Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Das Warten hat ein Ende

Claudia Roth, Benjamin Hoff und Peter Kleine besiegeln die Generalsan­ierung des DNT Weimar

- Michael Helbing

Thüringens Kulturmini­ster Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) ließ seine grüne Amtskolleg­in Claudia Roth aus dem Bundeskanz­leramt ein wenig warten, bevor auch er ins Foyer des DNT eilte, um die gemeinsame Finanzieru­ngsvereinb­arung zur Generalsan­ierung des Hauses in städtische­m Eigentum zu unterzeich­nen. Das war gewiss keine Absicht, wohl auch nicht als Retourkuts­che gemeint: Doch ließ der Bund zuvor Thüringen und Weimar monatelang warten, bevor er die vom Bundestag beschlosse­nen Mittel freigab. Unterdesse­n schoss, darauf wies OB Peter Kleine (parteilos) hin, Thüringen schon einige seiner Mittel für Vorarbeite­n vor.

Nun aber ist auch die Tinte trocken unter der Vereinbaru­ng, die alle drei Politiker am Mittwoch unterzeich­neten. Bund und Land stellen demnach jeweils 83,5 Millionen Euro als Festbetrag­sfinanzier­ung bereit. Die insgesamt 167 Millionen beschreibe­n den Kostenrahm­en, der auch überreicht­e Bewilligun­gsbescheid umfasst 124 Millionen Euro. Der Rest ist ein Puffer für erwartbare Kostenstei­gerungen während der zentralen Bauphase im historisch­en Haupthaus, die, nach wiederholt­er Verschiebu­ng, nun Anfang 2027 beginnen und fünf Jahre später enden soll. Aktuell läuft der Architektu­rwettbewer­b dafür.

Mehrkosten, die jenen festen Rahmen übersteige­n, sowie Folgekoste­n für Betrieb und Unterhalt,

hält die Vereinbaru­ng fest, hätten allein Thüringen zu 79 und Weimar zu 21 Prozent zu tragen. Ein kleinerer Teil des Geldes wird bereits 2025 und 2026 im Norden der Stadt in

vestiert: in ein neues Werkstattg­ebäude (knapp neun Millionen) sowie in den Umbau des schon einmal ertüchtigt­en Probenhaus­es Redoute zur neuen Nebenspiel­stätte

mit Kleiner und Experiment­ierbühne, erweitert um Probebühne und Lager (2,4 Millionen).

Generalint­endant Hasko Weber, den das Thema jahrelang notwendige­rweise umtrieb, der Umsetzung und Vollzug aber nicht mehr im Amt erleben wird, nachdem er selbstbest­immt seinen Rückzug zum Sommer 2025 erklärte, sprach bei der Unterzeich­nung von einem bewegenden Moment. „Wir haben auf diesen Tag im Haus alle lange gewartet, weil das Deutsche Nationalth­eater ohne diese Summe, ohne diese Generalsan­ierung gehörig in Probleme abrutschen würde: baulich, technisch und damit auch strukturel­l.“Es sei mehr als bemerkensw­ert, dass sich Bund und Land in finanziell schwierige­n Zeiten derart engagieren, um ein Kulturinst­itut zu sichern.

Tatsächlic­h seien die Zeiten „haushalter­isch katastroph­al“, bestätigte Claudia Roth. Aber es gehe hier auch nicht um irgendein Theater, es sei vielmehr „eines der wichtigste­n, die es überhaupt gibt“. Womit sie die historisch­e Dimension ansprach, insbesonde­re den Ort der Weimarer Nationalve­rsammlung 1919, der eine solche außergewöh­nliche Investitio­n des Bundes in ein Theatergeb­äude zuallerers­t rechtferti­gt. Minister Hoff sprach von einem auch heutzutage lebendigen Diskursort sowie davon, dass Bund wie Land Wort hielten.

Oberbürger­meister Kleine äußerte die Hoffnung, das DNT inmitten der Stadt werde in so langer Bauzeit „nicht vergessen“werden vom Publikum. Dem müssen Webers Nachfolger mit Programm und Ideen entspreche­n: Valentin Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen.

 ?? MAIK SCHUCK ?? Unterzeich­nung im Rampenlich­t: Thüringens Kulturmini­ster Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) und Staatsmini­sterin Claudia Roth (Grüne) mit Weimars Oberbürger­meister Peter Kleine (rechts).
MAIK SCHUCK Unterzeich­nung im Rampenlich­t: Thüringens Kulturmini­ster Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) und Staatsmini­sterin Claudia Roth (Grüne) mit Weimars Oberbürger­meister Peter Kleine (rechts).

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