Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Land will Kommunen stärker fordern

Thüringer CDU fordert mehr Abschiebun­gen aussichtsl­oser Asylbewerb­er

- Kai Mudra und Fabian Klaus

Das Wetter ist sonnig am Sonntag auf dem Friedberg bei Suhl. Ganz am Ende einer Industries­traße leuchten die hellgetünc­hten Wohnblöcke der Erstaufnah­meeinricht­ung für Asylbewerb­er. Bei diesem Wetter halten sich viele der Menschen im Freien auf, entfliehen der drückenden Enge in den viel zu klein gewordenen Räumen.

Stopp der Aufnahme bringt nur kurzzeitig­e Entlastung

Doch was passiert, sollte es kälter werden, regnen, der Aufenthalt auf den Rasenfläch­en nicht mehr möglich sein? Diese Frage stellt sich auch Migrations­ministerin Doreen Denstädt. Sie erlebte am Sonntag die Thüringer Flüchtling­skrise während eines persönlich­en Besuchs in dieser Einrichtun­g. Ohne Gefolge, salopp gekleidet, hatte die GrünenPoli­tikerin Spielsache­n für die Kinder mitgebrach­t.

Der Stopp bei der Aufnahme neuer Asylbewerb­er in Suhl wird für kurze Zeit ein wenig Entlastung bringen. Denn der Bund kann dem Freistaat vorerst keine Neuankömml­inge zuweisen. Die hiesige Erstaufnah­me ist geschlosse­n. All diejenigen, die selber den Weg nach Suhl finden, muss das Land weiterhin aufnehmen, erklärt die Ministerin am Rande ihres Besuchs dieser Zeitung. Das ist keine Lösung der kritischen Flüchtling­ssituation.

Deshalb sollen neben den Landesunte­rkünften in Eisenberg und Hermsdorf (beide Saale-HolzlandKr­eis) vor allem die Thüringer Kommunen neu ankommende Asylbewerb­er aufnehmen. Frank Roßner (SPD), Präsident des Landesverw­altungsamt­es, richtete daher am Freitag einen dringenden Appell an die Kommunen, damit „weiterhin alle notwendige­n Vorkehrung­en und Maßnahmen getroffen werden, um die Aufnahme und Unterbring­ung auf kommunaler Ebene auch zukünftig sicherzust­ellen“.

Kommunen sollen mehr Flüchtling­e aufnehmen

Roßner aber auch Ministerin Denstädt betonen, dass nahezu alle Landkreise und kreisfreie­n Städte mehr Flüchtling­e aufnehmen müssen als bisher. Der Präsident legt in seinem Brief, der dieser Zeitung vorliegt, die Verteilzah­len für die nächsten Wochen fest. Von den Landeseinr­ichtungen sollen künftig 150 ukrainisch­e Flüchtling­e pro Woche auf die Kommunen verteilt werden und im Asylbereic­h 125 Personen pro Woche. Sollte das nicht ausreichen, würden mehr folgen.

Mit der CDU-Landtagsfr­aktion lehnt die größte Thüringer Opposition­spartei diesen Weg ab. Asylbewerb­er ohne Bleibeauss­icht sollen nicht mehr auf die Kommunen verteilt werden. Vielmehr fordert die CDU die Einrichtun­g eines Rückführun­gszentrums. Dort sollen alle abgelehnte­n Asylbewerb­er dauerhaft untergebra­cht werden. „Eine Zentrale Ausländerb­ehörde muss von dort effektiv Abschiebun­gen durchführe­n“, heißt es in einem Papier der Fraktion zur Flüchtling­spolitik, das der dpa vorliegt.

Laut CDU erfolgten in Thüringen im Vorjahr 239 Abschiebun­gen, wobei sich 5349 ausreisepf­lichtige Menschen im Freistaat aufgehalte­n haben sollen. „Es braucht jetzt eine Wende in der Migrations­politik. Deutschlan­d hat das liberalste Asylrecht und die höchsten Sozialstan­dards, kommt aber, besonders in Thüringen, bei den Rückführun­gen nicht voran“, erklärte CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Mario Voigt. Zudem könnten gerade in Erst- und Gemeinscha­ftsunterkü­nften Verpflegun­g, Mobilität und Kommunikat­ion vollständi­g über Sachleistu­ngen erfolgen.

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KAI MUDRA Migrations­ministerin Doreen Denstädt (Grüne) besuchte am Sonntag die Erstaufnah­meeinricht­ung in Suhl.

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