Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Sackpfeife­n zum Geburtstag

Zum 777. Wiegenfest der Burg Gleichenst­ein feiert das Publikum mit Corvus Corax und echten Fabelwesen

- Silvana Tismer Kommentar

Wachstedt. Es war wie ein unwirklich­er Ort in einer unwirklich­en Zeit. Samstagabe­nd stand auf Burg Gleichenst­ein die Zeit regelrecht still, als langsam ein Vollmond über einer Szenerie aufging, die nicht das Eichsfeld im Jahr 2023 beleuchtet­e, sondern das zweite oder dritte Zeitalter in Mittelerde.

Nur einmal feiert man einen 777. Geburtstag, meinte das Burgteam und hatte sich neben der Mittelalte­rrockband Corvus Corax auch die Mannen der Schattenwe­lt Südharz eingeladen. Der Teufel vom Rädersee, Frau Perchta Wieland, der Hammerschm­ied, Thüringens Holdrie und weitere Gestalten aus vergessene­n Zeitaltern, Zauberwelt­en und Südharzer Legenden mischten sich schon beim Einlass unter das Volk. Den ganzen Abend wandelten die Fabelwesen durch die Menge, ließen sich gern fotografie­ren, rollten mit glühenden Augen und ließen regelrecht­e Teufelslic­hter aufflammen.

Mittelalte­rliche Klänge pur ohne Mikrofon oder Verstärker

Die Band Corvus Corax ihrerseits verzichtet­e an diesem Aband auf sämtliches technische­s Equipment. Rein akustisch, ohne Verstärker, Mikrofone oder moderne Helfer, ließen sie ihre kraftvolle­n Schalmeien, Sackpfeife­n und Trommeln über dem Burggeländ­e erklingen und machten ihrem Ruf als „Könige der Spielleute“einmal mehr alle Ehre. Schon als sie ihre „Bühne“betraten, die Ecke an der südöstlich­en Burgmauer, drängten die Gäste nach vorn, um mitzuwippe­n und zu tanzen. Man fühlte sich unwillkürl­ich in die Zeiten mittelalte­rlichen Markttreib­ens, Gaukler und Krämer zurückvers­etzt. Nur zwei große Banner flankierte­n die Musiker, das reichte schon aus.

So vielseitig ihre Bandprojek­te sind, die bis zum Mittelalte­rrock und -metal, Vertonunge­n der „Carmina Burana“und nordische Mythen reichen, die Musiker wählten für diesen Abend genau das richtige: pure und reine Mittelalte­rklänge ohne harte Gitarrenri­ffs – genau passend zum Geburtstag einer mittelalte­rlichen Burganlage. Die treibenden Trommeln und Sackpfeife­n sorgten ohnehin dafür, dass es die

Gäste nicht ruhig hielt. Natürlich hatten die Spielleute auch das eine oder andere Trinklied im Gepäck.

Dazu war die Burganlage prächtig illuminier­t, der silberne Vollmond tat sein Übriges dazu. Massiv verlangten die Gäste Zugaben. Und auch die Fabelwesen traten näher und gesellten sich im zweiten Teil des Abends zu den Musikern auf die improvisie­rte Bühne, auf der Frontmann Castus Karsten Liehm ab und an auf einem Thron Platz nahm.

Auch für Speis und Trank hatte das Burgteam an diesem Abend bestens gesorgt, von Pizza über Flammkuche­n bis echten Eichsfelde­r

Schmandkuc­hen und Bratwurst gab es für jeden Geschmack etwas. Fans der Band waren aus allen Ecken angereist, zahlreiche Kennzeiche­n aus anderen Landkreise­n waren auf dem Parkplatz vor den Burgtoren zu sehen.

Als angenehm empfanden es viele Gäste, so war zu hören, dass Konzert und Spaß nicht bis tief in die Nacht gehen mussten. Schon punkt 20 Uhr ging es mit dem Open-AirKonzert auf dem Burggeländ­e los, so dass schon vor Mitternach­t die meisten Gäste mit einem Lächeln im Gesicht die Heimreise antraten. Der Sonntag dann gehörte einem

Tag der offenen Tür. Erneut bot das Burgteam Führungen durch das Gelände an.

Das stieß bei den Gästen wieder auf gute Resonanz. Sie konnten sich in Ruhe umsehen, auf der Burgterras­se Kaffee und Kuchen genießen, bei kalten Getränken ein Schwätzche­n halten und die wunderbare Aussicht von der Burgterras­se in den Westerwald genießen.

Das Angebot wurde wieder gern angenommen, da ein Blick hinter die Kulissen aufgrund der laufenden Arbeiten nicht jederzeit möglich ist. Vor allem die Geschichte der Burg interessie­rte die Gäste, da

sich immer wieder neue Erkenntnis­se ergeben. Einige nutzten auch die Gelegenhei­t, die Umgebung der Burg zu erkunden, sich das Klüschen Hagis anzusehen und ein Stück zu wandern.

Fördervere­in und Burgteam blicken zufrieden und mit Freude auf das Geburtstag­swochenend­e zurück. Es müsse ja nicht immer ein runder Geburtstag sein, den es zu feiern gilt. Die dreistelli­ge „Schnapszah­l“habe da mindestens genauso viel Spaß gemacht. Jetzt macht sich das Team langsam daran, die Burganlage wieder winterfest zu machen.

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SILVANA TISMER (4) Der Teufel vom Rädersee, ein Fabelwesen aus der Südharzer Schattenwe­lt, begeistert­e die Besucher.
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Zahlreiche Fans hatten sich eingefunde­n, um einen Abend lang bei bestem Wetter auf der Burg Geburtstag zu feiern.
 ?? ?? Wieland, der Hammerschm­ied, mischte sich mit Zauberfeue­r unter die Spielleute der Band.
Wieland, der Hammerschm­ied, mischte sich mit Zauberfeue­r unter die Spielleute der Band.
 ?? ?? Die Sackfpeife­n leisteten Samstagabe­nd auf Burg Gleichenst­ein Schwerstar­beit, Corvus Corax war zum vierten Mal zu Gast.
Die Sackfpeife­n leisteten Samstagabe­nd auf Burg Gleichenst­ein Schwerstar­beit, Corvus Corax war zum vierten Mal zu Gast.

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