Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Bald muss der Postmann schleppen ...

- VON FABIAN KLAUS

Kopfsteinp­flaster. Die arme Frau quält sich durch die Stadt. Einen Blick auf das Baby gibt der Kinderwage­n nicht frei. Die Dame flucht nicht. Sie scheint an den beschwerli­chen Weg gewöhnt. Welches Modell fährt sie eigentlich? Vorne zwei bewegliche Räder. Die erinnern von ihrer Größe und Beschaffen­heit an jene aus den Spielzeugg­eschäften. Sie wissen schon – diese, die man normalerwe­ise auf die kleinen Puppenwage­n aufzieht.

Nun gut: In einer Stadt wie Weimar, in der (gefühlt) ein Großteil der Fußwege innerstädt­isch mit Kopfsteinp­flaster verbaut ist, sollte man lieber auf stabile Räder setzen. Wenn mich unser Baby nur hören könnte ... Aber Moment: Nach einem dieser schlauen Mamibücher, die daheim rumstehen, kann es das ja. Was die Erwachsene­n da schwatzen? Lufträder? Bewegliche Räder? Mit Einsatz oder ohne?

Lässt sich der Wagen auch zum Buggy umbauen? Geht das schnell? Die Kinderwage­nsuche startet mit dem Eindruck aus Weimars Innenstadt.

„Haben Sie schon eine Frage?“Die freundlich­e Verkäuferi­n schaut uns milde lächelnd an. „Eine? Tausende.“Aber das denke ich mir in dem Moment und stelle keine. Angekommen in der Abteilung wird‘s komplizier­t. Welcher Stoff darf es denn sein? Die Farbe muss passen? Auf kei nen Fall schwarz, höre ich im Hinterkopf noch die bedrohlich wirkenden Worte aus dem erweiterte­n Familienra­t. Schließlic­h kommt unser Kind im Sommer zur Welt. So und nun? Zwei Stunden später schauen wir uns unentschlo­ssen an ... Nächste Station, ähnliches Bild. „Der ist schön.“Ja, das ist er. Da schienen wir nun endlich den richtigen Kinderwage­n schon am ersten Tag gefunden zu haben und dann das: Ein Paar kommt in den Laden, der Mann schaut die Verkäuferi­n fordernd an: „Und, ist unser Kinderwage­n repariert?“Da war also diese wunderbare voll gefederte Ausführung eines Babyneuwag­ens schon nach wenigen Wochen malade geworden und musste zur Reparatur. Die Federung war hin, schnappe ich noch auf. Meine Motivation, genau nach so einem Modell zu fragen – im Keller. Das verstehen Sie doch?

Das Ende vom Lied: Auf einen Kinderwage­n haben wir uns nicht geeinigt. „Stellt euch nicht so an, ihr Erwachsene­n“, höre ich unser Baby gedanklich sagen. Das Ende vom Lied: In den nächsten Tagen muss der Postmann schleppen. Warum? Wir haben unser Glück online versucht. Mal sehen, was dabei rauskommt.

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