Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Pfosten, Latte, Ausgleich
Wie ein Ex-Kapitän des FC Rot-Weiß das 1:1 im Derby gegen Carl Zeiss Jena einordnet
Selbst der einstige Kapitän des FC Rot-Weiß Erfurt war nach der Punkteteilung hin- und hergerissen. „Ich glaube, es ist ein gerechtes Resultat. Es war ein typisches Derby. Es ist müßig zu überlegen, ob die Flasche voll oder leer ist. Ich glaube aber, für Erfurt war etwas mehr möglich und Jena wird mit dem Punkt besser leben können“, sagte Marcel Kaffenberger, dessen Karriere vor drei Jahren in Erfurt endete.
Jene Einschätzung deckte sich auch mit den Reaktionen direkt nach dem Spielschluss. Von Jubelstimmung angesichts des späten Ausgleichs beim 1:1 (0:1) gegen den FC Carl Zeiss Jena war in den rotweißen Reihen im ersten Augenblick nichts zu spüren. Aber Fabian Gerber war alles andere als am Boden zerstört. „Klar sind wir über das Resultat enttäuscht. Aber ich bin stolz, wie meine Mannschaft gekämpft hat. Wir haben bis zur letzten Minute an uns geglaubt“, sagte der Erfurter Trainer: „Ich hatte nie das Gefühl, dass wir verlieren. Auch nicht nach dem Rückstand.“
Bei Erfurt rutschte Offensivspieler Maximilian Pronichev nach dem 0:0 in Eilenburg genauso wieder in die Startformation wie Samuel Biek. Der lange verletzte Mittelfeldmann begann wie bei seiner Einwechslung in der vergangenen Woche diesmal in der Innenverteidigung neben Lucas Zeller. Kwabe Schulz rotierte dafür nach links.
Das erste Signal setzte Zeller, dessen Freistoß aus 20 Metern nach einem heftigen Foul von Strietzel an Artur Mergel nur knapp das gegnerische Tor (17.) verfehlte. Aber das Spiel nahm nur wenig später richtig Fahrt auf, als sich Jenas Ken Gipson auf der linken Seite robust gegen Caniggia Elva und auch noch Robbie Felßberg behauptete. Seine Hereingabe nahm der frei stehende Joel Richter dankend auf und hämmerte unbedrängt den Ball unter die Querlatte zur frühen Führung des FC Carl Zeiss (18.).
Damit war der Druck auf die RotWeiß-Mannschaft gewachsen. Jena unterdessen tankte durch die Führung viel Selbstvertrauen, machte die Räume eng und ließ damit wenig zu. Auch in den Zweikämpfen wirkten die Gäste in vielen Szenen griffiger, weshalb die Führung verdient war. Dennoch wäre Erfurt um ein Haar zum Ausgleich gekommen, aber Michael Seatons Schuss zisch- te über die Latte (45.+1).
Nach der Pause erhöhte Erfurt die Schlagzahl und erarbeitete sich weitere Chancen. Die RWE-Fans hatten den Torschrei auf den Lip- pen, als ein Distanzschuss von Til Schwarz an den Pfosten knallte (55.). Es war der Weckruf für seine Mannschaft. Tatsächlich hatte Er- furt nun mehr vom Spiel.
Der eingewechselte Sidny Cabral brachte einen Freistoß in den Straf- raum, Schwarz lief hinein und drückte den Ball per Kopf ins Jenaer Gehäuse (80.). Nun war das Feuer im Spiel, dass sich die Erfurter Fans von Beginn an gewünscht hatten. Jena hatte Glück, als der Schuss von Elva nur die Querlatte streifte (86.). Einen Aufreger hatte die Partie auch ohne Tor noch. Max Grimm holte Erfurts Cabral rüde von den Beinen und sah glatt Rot (90.+3).
Für Kaffenberger könnte der Zähler noch wichtig werden für Erfurt: „Ich glaube, in der Liga bleibt es bis zum Saisonende spannend.“
„Ich hatte nie das Gefühl, dass wir verlieren. Auch nicht nach dem Rückstand.“Fabian Gerber Trainer des FC Rot-Weiß