Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Pathologen arbeiten viel mit dem Mikroskop
Diese Spezialisten sagen Ärzten, ob ihre Patienten krank sind oder nicht – Wir haben einen von ihnen gesprochen
BERLIN. Kleine lila Punkte auf einem Stückchen Glas. Das ist alles, was man mit bloßem Auge erkennen kann. Deshalb benutzt Andreas Switala bei seiner Arbeit ein Mikroskop. Er schiebt das Glasplättchen, das ungefähr die Umrisse eines Klingelschildes hat, darunter. Mann nennt dieses kleine Teil Objektträger. Danach stellt er das Mikroskop scharf.
Auf einmal sind kleine Zellen zu erkennen: Nieren-zellen. Das waren die lila Punkte! Nieren-zellen sind in echt nicht lila. Sie wurden eingefärbt, um sie unter dem Mikroskop besser zu erkennen.
Pathologe ohne Kontakt zu den Patienten
Diese Niere ist gesund. Das sieht Andreas Switala daran, dass die Zellen sehr regelmäßig angeordnet sind. Andreas Switala ist Pathologe. Seine Aufgabe ist es herauszufinden, ob Menschen krank sind oder nicht. Patienten bekommt er aber nicht zu sehen.
Ärzte schicken ihm Zellen oder Gewebe, das sie ihren Patienten zuvor entnommen haben. Zum Beispiel ein winziges Stückchen Haut. Oder eben die Zellen der Niere.
Manchmal vermutet ein Arzt zum Beispiel, dass einer seiner Patienten einen Tumor hat. Ein Tumor entsteht, wenn einige Zellen sich plötzlich stark vermehren. Manchmal ist das gar nicht weiter schlimm. Dann spricht man von einem gutartigen Tumor.
Manchmal kann der Tumor aber auch krank machen. Etwa weil er das Gewebe um sich herum zerstört. Man spricht dann von einem bösartigen Tumor.
Die Proben von bösartigen Tumoren sehen unter einem Mikroskop anders aus als die von gutartigen Tumoren. „Viel unregelmäßiger“, bestätigt auch Pathologe Andreas Switala.
Wenn er die Proben unter seinem Mikroskop untersucht hat, schreibt er für den Arzt einen Bericht. Da steht drin, was er herausgefunden hat. Den Ärzten hilft das, eine passende Behandlung für ihre Patienten zu finden. Gestern zum Beispiel, hat Andreas Switala im Labor ein Stückchen Niere untersucht. Dabei hat er festgestellt: Die Niere war stark entzündet. Später hat er einen Tumor einer Frau untersucht und herausgefunden, dass er bösartig ist.
Er seufzt. „Ich bin inzwischen froh darüber, dass ich den Menschen nicht sagen muss, dass sie krank sind.“
Andreas Switala mag aber seinen Beruf. Manchmal ist es ein bisschen eklig, manchmal stinkt es auch, sagt er. Aber er hat sich daran gewöhnt.
Aber ist das nicht schlimm, jeden Tag mit Krankheit und Tod zu tun zu haben? Das darf man nicht auf sich selbst beziehen, sagt er. Und schaut wieder in sein Mikroskop. (dpa)