Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Bösem mit Gutem begegnen
Darum geht es bei der Frauenwallfahrt am Kerbschen Berg. Im Gottesdienst wird erklärt, wie das gelingen kann
„Wir haben die Sonne auf unserer Seite“, mit diesen Worten begrüßte Claudia Rimestad vom Bistum Erfurt die zahlreichen Besucher auf dem Kerbschen Berg. Zur Frauenwallfahrt 2024 waren am Sonntag wieder viele Frauen, aber auch Männer, Jugendliche und Kinder nach Dingelstädt gekommen. Unter dem Leitwort „Verwandelt das Böse durch das Gute“verbrachten die Eichsfelder einen Wallfahrtstag mit Gottesdienst, Mitmachangeboten und viel Zeit für Begegnungen.
Oft zu bequem, zu träge und zu geizig
Der Gottesdienst wurde von einer Gruppe Frauen mitgestaltet, die eingangs aus ihren persönlichen Erfahrungen berichteten, wie sie Bösem mit Gutem begegnet sind. Eine der Frauen habe als Mitarbeiterin in einer Kindertagesstätte einmal eine schlechte Prämie erhalten, weil die Kita-Leitung der Meinung gewesen sei, sie solle mal erfahren, wie das ist, weniger Geld zu bekommen. „Ich habe lange überlegt, wie ich damit umgehen soll“, erinnert sie sich. „Dann habe ich meinen Kollegen eine große Schachtel Pralinen geschenkt.“Damit habe keiner gerechnet und es habe ihr einen großen Frieden beschert.
„Schnell wird schlecht über jemanden geredet“, meinte eine andere Frau. Aber man könne sich ja auch mal überlegen, was derjenige für gute Eigenschaften habe. Eine Lehrerin für Deutsch berichtete, sie habe einmal gleichzeitig einen Russen und einen Ukrainer in ihrem
Kurs gehabt. „Sie sind zwar keine Freunde geworden“, erzählt sie. „Aber zusammen haben wir es geschafft, dass sie auf ihr gemeinsames Ziel hinarbeiten, nämlich Deutsch zu lernen.“
In der anschließenden Dialogpredigt gingen Claudia Rimestad und Bischof Ulrich Neymeyr unter anderem der Frage nach, was Menschen davon abhält, Gutes zu tun. „Bequemlichkeit, Trägheit und Geiz“, brachte es der Bischof auf den Punkt. Aber auch ein Ehrenamt bringe Verpflichtungen mit sich, die
von anderen, zum Beispiel der Familie, geduldet werden müssten. „Zudem erzählen Ehrenamtliche, die sich für Flüchtlinge einsetzen, dass sie dafür beschimpft werden“, verdeutlichte Ulrich Neymeyr.
Keiner könne die Welt von heute auf morgen in Frieden bringen, egal, wie sehr man es sich wünsche. „Wir können aber gut zu anderen Menschen sein und uns gegenseitig helfen“, so Claudia Rimestad, die fragte, was dabei aufrichte. „Zu wissen: ,Ich bin ein Kind Gottes´, richtet uns auf“, fuhr Bischof Neymeyr fort.
„Nach Kräften mithelfen, die Welt im Sinne Gottes zu gestalten, mitarbeiten an einer Zivilisation für Frieden und Gerechtigkeit, dazu richtet uns Jesus auf.“
Viel Gesang begleitete den Wallfahrtsgottesdienst, den auch der Projektchor Leinefelde mitgestaltet hatte. Die Fragerunde mit Generalvikar Dominik Trost, Lachyoga im Klostergarten und die Kreativwerkstatt sowie das „Mobile Kloster“, Informationen zum Katholikentag und eine „Faire Kaffeetheke“rundeten die Frauenwallfahrt ab.
Die Kollekte war für die zwanzig Mitglieder einer ukrainischen Tanzgruppe bestimmt, die auch zum Katholikentag in Erfurt auftreten wird. „Um den ukrainischen Gästen nach dem Katholikentag ein Aufatmen vom Krieg zu ermöglichen, bleiben sie anschließend noch ein paar Tage in Thüringen“, heißt es in der Mitteilung der Veranstalter, und: Für die Deckung der Kosten für Unterbringung und Verpflegung bittet das Kolpingwerk im Bistum Erfurt, das die Gruppe eingeladen hat, um Spenden.