Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Gartenschau soll erneut verschoben werden
Stadträte von Leinefelde-Worbis werden am Montag über Gründe informiert und müssen entscheiden
Erneut ist die Verschiebung der Landesgartenschau in Leinefelde Thema im Stadtrat von Leinefelde-Worbis. Fast zwei Jahre nach der ersten Verschiebung des Termins soll das Gremium am Montag, 25. September, in der öffentlichen Sitzung abermals über eine zeitliche Verlegung befinden.
Ab 16 Uhr tagen die Räte im Sitzungssaal des Rathauses Wasserturm in Leinefelde. Zu lesen ist auf der Tagesordnung unter Punkt 8: „Mögliche Verschiebung der Landesgartenschau aufgrund der Archäologie“. Dass die Stadt beabsichtigt, den Startzeitpunkt der Landesgartenschau zum zweiten Mal zu verschieben, ist dem zuständigen Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft bekannt.
Bedeutende archäologische Funde auf dem Gelände
„Wir äußern uns vor dem Stadtratsbeschluss zu dem Vorhaben nicht. Wir wollen die demokratischen Gepflogenheiten wahren“, so ein Sprecher des Ministeriums. Zunächst seien die Mitglieder des Stadtrates gefragt. „Erst muss eine Grundsatzentscheidung getroffen werden, ob die Landesgartenschau verschoben
werden soll“, erklärt der Ministeriumssprecher, dann positioniere sich das Land Thüringen.
Ein Rückblick: Ursprünglich sollte die Landesgartenschau im Frühjahr 2024 ihre Tore für Besucher öffnen. Dann brach die Coronapandemie aus. Am 27. September 2021 stimmte der Stadtrat der Verschiebung auf 2025 zu. Die Auswirkungen der Coronapandemie und eine Vielzahl von fehlenden Genehmigungen wurden damals als Gründe genannt. Das Land Thüringen akzeptierte den Beschluss. Dafür hatte die Stadt bis zum 31. Oktober 2021
alle erforderlichen Unterlagen und Planungen für die Verschiebung beim zuständigen Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft vorlegen müssen.
Mittlerweile haben die Arbeiten am Gelände begonnen. Erste Erschließungsarbeiten des Kerngeländes sind erfolgt. In Tüffers Garten, Außenstandort der Schau, wurde das alte, in die Jahre gekommene Gebäude abgerissen. Auf dem ehemaligen Sportplatz „An der Ohne“laufen die Arbeiten. Ein provisorischer Parkplatz wurde in der Beethovenstraße eingerichtet, da der
Parkplatz vor dem ehemaligen Kinogebäude als Lagerplatz gebraucht wird. Wie der Garagenkomplex in der Südstadt steht auch schon längst das Kinogebäude nicht mehr.
Dort, wo der Auwald entstehen soll, wurde mit der Verlegung der Ohne begonnen. Dabei wurden im Februar dieses Jahres bedeutende archäologische Funde gemacht. Dass sich an dieser Stelle die Wüstung Kirrode befindet, war den Experten und auch den Verantwortlichen der Stadt Leinefelde-Worbis bekannt. Denn schon in den 1970erund 1980er-Jahren hatten ehrenamtliche Archäologen Reste der spätmittelalterlichen Siedlung, vor allem Scherben, gefunden. Entdeckt wurde eine Wassermühle in der Ohne-Niederung im Bereich des historischen Bachlaufes, in dem das Wasser in Zukunft wieder fliesen soll.
Für Schau sind 100.000 Euro Fördermittel ausgezahlt
Wenige Wochen später machten die Archäologen einen wohl noch bedeutenderen Fund. Im Bereich der ehemaligen Kirche der Wüstung, wenige Meter von der entdeckten Mühle in Richtung der B 247, wurde ein Skelett in einem eingefassten Steingrab gefunden. Dabei soll es sich wahrscheinlich um einen Jugendlichen
handeln, hieß es am 23. August aus dem Landesgartenschaubüro. Außerdem wurden im Altarbereich der Kirche ein Schmuckstück aus Buntmetall und auf dem Gelände Fragmente eines Aquamanile gefunden.
Sind die umfassenden Ausgrabungen der Archäologen verantwortlich dafür, dass der Zeitplan für die Fertigstellung der Landesgartenschau bis zum Eröffnungstag im Frühjahr 2025 nicht mehr gehalten werden kann? Jedenfalls werden diese im Tagesordnungspunkt der Stadtratssitzung als Hauptgrund für eine erneute Verschiebung angeführt. Auf Nachfrage zu den Gründen verweist die Verwaltung der Stadt Leinefelde-Worbis auf die Beratungen mit den Räten am Montag.
Zu besprechen gibt es im Zusammenhang mit der Landesgartenschau in Leinefelde in dem Gremium einiges. Denn Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahres setzten Verwaltung und Stadträte mit einer großen Kraftanstrengung bei der Erarbeitung des Haushaltes für das Jahr 2023 alles daran, die Mittel für die Maßnahmen der Landesgartenschau bereitzustellen. Laut dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft sind rund 100.000 Euro Fördermittel bereits ausgezahlt und weitere beantragt.