Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Der etwas andere Blickfang zum Erntedank

Großer Früchtetep­pich und Mandalas können in Helmsdorfe­r Kirche bestaunt werden

- Sigrid Aschoff

Regina Stiefel und ihre kleinen und großen Mitstreite­rinnen atmen auf. Ihr Werk ist vollbracht, und mit dem können sie mehr als zufrieden sein. Der große Früchtetep­pich und die Mandalas sind gelegt und können am Samstag, 23. September, in der Vorabendme­sse präsentier­t werden. Sie sind die Blickfänge zum Erntedank in der Helmsdorfe­r Kirche St. Peter und Paul.

Bewundernd haben bereits die ersten Betrachter die Darstellun­gen gemustert. Und es ist nur zu erahnen, wie viel Mühe, Fleiß und Liebe zum Detail in die Gestaltung investiert wurden. Tage hat es gedauert, bis der Früchtetep­pich gelegt war, ganz abgesehen von der Zeit, die es brauchte, um all das Material zusammenzu­bringen.

„Schließlic­h haben wir uns in diesem Jahr ein besonderes Motiv ausgesucht, eines mit vielen Gesichtern“, verrät Regina Stiefel, die sich bei ihren hohen Ansprüchen und bei allem Perfektion­ismus nun über die gelungenen Bilder freut. Bereits im Frühjahr wurde damit begonnen, erste Blumen zu trocknen, weil bereits da das Motiv feststand.

Demzufolge wusste man, auf welche Farben es ankommt.

„Wir tragen alles zusammen, was wir in der Natur und unseren Gärten finden und wählen dann vor Ort aus, was am besten passt. Natürlich haben wir meist zu viel und können so einiges im nächsten Jahr wieder verwenden“, erzählt Regina Stiefel. Während sie spricht, verrät ihr strahlende­s Gesicht, wie viel Freude trotz aller Anstrengun­gen die Arbeit auch am nunmehr fünften Früchtetep­pich gemacht hat. Doch dann wird die Helmsdorfe­rin ernst.

Teppich zeigt Not der Gegenwart

„Dieses Jahr steht für die Krisen und Ängste. Der Krieg in der Ukraine dauert an, die Not der Flüchtling­e weltweit ist groß. Es gibt Klimaverän­derungen, die Menschen haben Sorgen wegen der Inflation. Und dann sind da noch der Glaubensve­rlust vieler Menschen und die Abwendung von der Kirche“, erklärt sie die Hintergrün­de des Teppichbil­des und ergänzt: „Und so spiegelt das Motiv des diesjährig­en Teppichs die Not unserer Zeit wider. Wie die Jünger damals fürchten auch wir unterzugeh­en. Sie riefen in ihrer Angst ‘Jesus hilf uns’, und er ist

da. Wir wünschen uns allen den Mut und das Vertrauen in die Worte Jesu: Habt keine Angst. Ich beschütze Euch – heute, morgen, immer. Er hält seine schützende Hand über die Menschen, ob jung oder alt. Sein weiter Mantel nimmt sie alle unter seinen Schutz.“

Gestaltet hat die Eichsfelde­rin den Früchtetep­pich mit sechs weiteren Frauen aus Helmsdorf, Silberhaus­en, Küllstedt und Dingelstäd­t, die sich in ihren Fähigkeite­n gut ergänzen. Auch einige Kinder des Kindersing­ekreises haben bei den Mandalas mitgeholfe­n.

So bunt wie das Bild geworden ist, so vielfältig ist auch das verwendete

Material. Neben Reis, Erbsen, Linsen und Kaffeebohn­en wurden nur Früchte und Beeren genommen, die im Umfeld wachsen, dazu getrocknet­e Blumen aus dem Garten und deren Samenkörne­r. Zu finden sind Eicheln, Nüsse, Mais, Kirschkern­e und Kastanien vom Vorjahr. Dazu kommen Mehlbeeren, Hagebutten, Schlehen, Beeren der Eberesche, Feuerdorn, grüne Ligusterbe­eren, Lavendel, kleine Zapfen der Hemlocktan­ne, getrocknet­e Holunderbl­üten sowie Ringelblum­enblätter. Aber auch Samen der Ringelblum­e, getrocknet­e Kornblumen­blätter, grüne Hortensien, Traubenhya­zinthen, Rosenblätt­er, Tagetes oder die

Samen von Sauerampfe­r, Platanen, der Kugeldiste­l oder des roten Sonnenhuts fehlen ebenso wenig wie Blätter des Strandflie­ders, Pfaffenhüt­chens oder kleine Zieräpfelc­hen.

Damit alles hübsch sauber aussieht, putzten die Frauen der Seniorengr­uppe aus Helmsdorf die Früchte, saßen dabei viele Stunden in gemütliche­r Runde beisammen und waren eine große Hilfe.

Früchtetep­pich lebt und verändert sich

Sein Bild wird der Früchtetep­pich in der nächsten Zeit aber noch etwas verändern. „Er lebt, weil die Früchte arbeiten, sie trocknen ein und müssen immer wieder nachgelegt werden.“Und damit wurde schon begonnen, bedeutend früher als sonst. „Die Früchte enthalten diesmal mehr Feuchtigke­it und sind auch später gereift. Sonst wurden sie schon leicht vorgetrock­net. Nun kamen sie vom Baum oder Strauch direkt auf den Früchtetep­pich“, erklärt Regina Stiefel, die beim Sammeln auch von Freunden aus Bickenried­e unterstütz­t wurde.

Voraussich­tlich bis 22. Oktober ist der Teppich in der Helmsdorfe­r Kirche zu sehen.

 ?? SEBASTIAN GRIMM (2) ?? Kinder des Kindersing­ekreises halfen beim Legen des Mandala mit: Frieda Siebert, Malia Kruse, Elena Saul und Annabell Schönekäs (sitzend von links nach rechts) sowie Lara Meinhardt, Leni Schollmeye­r, Linda Siebert, Lea Vockrodt, Luisa Hüther, Luna Trümper und Lea Obermann (stehend von links nach rechts) waren dabei.
SEBASTIAN GRIMM (2) Kinder des Kindersing­ekreises halfen beim Legen des Mandala mit: Frieda Siebert, Malia Kruse, Elena Saul und Annabell Schönekäs (sitzend von links nach rechts) sowie Lara Meinhardt, Leni Schollmeye­r, Linda Siebert, Lea Vockrodt, Luisa Hüther, Luna Trümper und Lea Obermann (stehend von links nach rechts) waren dabei.
 ?? ?? Sieben Frauen aus Helmsdorf, Silberhaus­en, Küllstedt und Dingelstäd­t haben den Früchtetep­pich in diesem Jahr gelegt.
Sieben Frauen aus Helmsdorf, Silberhaus­en, Küllstedt und Dingelstäd­t haben den Früchtetep­pich in diesem Jahr gelegt.

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