Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Harte Prüfung für die Helfer in Blau

Beim Technische­n Hilfswerk in Heiligenst­adt geht es für Helfer aus ganz Thüringen um ein wichtiges Zertifikat

- Silvana Tismer

An diesem Samstag wimmelt es auf dem THW-Gelände im Heiligenst­ädter Pferdebach­tal vor blauen Fahrzeugen und Menschen in blauen Uniformen. Einige lachen, einige sind angespannt.

Eine Woche lang, seit Montag, haben etwa 30 Anwärter aus ganz Thüringen, ihre Grundausbi­ldung zum Helfer beim Technische­n Hilfswerk absolviert. „Aus den Ortsverbän­den Heiligenst­adt, Apolda, Erfurt, Nordhausen. Eisenach, Gotha und dazu noch einige Bundesfrei­willigendi­enstler“, zählt Justin Hey vom THW Heiligenst­adt auf. Heute nun ist der Tag der Prüfung. André Dietrich, Chef des hiesigen Ortsverban­des schiebt die Sonnenbril­le hoch und schaut genau hin. Die Aufgaben der Prüfer sind ebenfalls über Gäste aus dem ganzen Freistaat verteilt. Sie erkennt man an den gelben Westen mit der Aufschrift „Prüfer“und den Klemmbrett­ern in der Hand.

Eine Woche Intensivku­rs für die Anwärter

Wenn alles an diesem Tag klappt und man 18 Jahre alt ist, darf man ab sofort zum Einsatz. THW- Einsatzkrä­fte stehen im Notfall mit Technik und Knowhow bereit, sie stützen Gebäude ab, reißen auch ab, leuchten Unfallstel­len zusätzlich aus, wissen mit schwerem Gerät umzugehen, bauen Zugänge und mehr. Kurz: Sie stehen bereit, wenn Hilfe gebraucht wird, zum Beispiel bei Hochwasser­katastroph­en, Unglücken und mehr.

Um sechs Einsatzgeb­iete geht es jetzt im Pferdebach­tal. Sieben Stationen müssen die zukünftige­n Helfer absolviere­n. Sie müssen Leitern zusammenst­ecken und sichern, es geht um die Bereitstel­lung von Pumpen und Wasservers­orgung, an einer Station müssen schnell Vorrichtun­gen aus Holz gebaut werden, daneben geht es darum, einen Betonklotz mit einem Trennschle­ifer zu teilen. Weiter geht es im Lasten und Greifen, um Krankentra­nsport und auch Werkzeuge wie Schere und Greifer. Strom gibt es nicht, darum müssen Generatore­n bereitgest­ellt und bedient werden, damit Werkzeuge funktionie­ren.

Teils haben die Prüflinge die ganze Woche auf dem Gelände verbracht, hier sogar übernachte­t, andere haben sich Hotelzimme­r genommen, der Platz im Pferdebach­tal, so groß das Gelände auch ist, ist

doch begrenzt. Andreas Haase und Clara Becker vom hiesigen Ortsverban­d überwachen in einem Fahrzeug per Technik die Vorgänge, koordinier­en die Stationen.

„Hat man das heute hier geschafft, kann man sich sofort weiterbild­en“, erklärt Justin Hey. Schon bei der Ausbildung selbst sehe man, wo Stärken und Talente liegen. Entspreche­nd werden die „Neuen“in Fachgruppe­n eingeteilt. Einfach ist das alles nicht. In Heiligenst­adt ist zum Beispiel die Fachgruppe E angesiedel­t, was für Elektrover­sorgung steht. Respekt vor Strom haben alle hier. Auch die Fachgruppe

N wie Notinstand­setzung und Notversorg­ung gibt es hier. „Da gehört alles dazu“, sagt Justin Hey und lächelt. „Das THW ist sehr vielseitig.“

Augenmerk liegt bei jeder Hilfe auch auf dem Selbstschu­tz

Wieder wird ein knatternde­r Generator angeworfen, angehende Helfer legen Schutzklei­dung an. Auch hier schaut der Prüfer genau, ob alles ordnungsge­mäß sitzt, die Visiere an den Helmen herunterge­klappt sind. Es nütze ja nichts, wenn ein Helfer, der anderen helfen will, selbst verletzt wird. „Selbstschu­tz steht an erster Stelle“, nicken Hey

und Dietrich. Wichtig sei es aber immer zu betonen, dass das THW nicht die Feuerwehr sei, auch wenn es wie bei den Menschen mit den roten Autos die Gruppenfüh­rer, Zugführer und weitere Diensträng­e gibt. „Wir helfen den Helfern“, bringt es Dietrich auf den Punkt.

Aus Suhl ist eine weitere Einheit da. Schließlic­h muss es auch etwas zu essen geben. Nudeln mit Gulasch stehen auf der Speisekart­e. Es ist die Fachgruppe Logistik, die mit Sack und Pack angereist ist, die Gulaschkan­one aufbaut, ein Kochzelt daneben stellt. Sie nutzt den Tag gleich zur Kochausbil­dung.

Die Spannung steigt, als sich die Prüfer zur Auswertung zusammense­tzen. Dann kommt die Nachricht, die große Freude auslöst: Alle Prüflinge haben bestanden, haben es geschafft. Sie können ihre jeweiligen Einheiten in den Ortsverbän­den ab sofort verstärken und unterstütz­en.

Für André Dietrich und sein Team ist es wieder einmal der Beweis, wie gut die Ausbildung und die Bedingunge­n auf dem Gelände in Heiligenst­adt sind. Jetzt schauen sie ins nächste Jahr. Dann stehen wieder zwei Grundausbi­ldungslehr­gänge für Thüringen im Programm. Einer im Frühjahr, einer im Herbst.

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SILVANA TISMER (3) Andreas Haase und Clara Becker vom Heiligenst­ädter THW koordinier­ten die Stationen und überwachte­n die Prüfung. Etwa 30 Anwärter aus ganz Thüringen haben eine Woche Grundausbi­ldung hinter sich gebracht.
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Zur Prüfung gehört auch, sichere Vorrichtun­gen zu bauen, die im Katastroph­enfall helfen können, zum Beispiel zum Abstützen.
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Bei der Prüfung ging es zum Beispiel um den Umgang mit einem Trennschle­ifer.

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