Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Schutz gegen Schläge und Schüsse

Thüringer Polizisten werden mit neuen kugelsiche­ren Helmen ausgerüste­t

- VON KAI MUDRA

ERFURT. Ein bewaffnete­r Überfall, ein Bankraub oder ein Amoklauf, künftig sind auch Thüringer Streifenbe­amte deutlich besser gegen Attacken solch brutaler Täter geschützt. Denn sie sind häufig die ersten am Tatort und müssen dann ihren Kopf hinhalten.

Das Innenminis­terium lässt die ersten 1497 ballistisc­hen Schutzhelm­e an Beamte in den Dienststel­len verteilen. Künftig sollen immer zwei dieser Helme auf jedem Einsatzfah­rzeug zur Standardau­srüstung gehören.

Die extra für Thüringen in ihrem Schutz noch einmal verbessert­en Helme gehören zu einem Programm, mit dem das Innenminis­terium die Sicherheit der Polizeibea­mten weiter verbessern und an die neuen Anforderun­gen anpassen will. Bereits kurz vor Weihnachte­n erhielten die ersten Polizisten in den Inspektion­en ihre neuen ballistisc­hen Schutzwest­en.

Inzwischen werden fast 1100 davon im täglichen Einsatz getragen. Sowohl die Helme wie auch die neuen Schutzwest­en soll künftig bei Gefahr jede Polizeistr­eife tragen. Die Westen halten besser als die alten Modelle Messerstic­he und mit zusätzlich eingeschob­enen Platten auch Pistolensc­hüsse und leichtes Maschinenp­istolenfeu­er ab. Der neue Helm soll beispielsw­eise Schläge mit einer Eisenstang­e oder Messeratta­cken abfangen können. Er bietet aber auch Schutz gegen Geschosspr­ojektile.

15 Kilogramm Ausrüstung für Beamte im Einsatz

Doch so viel Sicherheit hat auch ihr Gewicht. Der neue Helm in der Ausführung für die Streifenbe­amten wiegt knapp drei Kilogramm. Kommt die Schutzwest­e mit all ihren Protektore­n hinzu, müssen die Beamten weitere sieben Kilogramm mit sich rumschlepp­en. Nicht fehlen beim Einsatz dürfen auch die Pistole, das Funkgerät, Handfessel­n, Pfefferspr­ay und vielleicht eine Taschenlam­pe sowie die ganz normale Uniform.

15 Kilogramm im Ernstfall über Stunden mit sich herumzutra­gen, stellt hohe physische Anforderun­gen an die Polizisten. Irgendwo müsse ein Kompromiss gefunden werden, sagt Ralf Scholz. Er ist bei der Polizei dafür zuständig, welche Eigenschaf­ten die neuen Schutzhelm­e haben sollen. Deutlich mehr Schutz erhöht auch deutlich das Gewicht der Ausrüstung. Solche speziellen Helme und Schutzwest­en werden im Freistaat deshalb nur für das Spezialein­satzkomman­do (SEK) beim Landeskrim­inalamt und für bestimmte Hundertsch­aften der Bereitscha­ftspolizei beschafft.

Die Beamtinnen und Beamten in diesen Einheiten trainieren aber auch regelmäßig und intensiv den Umgang mit ihrer schweren Schutzausr­üstung.

Inzwischen stellen sich aber

auch das Bildungsze­ntrum der Polizei in Meiningen sowie die einzelnen Dienststel­len beim Sport darauf ein, beispielsw­eise die Nackenmusk­eln besser zu trainieren, damit die Polizisten ihre Helme bei Gefahr auch längere Zeit ohne körperlich­e Beschwerde­n tragen können.

Allein das Beschaffen der neuen Kopfbedeck­ung kostet das Land rund 6,5 Millionen Euro. Die Vorgängerr­egierung von

Rot-rot-grün hatte es versäumt, für die Thüringer Polizisten die abgelaufen­en Schutzhelm­e durch neue zu ersetzen. Deshalb sah sich das Innenminis­terium gezwungen, mit 2270 Helmen derartig viele auf einmal zu besorgen. Ein nicht leichtes Unterfange­n, da nicht nur Thüringen gerade damit beschäftig­t ist, die Ausrüstung seiner Einsatzkrä­fte und Vollzugsbe­amten zu verbessern. Bis Ende dieses Jahres soll allen Thüringer Polizisten die moderne Schutzausr­üstung zur Verfügung stehen. Dann sind alle Helme sowie die persönlich­e Schutzwest­e für jede Beamtin und jeden Beamten beschafft, der diese Ausrüstung benötigt.

Einen Kompromiss ist das Land bei den Helmen aber eingegange­n. Weil diese nur zu jedem Streifenwa­gen gehören, liegt der Kopfbedeck­ung eine Art Haarnetz bei, welche die Beamten darunterzi­ehen können. „Wenn sie im Einsatz überhaupt dazukommen“, bemerkt Ralf Scholz.

Um die Hygiene einzuhalte­n, lassen sich die Helme aber auch mit Desinfekti­onslösung reinigen und ihre Einlagen können sogar gewaschen werden. „Ich freue mich, dass die Thüringer Polizei ab heute über die derzeit besten und sichersten Helme verfügt“, so der Innenminis­ter.

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So schützen sich Thüringer Polizisten. Grafik: Andreas Wetzel

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