Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Bald muss der Postmann schleppen ...
Kopfsteinpflaster. Die arme Frau quält sich durch die Stadt. Einen Blick auf das Baby gibt der Kinderwagen nicht frei. Die Dame flucht nicht. Sie scheint an den beschwerlichen Weg gewöhnt. Welches Modell fährt sie eigentlich? Vorne zwei bewegliche Räder. Die erinnern von ihrer Größe und Beschaffenheit an jene aus den Spielzeuggeschäften. Sie wissen schon – diese, die man normalerweise auf die kleinen Puppenwagen aufzieht.
Nun gut: In einer Stadt wie Weimar, in der (gefühlt) ein Großteil der Fußwege innerstädtisch mit Kopfsteinpflaster verbaut ist, sollte man lieber auf stabile Räder setzen. Wenn mich unser Baby nur hören könnte ... Aber Moment: Nach einem dieser schlauen Mamibücher, die daheim rumstehen, kann es das ja. Was die Erwachsenen da schwatzen? Lufträder? Bewegliche Räder? Mit Einsatz oder ohne?
Lässt sich der Wagen auch zum Buggy umbauen? Geht das schnell? Die Kinderwagensuche startet mit dem Eindruck aus Weimars Innenstadt.
„Haben Sie schon eine Frage?“Die freundliche Verkäuferin schaut uns milde lächelnd an. „Eine? Tausende.“Aber das denke ich mir in dem Moment und stelle keine. Angekommen in der Abteilung wird‘s kompliziert. Welcher Stoff darf es denn sein? Die Farbe muss passen? Auf kei nen Fall schwarz, höre ich im Hinterkopf noch die bedrohlich wirkenden Worte aus dem erweiterten Familienrat. Schließlich kommt unser Kind im Sommer zur Welt. So und nun? Zwei Stunden später schauen wir uns unentschlossen an ... Nächste Station, ähnliches Bild. „Der ist schön.“Ja, das ist er. Da schienen wir nun endlich den richtigen Kinderwagen schon am ersten Tag gefunden zu haben und dann das: Ein Paar kommt in den Laden, der Mann schaut die Verkäuferin fordernd an: „Und, ist unser Kinderwagen repariert?“Da war also diese wunderbare voll gefederte Ausführung eines Babyneuwagens schon nach wenigen Wochen malade geworden und musste zur Reparatur. Die Federung war hin, schnappe ich noch auf. Meine Motivation, genau nach so einem Modell zu fragen – im Keller. Das verstehen Sie doch?
Das Ende vom Lied: Auf einen Kinderwagen haben wir uns nicht geeinigt. „Stellt euch nicht so an, ihr Erwachsenen“, höre ich unser Baby gedanklich sagen. Das Ende vom Lied: In den nächsten Tagen muss der Postmann schleppen. Warum? Wir haben unser Glück online versucht. Mal sehen, was dabei rauskommt.