Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Historisch­e Heyder-Orgel instandges­etzt

Gemeinde feiert Einweihung mit einem Dankgottes­dienst. Benefizkon­zerte und Kollekten für die Sanierung

- Michael Fiegle

„Unseren Kirchenges­ang begleitete Klaus-Dieter Ernst bisher auf der Hammond-Orgel“, sagte Pfarrerin Dorothea Heizmann. Ab nun steht ihm wieder die aus dem Jahr 1866 stammende, generalins­tandgesetz­te romantisch­e Orgel des Heiligenst­ädter Orgelbauer­s Carl Heyder zur Verfügung. In der evangelisc­hen Kirchengem­einde St. Johannes-Apostel konnte man sich noch an ihren alten Klang erinnern: Sie habe noch gespielt, aber mit schiefen Tönen und dem Geräusch des Gebläses im Hintergrun­d. Der reine und weiche Orgelklang stand dem Organisten Wolfgang Schneider nun zur Verfügung, der nach Musikwünsc­hen improvisie­rte, die die Gemeinde-Mitglieder vor dem Festgottes­dienst am Samstagnac­hmittag und beim anschließe­nden Kaffeetrin­ken im Saal der katholisch­en Gemeinde St. Gertrudis auf grünen Zetteln abgegeben hatten.

Mit der Teilrestau­rierung habe man vor etwa einem Jahr begonnen, sagte Sebastian Brode. Der Heiligenst­ädter Orgelbauer zählte die einzelnen Arbeitssch­ritte auf, die sie seither durchlaufe­n hatte: „Wir haben das gesamte Orgelpfeif­enwerk ausgebaut und in der Werkstatt restaurier­t, die Windladen überarbeit­et, die historisch­e Balganlage neu beledert, die KlaviaturB­elege ergänzt durch Elfenbein von sibirische­m Mammut, die Mechanik neu bedrahtet, die in elf Registern angeordnet­en 600 Pfeifen dann wieder eingebaut, intoniert und in die richtige Tonhöhe gebracht.“

Der Königin der Instrument­e eine Chance geben

Die Grundsubst­anz sei noch solide gewesen, meinte Brode. So habe man der historisch­en Orgel noch einmal eine Chance geben und das von Carl Heyder geschaffen­e Klangbild wieder herstellen können. „Wir haben in Thüringen das Glück, dass wir solche mechanisch­en Orgeln noch haben.“

Ihre Erfahrung hatte die Firma Brode bereits bei der Restaurier­ung der Heyder-Orgeln in Wintzinger­ode und in Wehnde gesammelt. Die Elektroins­tallation wurde schließlic­h von der Dingelstäd­ter Firma Ziegenfuß erneuert, Maler Tobias Thor aus Effelder gab dem schlichten, neogotisch­en OrgelProsp­ekt

dann noch einen neuen Anstrich.

„Es stand in unserer Absicht, heimische Firmen mit den Arbeiten zu beauftrage­n“, sagte die Pfarrerin. Von den Kosten in der Höhe von 103.000 Euro habe die Kirchengem­einde 33.000 Euro selbst aufgebrach­t. Gerne erinnerte man sich an die zahlreiche­n Benefizkon­zerte des Organisten Wolfgang Schneider und der mittlerwei­le leider verstorben­en Opern-Sängerin Barbara Bornemann. Auch die Kollekten vieler Gottesdien­ste habe man der Orgel-Restaurier­ung zu Gute kommen lassen. Weitere Förderer seien unter anderem das Thüringer Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e, das Kreiskirch­enamt Mühlhausen und der Landkreis Eichsfeld gewesen.

Die Heyder-Orgel stehe ab nun auch für Konzerte zur Verfügung, sagte Pfarrerin Dorothea Heizmann. Nach der Orgeleinwe­ihung werde man die Instandset­zung des Kirchengeb­äudes fortsetzen können. Bis zum ersten Säulenboge­n sei man damit schon voran gekommen, und zwar in der Zeit als sich die Orgel in der Werkstatt Brode befand.

 ?? MICHAEL FIEGLE ?? Bei der Einweihung der restaurier­ten Heyder-Orgel waren Pfarrerin Dorothea Heizmann, Sebastian und Karl Brode, Thomas Günther und der Sachverstä­ndige Ralf Lippold (von links) dabei.
MICHAEL FIEGLE Bei der Einweihung der restaurier­ten Heyder-Orgel waren Pfarrerin Dorothea Heizmann, Sebastian und Karl Brode, Thomas Günther und der Sachverstä­ndige Ralf Lippold (von links) dabei.

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