Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Das Warten hat ein Ende
Claudia Roth, Benjamin Hoff und Peter Kleine besiegeln die Generalsanierung des DNT Weimar
Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) ließ seine grüne Amtskollegin Claudia Roth aus dem Bundeskanzleramt ein wenig warten, bevor auch er ins Foyer des DNT eilte, um die gemeinsame Finanzierungsvereinbarung zur Generalsanierung des Hauses in städtischem Eigentum zu unterzeichnen. Das war gewiss keine Absicht, wohl auch nicht als Retourkutsche gemeint: Doch ließ der Bund zuvor Thüringen und Weimar monatelang warten, bevor er die vom Bundestag beschlossenen Mittel freigab. Unterdessen schoss, darauf wies OB Peter Kleine (parteilos) hin, Thüringen schon einige seiner Mittel für Vorarbeiten vor.
Nun aber ist auch die Tinte trocken unter der Vereinbarung, die alle drei Politiker am Mittwoch unterzeichneten. Bund und Land stellen demnach jeweils 83,5 Millionen Euro als Festbetragsfinanzierung bereit. Die insgesamt 167 Millionen beschreiben den Kostenrahmen, der auch überreichte Bewilligungsbescheid umfasst 124 Millionen Euro. Der Rest ist ein Puffer für erwartbare Kostensteigerungen während der zentralen Bauphase im historischen Haupthaus, die, nach wiederholter Verschiebung, nun Anfang 2027 beginnen und fünf Jahre später enden soll. Aktuell läuft der Architekturwettbewerb dafür.
Mehrkosten, die jenen festen Rahmen übersteigen, sowie Folgekosten für Betrieb und Unterhalt,
hält die Vereinbarung fest, hätten allein Thüringen zu 79 und Weimar zu 21 Prozent zu tragen. Ein kleinerer Teil des Geldes wird bereits 2025 und 2026 im Norden der Stadt in
vestiert: in ein neues Werkstattgebäude (knapp neun Millionen) sowie in den Umbau des schon einmal ertüchtigten Probenhauses Redoute zur neuen Nebenspielstätte
mit Kleiner und Experimentierbühne, erweitert um Probebühne und Lager (2,4 Millionen).
Generalintendant Hasko Weber, den das Thema jahrelang notwendigerweise umtrieb, der Umsetzung und Vollzug aber nicht mehr im Amt erleben wird, nachdem er selbstbestimmt seinen Rückzug zum Sommer 2025 erklärte, sprach bei der Unterzeichnung von einem bewegenden Moment. „Wir haben auf diesen Tag im Haus alle lange gewartet, weil das Deutsche Nationaltheater ohne diese Summe, ohne diese Generalsanierung gehörig in Probleme abrutschen würde: baulich, technisch und damit auch strukturell.“Es sei mehr als bemerkenswert, dass sich Bund und Land in finanziell schwierigen Zeiten derart engagieren, um ein Kulturinstitut zu sichern.
Tatsächlich seien die Zeiten „haushalterisch katastrophal“, bestätigte Claudia Roth. Aber es gehe hier auch nicht um irgendein Theater, es sei vielmehr „eines der wichtigsten, die es überhaupt gibt“. Womit sie die historische Dimension ansprach, insbesondere den Ort der Weimarer Nationalversammlung 1919, der eine solche außergewöhnliche Investition des Bundes in ein Theatergebäude zuallererst rechtfertigt. Minister Hoff sprach von einem auch heutzutage lebendigen Diskursort sowie davon, dass Bund wie Land Wort hielten.
Oberbürgermeister Kleine äußerte die Hoffnung, das DNT inmitten der Stadt werde in so langer Bauzeit „nicht vergessen“werden vom Publikum. Dem müssen Webers Nachfolger mit Programm und Ideen entsprechen: Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen.