Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Historische Heyder-Orgel instandgesetzt
Gemeinde feiert Einweihung mit einem Dankgottesdienst. Benefizkonzerte und Kollekten für die Sanierung
„Unseren Kirchengesang begleitete Klaus-Dieter Ernst bisher auf der Hammond-Orgel“, sagte Pfarrerin Dorothea Heizmann. Ab nun steht ihm wieder die aus dem Jahr 1866 stammende, generalinstandgesetzte romantische Orgel des Heiligenstädter Orgelbauers Carl Heyder zur Verfügung. In der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes-Apostel konnte man sich noch an ihren alten Klang erinnern: Sie habe noch gespielt, aber mit schiefen Tönen und dem Geräusch des Gebläses im Hintergrund. Der reine und weiche Orgelklang stand dem Organisten Wolfgang Schneider nun zur Verfügung, der nach Musikwünschen improvisierte, die die Gemeinde-Mitglieder vor dem Festgottesdienst am Samstagnachmittag und beim anschließenden Kaffeetrinken im Saal der katholischen Gemeinde St. Gertrudis auf grünen Zetteln abgegeben hatten.
Mit der Teilrestaurierung habe man vor etwa einem Jahr begonnen, sagte Sebastian Brode. Der Heiligenstädter Orgelbauer zählte die einzelnen Arbeitsschritte auf, die sie seither durchlaufen hatte: „Wir haben das gesamte Orgelpfeifenwerk ausgebaut und in der Werkstatt restauriert, die Windladen überarbeitet, die historische Balganlage neu beledert, die KlaviaturBelege ergänzt durch Elfenbein von sibirischem Mammut, die Mechanik neu bedrahtet, die in elf Registern angeordneten 600 Pfeifen dann wieder eingebaut, intoniert und in die richtige Tonhöhe gebracht.“
Der Königin der Instrumente eine Chance geben
Die Grundsubstanz sei noch solide gewesen, meinte Brode. So habe man der historischen Orgel noch einmal eine Chance geben und das von Carl Heyder geschaffene Klangbild wieder herstellen können. „Wir haben in Thüringen das Glück, dass wir solche mechanischen Orgeln noch haben.“
Ihre Erfahrung hatte die Firma Brode bereits bei der Restaurierung der Heyder-Orgeln in Wintzingerode und in Wehnde gesammelt. Die Elektroinstallation wurde schließlich von der Dingelstädter Firma Ziegenfuß erneuert, Maler Tobias Thor aus Effelder gab dem schlichten, neogotischen OrgelProspekt
dann noch einen neuen Anstrich.
„Es stand in unserer Absicht, heimische Firmen mit den Arbeiten zu beauftragen“, sagte die Pfarrerin. Von den Kosten in der Höhe von 103.000 Euro habe die Kirchengemeinde 33.000 Euro selbst aufgebracht. Gerne erinnerte man sich an die zahlreichen Benefizkonzerte des Organisten Wolfgang Schneider und der mittlerweile leider verstorbenen Opern-Sängerin Barbara Bornemann. Auch die Kollekten vieler Gottesdienste habe man der Orgel-Restaurierung zu Gute kommen lassen. Weitere Förderer seien unter anderem das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, das Kreiskirchenamt Mühlhausen und der Landkreis Eichsfeld gewesen.
Die Heyder-Orgel stehe ab nun auch für Konzerte zur Verfügung, sagte Pfarrerin Dorothea Heizmann. Nach der Orgeleinweihung werde man die Instandsetzung des Kirchengebäudes fortsetzen können. Bis zum ersten Säulenbogen sei man damit schon voran gekommen, und zwar in der Zeit als sich die Orgel in der Werkstatt Brode befand.