Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Arche-Park sorgt für Furore in der Tierzucht
Seit 25 Jahren kümmern sich die Inhaber einer Farm im Thüringer Norden darum, dass Arten erhalten bleiben
Ohne sie gäbe es weniger Tier-Arten auf dieser Welt. Menschen, auf die das zutrifft, sind rar. Doch Nordhausen verfügt über eine Familie, die sich seit Jahrzehnten für etliche vom Aussterben bedrohte Tiere engagiert. Diese Helden des Alltags heißen nicht Noah oder Moses. Sondern Diana, Wilfried und Meyk, um nur drei zu nennen. Sie sind die Familie Forst.
Der Hügel ist legendär. In der DDR ist hier ein Standort der Sowjetarmee. Mit weitem Blick und großen Ohren. Die Lauscher sollen bis Paris reichen, besagt die alte Mär. Dem Ende der DDR folgen Jahre voller Um- und Aufbrüche. Familie Forst ist mittendrin. Der neue Staat stutzt deren Wurzeln in Krimderode. Wilfried Forsts Interesse an der verlassenen Garnison nahe Herreden ist eine Geduldsprobe, die acht Jahre dauert. Der Nestor der Familie lässt nicht locker.
Im April 1998 ist es so weit. Die Familie gründet ihre Forst-Farm. Wilfrieds Tochter Diana leitet den Tierzuchtbetrieb. Inzwischen seit 25 Jahren. Ihr heute 85-jähriger Vater blickt voller Stolz auf das Geschaffene. Was seine Diana als Unternehmerin geleistet hat, sei enorm. Und das sei ihr nur mit viel Fleiß und Hingabe, mit unermüdlichem Schuften gelungen. Der BeAber trieb läuft rentabel, ist schuldenfrei.
Die entstandenen Bauten sind das eine: Der Außenklima-Offenstall ermöglicht den Sattelschweinen ein Dasein im tiefen Stroh. Die Aktionshalle ist eine Top-Arena für den Pferdesport. In der Gaststätte finden bei Bedarf 120 Personen Platz. Die Kutschen-Remise erlaubt Besuchern einen Blick in die Vergangenheit. Hinzu kommen all die Reit- und Fahrplätze auf dem Areal.
die Forst-Farm ist noch viel mehr. Selbstverständlich in erster Linie ein Landwirtschaftsbetrieb – mit Tierzucht, Landschaftspflege und Eigenvermarktung. Keine Massenproduktion, nur Hausgemachtes. Auch der Agrartourismus hat längst Einzug gehalten – mit Ferienwohnung und Heuhotel. Und aus all dem ragt heraus: Die Farm ist ein Arche-Park. Beurkundet seit 2015. Voller Ehrgefühl sagt Wilfried Forst: „Ein Zoo ist schnell mal ausgezeichnet. Aber wir haben das als Landwirtschaftsbetrieb geschafft – als Erster in Thüringen.“Forsts züchten nur Nutztiere, die vom Aussterben bedroht sind. „Das ist von Beginn an unser Ziel.“
Als „größten Akt“nennt Wilfried Forst das Harzer Rotvieh – 1991 mit zwei Tieren begonnen. Weitere Zuchterfolge stehen dem kaum nach: ob Thüringer Kaltblutpferde, Deutsche Sattelschweine, Thüringer Waldesel, Leineschafe, Thüringer Waldziegen oder seltene Geflügel von Deutschen Legegänsen bis Thüringer Barthühnern.
Die Arbeit der Farm ist nicht nur daheim sichtbar. Sie spiegelt sich auch in der Landschaftspflege im Harz wider. Der Aufbau der Alm in Rothesütte ist ein Meisterstück. Die Göttinger Universität begleitet das Projekt langfristig, gewinnt wissenschaftliche Erkenntnisse zur pflanzlichen Artenvielfalt im Harz.