit einem Schild als „Freie Spa
Schleiz“zu erkennen. Aus Sicht der Versammlungsbehörde der Stadt lief die Veranstaltung, die vom Hofwiesenparkplatz durch die Innenstadt führte, wie angemeldet und zuvor in einem Kooperationsgespräch erörtert ab. Auflagen wie das Freihalten der Zufahrt für Rettungsfahrzeuge und das Verbot von Pyrotechnik seien eingehalten worden. Auch der Einsatzleiter der Polizei konstatierte einen störungsfreien Verlauf – bis auf eine Sachbeschädigung, wegen der ein Strafverfahren eingeleitet werde.
Auf einer Zwischenkundgebung am Puschkinplatz nahm Veranstaltungsanmelder Klar auch die Geraer Polizei in die Kritik. Das publik gewordene Plakat mit einem Geraer Polizisten hinter Gittern, zu dem das juristische Nachspiel noch nicht abgeschlossen ist, durfte am Montag nicht gezeigt werden, sonst wäre die Versammlung aufgelöst worden, erklärte Klar.
Über den Sommer sollen die Proteste in Gera fortgesetzt werden. Kritik an der Corona-Politik fand auf dem „Spaziergang“am Montag jedoch nur noch am Rande statt. Stattdessen fokussierte sich der Protest in der Symbolik und in markigen Worten der AfD-dominierten Rednerschaft auf Systemkritik an Staat und Regierung in Thüringen und in der Bundesrepublik, an RotRot-Grün und Antifa. Zuhauf wurden Pegida-Fahnen und auf den Kopf gestellte Thüringen- und Deutschland-Flaggen geschwenkt. Die „Freie Jugend“, die in ihrem Telegram-Kanal auch den als rechtsextrem eingestuften Freien Sachsen eine Plattform bietet, trug AntiKriegsplakate vor sich her.
Rednerin Elke Merx, die in Gera schon angemeldete Impfgegner-Demos durchgeführt hatte, distanzierte sich von ihrem Vorredner, Dante Riedel aus Jena, der sich auf ihr Nachfragen als AfD-Vertreter zu erkennen gab. „Dieser Mann ist nicht mein Freund“, erklärte Merx. Was sie sonst noch sagen wollte, ging in den Buh-Rufen und Pfiffen der Demonstranten unter.