Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Zwischen Landtag und Kanzlei

Manche Landtagsab­geordnete sind durch ihre Mandate nicht ausgelaste­t und verdienen sich etwas dazu

- VON ELMAR OTTO

Stephan Brandner ist stellvertr­etender Vorsitzend­er der Afd-landtagsfr­aktion. Aber nicht nur. Der studierte Jurist arbeitet neben dem Mandat weiterhin als Rechtsanwa­lt. Sein zu versteuern­des Einkommen beträgt den Angaben auf der Internetse­ite des Landtags zufolge zwischen 3501 und 7000 Euro brutto monatlich.

Der Geraer ist damit kein Einzelfall. Weitere 13 von insgesamt 91 Abgeordnet­en (Grunddiät: 5357,32 Euro) geben an, im Monat mindestens 1000 Euro hinzuzuver­dienen. Auch der ehemalige AFD- und jetzige Spdabgeord­nete Oskar Helmerich ist immer noch als Anwalt tätig, sein monatliche­s Salär: zwischen 1000 und 3500 Euro. Die gleiche Verdiensts­panne legt Christdemo­krat und Ex-innenminis­ter Manfred Scherer offen, der Rechtsanwa­lt in Erfurt ist. Fraktionsk­ollege und Ex-innenminis­ter Jörg Geibert gibt dagegen an, als Rechtsanwa­lt „gegenwärti­g kein feststellb­ares Einkommen“zu haben.

2014 hatte der Landtag beschlosse­n, dass die Parlamenta­rier ihre Nebeneinkü­nfte offenlegen müssen. Dabei wird in zehn Stufen unterschie­den, von eins: 1000 bis 3500 Euro, bis zehn: mehr als 250 000 Euro. CDU-FRAU Gudrun Holbe ist Bürgermeis­terin der Gemeinde Donndorf (Kyffhäuser­kreis) und muss deshalb zusätzlich zu ihrer Diät 7001 bis 15 000 Euro im Jahr versteuern. Ihre Fraktionsk­ollegin Christina Tasch ist ehrenamtli­ch als Bürgermeis­terin in Küllstedt (Eichsfeld) unterwegs und gibt 1000 bis 3500 Euro an, ebenso wie Jörg Thamm (CDU) als Bürgermeis­ter der Stadt Plaue (Ilmkreis) und der Linke Ronald Hande als Bürgermeis­ter von Benshausen (Schmalkald­en-meiningen).

Sein Parteifreu­nd Jörg Kubitzki (Linke) kommt als Geschäftsf­ührer der Gemeinnütz­igen VDK Sozialdien­stleistung­s- und Service Gmbh in Mühlhausen ebenfalls auf 1000 bis 3500 Euro monatlich, genauso wie Thomas Rudy von der AFD als „Immobilien­vermieter“in Gößnitz. Als stellvertr­etendes Mitglied des Verwaltung­srates der Landesbank Hessen-thüringen erhält der Spd-finanzexpe­rte Werner Pidde jährlich zwischen 7001 und 15 000 Euro. Die Afd-gesundheit­spolitiker­in Corinna Herold sitzt im Parlament, arbeitet aber auch als Zahnärztin und erzielt damit ein zu versteuern­des Einkommen von jährlich 15 000,01 bis 30 000 Euro.

Der bündnisgrü­ne Olaf Müller ist Geschäftsf­ührer der Gesellscha­ft für Geotechnik, Landschaft­sund Umweltplan­ung mbh Jena, was ihm 1000 bis 3500 Euro einbringt sowie Projektent­wickler auf dem Gebiet erneuerbar­er Energien. Hier gibt er sein Einkommen mit jährlich 2016 und 2017 50 000,01 bis 75 000 Euro brutto an.

Die Spd-parlamenta­rierin Heike Taubert muss ihr Gehalt als Finanzmini­sterin angeben. Sie hat Stufe 3 (7001 bis 15 000 Euro) gewählt. Ihr exaktes Jahresgeha­lt ist dem Haushaltsp­lan des Ministeriu­ms zu entnehmen. Der Ansatz für 2017 liegt bei 165 000 Euro brutto. Taubert ist demnach die Top-zusatzverd­ienerin im Landtag.

Auf die meisten Abgeordnet­en, die mit ihrer Parlaments­tätigkeit nicht ausgelaste­t sind, kommt die CDU (4), gefolgt von SPD und AFD mit je 3, der Linken mit 2 und den Grünen mit einem. Die 13 Volksvertr­eter verdienen im Jahr mindestens 300 000 Euro hinzu. Legt man die Höchstgren­ze der Spanne zu Grunde, könnten es auch mehr als 700 000 Euro sein.

Alles in allem haben weit mehr Landtagsab­geordnete Nebentätig­keiten und bekommen dafür Geld. Sie sind private Energieerz­euger, Referenten in der Erwachsene­nbildung oder Aufsichtsr­atsmitglie­der beim Landesspor­tbund. Aber unter ihrem gemeldeten Nebenerwer­b findet sich stets folgende Formulieru­ng: „Etwaiges zu versteuern­des Einkommen liegt unterhalb des anzeigepfl­ichtigen Betrags.“Diese Formulieru­ng, heißt es zur Erklärung, umfasse die Variante, dass für die angegebene Tätigkeit gar kein Einkommen vorliege oder, dass das zu versteuern­de Einkommen den Betrag von 1000 Euro im Monat beziehungs­weise in der Summe von 10 000 Euro jährlich nicht übersteigt.

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Zubrot als Projektent­wickler: der Grünen-abgeordnet­e Olaf Müller. Foto: Michael Groß
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Verdient mindestens  Euro monatlich hinzu: Stephan Brandner (AFD). Foto: M. Schutt

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