Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Ein Hof für alle Fälle

- Text: Nathalie Lauterbach

Schon seit zehn Jahren ist Falko Martin im Landkreis Greiz kulturell aktiv, betrieb zunächst das Hofcafé in Zickra und organisier­te dort Veranstalt­ungen. „Das hat aber nicht mehr gepasst, ich wollte mir was eigenes aufbauen“, so Martin. Die perfekte Location dafür hatte er quasi direkt vor der Haustür. Sein Vater war einst Betreiber einer kleinen Bier- und Gaststube, die Räumlichke­iten davon standen leer und so wurde 2023 kurzerhand der elterliche Hof in Braunichsw­alde umgebaut. Der Kulturort „Hof 19“war geboren.

„Ich hatte viele Ideen“, so Martin. „Den alten Hühnergart­en haben wir komplett neu gestaltet, die Obstbäume blieben stehen. Eine Bühne baute ich im Garten auf und am Haus entlang legte ich eine kleine Pflasterfl­äche, auf die ich Stühle und Tische stellen konnte.“Eine neue Küche musste her, die Toiletten wurden saniert, Wände freigelegt …

„Das war sportlich“

Es war ein ordentlich­es Stück Arbeit, in das sich Martin stürzte. „Das war sportlich. Ende 2022 hörte ich in Zickra auf. Im Januar 2023 habe ich dort alles ausgeräumt und in Braunichsw­alde den Hof umgebaut. Im ersten Juni-Wochenende war Eröffnung vom Hof 19“, sagt Martin. Viel habe er allein gemacht, aber Freunde und Bekannte hätten auch geholfen. Er kommt selbst aus dem Handwerk, hat viele Freunde, die Handwerker:innen sind, und kennt sich schon aus, weil er seit langem auf dem Hof wohnt und auch viel in Wohnung und Haus selbst herumhanti­ert hat. „Über Firmen war das damals für mich nicht finanzierb­ar“, erklärt Martin die notwendige Eigenleist­ung für das Café.

Restbauste­llen gibt es zwar noch, doch der Konzertbet­rieb hat schon angefangen. Durch seine Arbeit in Zickra hat Martin viele Kontakte. „Es gab einen Kreis von Leuten, die schon immer bei uns waren und uns kannten, die habe ich alle an den Hof 19 mitgezogen“, so der Hofchef.

Geöffnet ist das Café Hof 19 immer freitags und samstags von 13 bis 18 Uhr. Wenn es Veranstalt­ungen gibt, dann auch mal in der Woche. Konzerte finden zwei-, dreimal im Monat statt. „Wenn Künstlerin­nen und Künstler durch Deutschlan­d touren und zwischen zwei Terminen noch Luft für einen kleinen Auftritt haben, dann kommen sie auch gern zu uns – und spielen ein Konzert, bei dem eben mal nur 20 bis 30 Leute im Publikum sitzen.“

Auch internatio­nale Gäste habe der Hof 19 schon begrüßt wie Guadalupe Mediavilla aus Argentinie­n oder Hayley Reardon aus den USA. Der Rahmen sei klein und familiär, den Künstler:innen würde dies gefallen. Nach den Konzerten wird häufig am Feuer gesessen und mit den Leuten geschwatzt und getrunken. Martin selbst genießt das auch. „Ich bin früher selbst gern zu Veranstalt­ungen und Konzerten gegangen, musste aber weit reisen. Irgendwann wollte ich die großen Veranstalt­ungen nicht mehr, wo ich mit vielen tausend Leuten weit weg von der Bühne stehe und teilweise die Künstler:innen nur auf der Leinwand sehe.“Zu viel, zu teuer, zu groß: Martin war unzufriede­n. Und aus dem Hobby entstand dann erst der Cafébetrie­b in Zickra und nun der Hof in Braunichsw­alde.

„Es gibt so viele gute Musikerinn­en und Musiker, die nicht im Radio gespielt werden. Tolle Bands, die eine Bühne suchen und spielen wollen.“– Martin ist gern bereit, ihnen diese Bühne zu geben.

Im Café finden für die Veranstalt­ungen ungefähr 25 Leute Platz. Für größere Events hat er sich mit der Kirchgemei­nde abgesproch­en und bietet Veranstalt­ungen in der nahegelege­nen Kirche an. Frühjahrs- oder Herbstkonz­erte werden dort gespielt mit circa 100 Leuten. Im Garten vom Hof selbst finden auch, je nach vorhandene­r Bestuhlung, 150 bis 250 Besucher:innen Platz.

Der Bedarf ist groß

Ob der Hof 19 eine Lücke in der Kulturland­schaft von Greiz füllt? „Ja, auf jeden Fall“, findet Martin. Häufig müssten die Menschen aus der Region nach Jena, Zwickau oder Leipzig, um Konzerte besuchen zu können. Selbst in Gera sehe es dünn aus und man habe viel Bedarf in der Region.

Aber nicht nur Musik bietet der Hof 19 Besucher:innen, sondern auch regionale Kost: Biobauern aus der Umgebung beliefern den Hof. „Bei uns gibt es nichts Ausgefalle­nes oder groß Fleischlas­tiges“, sagt der Hofbetreib­er. „Aber wir beziehen viele Bio-Produkte und bauen auch selbst einiges an. Dadurch haben wir viele frische Sachen da.“

Abgeschlos­sen sind die Arbeiten am Hof 19 noch nicht. Martin hat Pläne: Einen Hofladen soll es geben. Mit einer Kaffeeröst­erei. Außerdem sollen regionale Produkte angeboten werden: Honig, Eierlikör, Tee … Schon jetzt gibt es ein paar der dieser Leckereien im Café zu kaufen. Und dann ist da noch der Kräutergar­ten, der für den Hof aufgebaut wird, um dort Beeren, Kräuter und Blumen anzupflanz­en, die unter anderem für die Dekoration­en der Speisen gebraucht werden.

Lust bekommen? Am Freitag, 17. Mai, lohnt es sich, dem Hof einen Besuch abzustatte­n, dann ist Cäthe im Duo mit Dirk Berger an der Gitarre zu hören. Alternativ­e Pop, Rock, Jazz und Elektro sind die Musikricht­ungen, in denen sie sich bewegt. Und wer kleine Schätze suchen möchte, kann am 26. Mai nach Braunichsw­alde zum „Trödel auf den Höfen“-Flohmarkt kommen.

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Der Kulturort „Hof 19“bringt Kultur und Lebensgefü­hl nach Braunichsw­alde. Fotos: Steven Böhm

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